Alpenverein: Die Geschichte der Grazer Sektion

- Toller Blick: Grazer AV-Mitglieder bei einer Dachstein-Überschreitung im Frühjahr 2021.
- Foto: Olivia Feiertag
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Wandern wird immer beliebter: Daher lohnt sich ein Blick auf die Geschichte Grazer Alpenvereins-Sektion.
Die Faszination über die unaufhörliche Weite des Horizonts am Gipfel und die Ruhe vor dem stressigen Alltag treibt viele Menschen nicht nur zu Covid19-Zeiten in die Berge. Das Zusammenspiel von touristischer Erschließung, Erhaltung des Naturraumes und sportlicher Aktivität hat eine lange Geschichte und ist schon immer das zentrale Element des Alpenvereines, so auch der Sektion Graz.

- Der jüdische Bergsteiger Eduard (Edward) Bonyhady mit Kameraden auf dem Gipfel des Dachsteins.
- Foto: Tim Bonyhady
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Erstes Projekt: Grazer Hütte
Anfang Februar 1870 gründete der Rechtsprofessor Adalbert Michel mit Grazer Aristokratenkollegen die Grazer Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV), deren erster Obmann er werden sollte. Einige seiner Mitstreiter waren bereits Gründungsmitglieder des im Jahr davor entstandenen „Vereins der Gebirgsfreunde in Graz“ gewesen.
Ein ausschlaggebender Grund für die Anbindung an den Deutschen und nicht an den Österreichischen Alpenverein war die Ablehnung des Wiener Zentralismus. Hinzu kam der stärkere Einsatz des DAV für eine allumfassende touristische Erschließung der Berge.
In den ersten Jahren konnte die Sektion Graz aufgrund geringer Ressourcen und einer kleinen Mitgliederzahl nur bedingt aktiv werden. Im Vordergrund standen die Zusammenkünfte der Mitglieder, bei denen Vorträge gehalten, Netzwerke aufgebaut sowie Bergtouren und Publikationen geplant wurden. Eine rege Beteiligung aller Mitglieder herrschte bei der Veröffentlichung von touristischen und alpinwissenschaftlichen Aufsätzen zur Umgebung der Landeshauptstadt. Trotz begrenzter finanzieller Möglichkeiten unterstützte die Sektion schon früh Unternehmungen befreundeter Vereine sowie soziale Projekte. Das erste eigenständige Großprojekt war der Bau der „Grazer Hütte“ am Preber, die im September 1894 eröffnet wurde.

- Foto: Olivia Feiertag
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Antisemitismus wird Thema
Um 1900 begann der Zulauf zu steigen, sodass der Verein nach dem Ersten Weltkrieg erstmals über 1.000 Mitglieder zählte.
Spätestens seit diesem Zeitpunkt war auch der zunehmende Antisemitismus in der Bevölkerung zu einer brisanten Frage im Alpenverein geworden. Die einstimmig beschlossene Einführung des sogenannten „Arierparagraphen“ im Dezember 1919 war somit nur ein logischer nächster Schritt. Briefe jüdischer Sektionsmitglieder an den Vorsitz bezeugen die Betroffenheit und die dadurch entstandene innere Spaltung des Vereins. Zu den letztlich Ausgeschlossenen zählte etwa der Bergsteiger Eduard Bonyhady.
Der Alpenverein konnte sich zwar lange einer „Gleichschaltung“ entziehen, wurde aber nach dem „Anschluss“ 1938 schließlich doch in das NS-System integriert. Der DAV wurde als Fachverband für Bergsteigen in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert. Dies zeigte sich nicht zuletzt an der Ausrichtung der 1939 in Graz abgehaltenen Generalversammlung des DAV, in der diese neue Rolle das Hauptthema war.

- Mit Aktionen versucht der AV, die Berge sauber zu halten.
- Foto: C. Goliasch
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Sektion ist stark gewachsen
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dauerte es bis 1948, ehe die Grazer Alpenvereinssektion als „Alpenverein Zweig Graz – Steirischer Gebirgsverein“ eine Wiederbelebung erfuhr. Heute zählt die Sektion Graz rund 21.000 Mitglieder, betreut ehrenamtlich rund 1.400 Kilometer Wanderwege und ist Besitzerin von sieben Hütten, darunter das als „Alpenhotel“ bezeichnete Stubenberghaus am Schöckl. Ein zentrales Anliegen bleibt neben der sportiven Jugendarbeit und -förderung weiterhin der Aufbau und Betrieb eines weit verzweigten Weg- und Hüttennetzes, das zur Erkundung der Bergwelt einlädt. Daneben ist der Schutz des alpinen Naturraumes ein großes Thema.




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