"Big Solar": Wirbel um Wärmeprojekt
Grazer Firma ortet Vertragsbruch im Vorfeld der Errichtung einer Solarwärmeanlage nahe Graz.
Vor einigen Jahren war die Frage, woher wir unsere Wärme beziehen, noch nicht wirklich "sexy". Heute hat sich der Wind gedreht: In Zeiten, in denen täglich über den Klimawandel und CO2-Emissionen diskutiert wird, hat grüne Energie einen sehr hohen Stellenwert bekommen. Umso euphorischer waren die Beteiligten des "Big Solar"-Projektes: Im Süden von Graz soll nämlich nicht weniger als die weltgrößte Solarwärmeanlage entstehen und bis zu 20 Prozent des Fernwärmebedarfs der Murmetropole abdecken.
Zum Konsortium, das für die Errichtung zuständig ist, gehörten unter anderem die Energie Steiermark, der dänische VKR-Konzern mit der Tochter Arcon-Sunmark sowie der Grazer Solaranlagenspezialist Solid. Im Juni wurde allerdings bekannt, dass Solid in die Insolvenz geschlittert ist.
Verzug als Problem
Die Zahlungsunfähigkeit habe laut Geschäftsführer Christian Holter mit dem "Big Solar"-Projekt zu tun. "Wir haben der dänischen Firma Anfang 2016 das Projekt übertragen und vertraglich eine fixe Rücknahmeklausel vereinbart, wenn bis Jahresende 2017 nichts gebaut wird." 2017 wurden zwar Grundstücke in Kalsdorf bei Graz gesichert, "es ging aber recht zäh voran. Auch ein Genehmigungsverfahren wurde nicht einmal beantragt, es gab nur ein Vorgutachten. Dazu brachten Gespräche mit Förderstellen kein Ergebnis. Mit Ende des Vorjahres gab es dann zwar ein Grundstück, aber nicht mehr", erzählt Holter. So suchte er das Gespräch mit Arcon-Sunmark – ohne Ergebnis. "Daher haben wir heuer im März die Rücknahmeoption gezogen und von unserer Seite alle Vertragsbedingungen erfüllt. Die dänische Firma hat das aber nicht ernstgenommen." In der Zwischenzeit habe Solid neue Partner gesucht, ohne die Tür zu Arcon-Sunmark zuzuschlagen. "Diese haben aufgrund der unsicheren Situation ihre Zusagen aber zurückgezogen. Dann waren wir liquiditätstechnisch nicht mehr in der Lage, das Geschäft weiterzuführen." Holter fühlt sich wie im Kampf "David gegen Goliath. Wir haben knapp 30 Mitarbeiter, VKR ist ein Riesenkonzern."
Ziel: steirisches Projekt
Die Energie Steiermark hält an "Big Solar" jedenfalls fest. "Wir werden die Rolle des Projekt-Eigentümers übernehmen und versuchen, so viele steirische Betriebe wie nur möglich zu beteiligen, damit sich die regionale Wertschöpfung erhöht", sagt Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris. Gewisse Änderungen seien geplant: "Die Beheizung der Anlage soll nicht mit Gas, sondern mit Biomasse erfolgen." Man sei in Verhandlungen mit den Dänen. "Ohne Mittel vom Bund und der EU ist das Projekt aber nicht umsetzbar." Auch Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer, als Beteiligungsreferent zuständig für die Energie Steiermark, ist von "Big Solar" überzeugt: "Es werden Gespräche geführt, damit das Projekt zur Gänze in die Steiermark geholt wird. Eines der größten Klimaschutzprojekte wird Realität." Solid-Chef Holter will nicht klein beigeben und würde dem Projekt gern treu bleiben. "Lassen wir die Vergangenheit ruhen, berufen einen runden Tisch ein und reden über alles. Es wäre schade, wenn unser Know-how nicht mehr genutzt werden könnte."
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