Lehrlingsschwerpunkt Graz
Berufswahl: "Folge deinem Herzen"
Zwei Grazer Lehrlinge absolvieren auf dem zweiten Bildungsweg eine handwerkliche Ausbildung.
Die WOCHE hat zwei Menschen im Grazer Friseursalon Fell getroffen, die sich für eine Lehre auf dem zweiten Bildungsweg entschieden haben. Einer von ihnen ist Magdalena Hofmarcher, die eigentlich Soziale Arbeit und Geschichte studierte und mehrere Jahre als Sozialarbeiterin, zuletzt in der Wohnungslosenhilfe in Wien, tätig war. Im Mai dieses Jahres zog es die 28-Jährige nicht nur nach Graz, sondern auch mit einer Friseurlehre in ein komplett anderes Berufsfeld. "Es war klar, dass ich die Matura machen und dann studieren werde. Aber dieses Gefühl, dass ich Friseurin werden möchte, hat mich nicht losgelassen", erzählt Hofmarcher, die jedoch anfangs Zweifel hatte: "Ich habe lange überlegt, ob das überhaupt machbar ist, unter anderem finanziell." Mittlerweile ist sie stolz, dass sie den Mut hatte. "Ich glaube, viele würden gerne diesen Schritt machen, haben aber Angst vor einer Veränderung", so Hofmarcher und rät: "Auch wenn es kitschig klingt: Folge deinem Herzen." Eine Ansicht, die auch Luca Unger vertritt. Eigentlich hat er die HTL mit Schwerpunkt Bautechnik besucht. "Die Tätigkeit ist mir wichtiger als der Verdienst, denn ich möchte glücklich sein, wenn ich heimkomme", so Unger. Dass sie den Schritt gewagt haben, bereut keiner von beiden. "Manchmal gibt es Tage, an denen ich mich frage, was ich da eigentlich mache. Aber das Big Picture stimmt", so Hofmarcher und Unger ergänzt: "Es war definitiv die richtige Entscheidung."
"Man lernt nie umsonst"
"Alle haben immer gescherzt, aber mich nicht wirklich ernst genommen", erzählt Unger, der schon als Jugendlicher bei sich, seinem Bruder und Freunden für einen Haarschnitt sorgte. Hofmarcher hat Ähnliches erlebt: "Dass ich das so durchziehe mit allen Konsequenzen, hätten meine Eltern anfangs nicht gedacht. Aber ich bin immer für Überraschungen gut. Meine Eltern unterstützen mich sehr."
Von der Lehre mit Matura hält Hofmarcher viel: "Mit 15 Jahren weiß man nicht, was man machen möchte. Mit dieser Ausbildung steht dir alles offen." Die ehemalige Sozialarbeiterin gibt auch zu bedenken, dass man mittlerweile nicht mehr ein Leben lang das Gleiche mache. "Etwas, das man gelernt hat, geht nie verloren." Auch als Friseurin nützt ihr die bisherige Erfahrung: "Die Arbeitswelt ist zwar komplett verschieden, ich habe in meinem alten Job jedoch gelernt, stressresistent sowie flexibel zu sein und Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen."
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