Dr. Streit
Angst vorm Krampus: Zwischen Furcht und Respekt

Der Krampus kann Kindern aus Problemen helfen. | Foto: Christina Kipferling
  • Der Krampus kann Kindern aus Problemen helfen.
  • Foto: Christina Kipferling
  • hochgeladen von Lucia Schnabl

Dr. Philip Streit über den richtigen Umgang mit Krampus und Nikolaus.

Der Nikolaus liest mahnend die sogenannten Sünden des Kindes vor, der Krampus sorgt mit Gebrüll, Rasseln und bösem Schauen für Bedrohung und Strafe. Wenn sich das Kind nicht ändere, werde man mitgenommen, weg aus dem sicheren Kreis der Familie. Mehr oder Minder ein Direktticket zur Hölle. Wie wir heute wissen, sind solche "Erziehungsmethoden" effektlos. Traumatisierungen bei Kindern, wenn man diese unreflektiert dem Krampus aussetzt, sind zwar selten aber nicht ausgeschlossen.
Sollten wir also auf den Krampus verzichten? Nein, denn grundsätzlich sind Krampus und Nikolaus nicht sinnlos in unserer Kultur. Es kommt nur darauf an, wie wir dieses Traditionsbild verantwortungsvoll einsetzen. Der Nikolaus als Mahner und Kritisierer und der Krampus als Bestrafer sind dabei ein No-Go.

Wie können Sie dem Krampus würdig begegnen?
1. Nutzen Sie die Tradition von Krampus und Nikolaus, um ihren Kindern zu zeigen, wie die Dynamik zwischen Gut und Böse für ein gelingendes Leben genutzt werden kann.

2. Schieben Sie Ihre Erziehung nicht auf Nikolo und Krampus ab.

3. Beschreiben Sie den Nikolaus als jemanden, der gütig die Stärken des Kindes erkennt und ihm Mut macht, diese auszubauen. Lassen Sie den Nikolaus das vorlesen, was an ihrem Kind stark und gut ist.

4. Beschreiben Sie den Krampus als symbolische Instanz, der ihrem Kind helfen kann aus Problemen herauszukommen, indem das Gute genutzt wird.

5. Machen Sie die Tradition auch menschlich angreifbar. Bewahren sie aber auch das mystische an diesem Krampusritual.

6. Suchen Sie sich ganz genau aus und besprechen Sie sich vorher, wenn Sie einen Krampus und Nikolausdienst bestellen. Es sollte jemand sein, der Kindern liebevoll begegnen kann und sie letztendlich stärkt.

7. Sie können einen Krampuslauf besuchen. Lassen Sie ihre Kinder aber nie allein und unaufgeklärt.

Der Experte: Dr. Philip Streit

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz.
Telefon: 0316/77 43 44
Web: www.ikjf.at
Leser-Fragen bitte an: redaktion.graz@woche.at oder per Post an „WOCHE Graz“, Gadollaplatz 1/6. Stock, 8010 Graz

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.