"Zutiefst menschenverachtend"
Aufregung um Bordell-Plakat in Jakomini
Aktuell sorgt das großformatige Plakat eines Bordells am Schönaugürtel für Aufregung. Aus dem Amt der Bürgermeisterin kommen ob des Inhalts klare Worte. Seitens des Frauenrats der Stadt Graz prüft man rechtliche Schritte.
GRAZ/JAKOMINI. "Mädchentester gesucht", prangt seit kurzem in großen Buchstaben an der Mauer zum Parkplatz eines Grazer Bordells, direkt an einer der Grazer Hauptverkehrsrouten. Ebendiese Platzierung sowie die Wortwahl des Plakats stoßen nun auf Gegenwind.
"Abgesehen davon, dass dieser Text zutiefst menschenverachtend und ungustiös ist, muss man wissen, dass in der Steiermark Werbung für Bordelle per se verboten ist", so Heide Bekhit, Referentin für Frauen und Gleichstellung im Amt von Bürgermeisterin Elke Kahr. "Ich gehe davon aus, dass das eine Anzeige geben wird", führt Bekhit weiter aus, die sich erstaunt darüber zeigt, "wie sexistisch man sich heutzutage noch traut öffentlich zu plakatieren."
Dass von "Mädchen" die Rede ist, sieht sie problematisch, sei aber rechtlich wohl nicht relevant. "Auch in der Pornografie wird oft die Bezeichnung 'Mädchen' verwendet, weil das etwas Verniedlichendes und Erniedrigendes hat. Dann schreibt man dazu, dass alle Beteiligten älter als 18 Jahre alt sind und alles ist scheinbar wieder gut", meint die Mitarbeiterin der Bürgermeisterin, aber: "Natürlich ist es eine Anspielung auf Pädophilie."
Nachtklub-Betreiber relativiert
Der Betreiber des Nachtklubs äußert sich zum Thema, wie folgt: "Es ist mir vollkommen klar, dass das Wort 'Mädchentester' im ersten Moment darauf deutet, dass wir auf der Suche nach Männern sind, die Damen unseres Etablissements auf Qualifikationen ihrer Branche testen." Dies sei "natürlich nicht so" und "widerspricht moralisch, wie auch wirtschaftlich unserer Firmenphilosophie". Allerdings habe man Aufmerksamkeit erregen wollen.
Bei dem Aufruf gehe es darum, Personen zu finden, die Bewerberinnen "psychisch auf diesen schwierigen – wahrscheinlich 'den' härtesten Job der Welt vorbereiten". Denn, so der Betreiber weiter: "Finanzielle Engpässe, Perspektivlosigkeit oder Flucht aus einem fremden Land sollen kein Grund sein, den Weg in die Prostitution einzuschlagen." Daher wolle man durch viele Gespräche, intensive Vorbereitung und Veranschaulichung des Berufsalltages ein passendes Team finden.
Innerhalb der Branche sei dies zumeist nicht der Fall, betont der Betreiber, der kritisiert, dass Frauen oftmals mit falschen Vorstellungen "ins kalte Wasser geschmissen" werden und aufgrund dessen psychische Leiden entwickeln. Ihm gehe es auch darum, dass Frauen, denen es an der entsprechenden Berufserfahrung fehlt, nicht von Kunden ausgenutzt werden.
Frauenrat erwägt weitere Schritte
Inzwischen beschäftigt das Plakat am Schönaugürtel auch den Frauenrat der Stadt Graz, wie Geschäftsführerin Anna Majcan bestätigt: "Ich habe gestern das Sujet von einer Frau geschickt bekommen. Im ersten Moment war das auch für mich total arg, frauen- und menschenverachtend."
Seitens des Frauenrats hat man nun eine Prüfung des Sachverhalts im Hinblick auf das Prostitutionsgesetz und Werbeverbot veranlasst. Da es sich um ein heikles Gebiet handle, so Majcan, warte man noch auf eine rechtliche Einschätzung, ob und welche weiteren Schritte möglich sind.
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