Altes Handwerk in Graz: Vom Hut bis zur Schuhsohle

Erich Folkhard bindet in seiner Buchbinderei nicht nur Bücher. | Foto: Jorj Konstantinov
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Lieber Einzelstück als Massenware: In Graz legt man noch Wert auf Handwerk. Die WOCHE hat sich umgesehen.

Ob Reparatur oder Unikat – Handwerk boomt. Die WOCHE holt alte Gewerbe vor den Vorhang.

Die ältesten Betriebe von Graz
Die Buchbinderei Folkhard, Uhren Gerstner und die Schnellsohlerei Raubergasse – vormals Schuhmanufaktur Ullrich & Co. – haben eines gemeinsam: In Graz zählen sie zu den ältesten ihrer Art.
Den Uhrenmachermeister Gerstner gibt es bereits seit 1871: „Mein Chef Michael Gerstner, der mittlerweile auch Werkstättenleiter bei Weikhard ist, hat hier von seinem Vater gelernt“, erzählt der Mitarbeiter Christian Rohrbeck. Die älteste Uhr, an der er bisher gearbeitet hat, stammt von 1800.„Die Buchbinderei Folkhard gibt es seit 1946. Ich habe sie 1969 übernommen und betreibe sie bis heute“, erzählt Inhaber Erich Folkhard. Gebunden werden nicht nur Bücher: „Auch Geldscheine. Allerdings nicht für die Ewigkeit. Sie werden am Rücken geleimt, bekommen eine Hülle – zum Beispiel mit den Namen von Eheleuten – und können dann verschenkt werden.“

Alte Handwerke leben neu auf
Schon fast vergessenen Handwerken gehen Christoph Seewald, Karin Krahl-Wichmann und Thomas Petz nach.Die Hutmanufaktur Kepka & Söhne wurde 1910 gegründet. Krahl-Wichmanns Vater übernahm den Betrieb 1958: „Als er begann, alte Hutformen auszusortieren, war das wie ein Stich ins Herz für mich.“ Kurzerhand entschied sie sich, den Betrieb weiterzuführen. Rund zwei Tage dauert die Erstellung eines Hutes.
Christoph Seewalds seltenes Handwerk ist der Gitarrenbau. Egal ob Jazz-, Konzert- oder E-Gitarre, jede einzelne wird händisch hergestellt. Das Hauptgeschäft sind allerdings Reparaturen: „Auch, wenn eine neue Gitarre billiger zu erwerben wäre, geht es oft um den ideellen Wert“, so Seewald, während er auf eine über 100 Jahre alte Wappengitarre zeigt.

Einem seltenen Handwerk wandte sich auch der Wiener Thomas Petz zu: Er eröffnete vor zweieinhalb Jahren in der Murgasse die Hornmanufaktur Petz. „Das Hornkammmachen habe ich von meinem Großvater in der bereits stillgelegten Produktionsstätte gelernt. Er war froh, dass eines seiner neun Enkelkinder Interesse zeigte.“ Das Produktsortiment ist sehr breit gehalten, vom klassischen Hornkamm über Haarspangen bis hin zu Schmuck und Pfeffermühlen reicht die Palette.

Erich Folkhard bindet in seiner Buchbinderei nicht nur Bücher. | Foto: Jorj Konstantinov
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