34. Grazer Kleinkunstwettbewerb
Der Kleinkunstvogel flog zu "Ananas"

- Überglücklich über die Verleihung der Kabarettpreise: Lisa Holzner und Michael Diekers alias "Ananas" mit Kleinkunstvogel und Publikumsvogel bei den ersten Schnappschüssen.
- Foto: C. Pendl
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Der 34. Grazer Kleinkunstwettbewerb ist Geschichte und wieder einmal brachte das Grande Finale am 24. Oktober im Grazer Theatercafé die erfreuliche Erkenntnis, dass die Bezeichnung "Wettbewerb" ja eigentlich so gar nicht passt. Nicht zu gewinnen ist hier keine Schande, denn Kabarettgrößen wie Alfred Dorfer, Thomas Stipsits, Klaus Eckel oder Nadja Maleh waren einst schon im Finale des Grazer Kleinkunstwettbewerbs – und haben ihn dann doch nicht gewonnen. Viel eher darf man es schon als Schaulaufen kreativer künstlerischer Ideen aus der Welt des Nachwuchskabaretts bezeichnen. Eine Entscheidung über die besten Darbietungen zu treffen gestaltet sich angesichts der Vielfalt und Unvergleichbarkeit vieler Bühnenperformances oftmals als wirklich schwierig.
Jury- und Publikumswertung an Grazer Duo
Dennoch waren sich Jury und Publikum bei der diesjährigen Verleihung des Kleinkunstvogels absolut einig: In beiden Kategorien ging der Preis an die Grazer Lokalmatadore "Ananas": Das sind Lisa Alexandra Holzner und Michael Diekers. In ihrem Programm "Perspektiven des Lebens" präsentierten sie eine Bandbreite an heiteren Begegnungen und Erlebnissen des Alltags und zeigten dabei, dass sie sich nicht nur an der Oberfläche des Humors wohlfühlen. Daran erfreuten sich auch 58,8 Prozent des Publikums, die am Stimmzettel ihr Kreuzchen für die Verleihung des Publikumsvogels an die beiden Kabarett-Jungvögel aus Graz setzten.
Bühnenpräsenz, Charme und Chemie
Die fünfköpfige Jury, mit Fachleuten aus Kunst, Kultur und Kulturjournalismus, ließ den Hauptpreis "Kleinkunstvogel" mit folgender Begründung zu "Ananas" fliegen:
"Der Gewinner des Kleinkunstvogels 2020 greift Themen auf, die man im Kabarett eigentlich schon gut kennt und schafft es trotzdem immer wieder, überraschende Wendungen und Pointen zu setzen. Zudem ist hier eine Präsenz auf der Bühne, die umwerfenden Charme und prickelnde Chemie im Zusammenspiel hat – von diesem Duo würden wir uns ein abendfüllendes Programm zu sehen wünschen."
Mit einem solchen dürfen die Grazerin und der Grazer sowohl bei "La Notte" in Straden als auch im Grazer Theatercafé das Publikum beglücken und sich zudem über einen kleinen Geldbetrag sowie ein Fotoshooting mit dem Portrait- und Kabarettfotografen Ingo Pertramer freuen.
"Wir haben absolut nicht damit gerechnet, deswegen auch keine Zugabe vorbereitet, möchten uns aber herzlich bedanken bei allen, die heute da waren. Einen Riesenapplaus auch für die Technik und für alle, die uns heute so lieb betreut und diese Veranstaltung so gut organisiert haben. Wir freuen uns wirklich schon sehr, dass wir jetzt auch ein ganzes, großes Programm spielen dürfen. Dieses ist zwar noch in Arbeit, aber es wird groß." (Lisa Alexandra Holzner und Michael Diekers, Duo "Ananas")
Kreatives und pointenreiches Finale
Freuen dürfen sich auch die weiteren fünf Finalistinnen und Finalisten, denn ihnen allen ist ausnahmslos zuzutrauen, auch in Zukunft humorhungriges Publikum zu unterhalten. Jedenfalls haben sie, inklusive Finalabend sowie der drei Vorrundenabende von Mittwoch bis Freitag und des sogenannten "Schaulaufen" am Sonntag, für fünf wunderbar erfrischende Abende im Theatercafé gesorgt. Dafür darf man sich konkret bei Johannes Potmesil aus Rabensburg im Weinviertel bedanken, der draufgekommen ist, dass in seinem Studium der Theaterwissenschaft zu viel Wissenschaft und zu wenig Theater vorkommt und der im Theatercafé dann das gespielt hat, was er eine "minimalistische Groteske" nennt. Ebenso ein Applaus gebührt Moritz Huber aus Linz, der in Wien studierte und schließlich hier in Graz "frisch desinfiziert", wie er es nennt, mitreißend und pointiert aus seinem Leben erzählt hat. Sehr viel Talent zeigten auch das Duo "Gmeiner & Grinschgl", das sind die Oberösterreicherin Verena Gmeiner und die Grazerin Anja Grinschgl, die sowohl gesanglich auch als in Sachen Kreativität überzeugten. Der Wiener Wolfgang Ronzal, der "älteste Jungkabarettist Österreichs", bewies eindrucksvoll und pointenreich, dass man auch mit 78 Jahren noch ein Newcomer sein kann. Und Gerald Kaiser aus der Obersteiermark wusste gekonnt mit Dialekt, Bergerfahrung und Gitarre das Publikum humorgeladen und sprachkünstlerisch zu unterhalten.
Blick in die Zukunft
Jurysprecherin Angie Ott betonte, dass alle "verdammt gut" waren, auch schon viele etablierte Kabarettisten hier nicht gewonnen haben und "trotzdem etwas aus ihnen geworden ist". Zudem unterstreicht sie die Wichtigkeit der Veranstaltung für die österreichischen Nachwuchs-Kabarettisten. Großen Dank sprach Ott auch dem kabarettbegeisterten Publikum aus sowie vor allem dem Team des Theatercafés um Tanja Baumgartinger und Manfred Koch und insbesondere Organisator Simon Pichler, der schon zuversichtlich in die Zukunft blickt:
"Wir hier sind unverdrossen dabei, den 35. Kleinkunstwettbewerb vom 24. bis 28. März 2021 vorzubereiten, wir glauben an das Gute im Virus."
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