Der "Mobilitäts-Smoothie" – Barbara Muhr im Gespräch

Zwischen zwei Welten: Den Ehrgeiz und die Disziplin vom Tennisplatz hat Barbara Muhr in ihr berufliches Umfeld mitgenommen: "Ich wollte immer Karriere machen, dazu stehe ich." | Foto: geopho.com
  • Zwischen zwei Welten: Den Ehrgeiz und die Disziplin vom Tennisplatz hat Barbara Muhr in ihr berufliches Umfeld mitgenommen: "Ich wollte immer Karriere machen, dazu stehe ich."
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WOCHE: Sie nahmen 2010 als erste Frau im Vorstand der Holding Graz einen Posten ein. Ist das ein Thema, das Sie verfolgt?
Barbara Muhr: Ja, ich wurde in den letzten sechs Jahren immer wieder darauf angesprochen. Ich war in der 50-jährigen Unternehmensgeschichte die erste Frau im Vorstand. Es war für viele Herren der Schöpfung sicher eine Umstellung. Ich spüre das auch heute noch, dass manche Männer ein Problem haben, sich von einer Frau führen zu lassen. Ich finde es aber wichtig, darüber zu reden. Nach wie vor fehlen Frauen in Top-Führungspositionen. Ich möchte dazu beitragen, dass sich mehr Frauen trauen, diese Verantwortung zu übernehmen.

Wie gehen Sie mit der Verantwortung als Vorstandsdirektorin von etwa 3.000 Mitarbeitern um?
Führungsverantwortung zu übernehmen und mit Menschen arbeiten zu wollen, ist Voraussetzung und das Wichtigste in meinem Job. Ich denke übrigens, dass Diversität in einem Team das Beste ist. Nicht nur ein gesunder Mix aus Mann und Frau, sondern Alt und Jung ist gefragt, da so alle voneinander lernen können.

Managen Frauen anders als Männer?
Dass Frauen und Männer unterschiedlich sind, ist eine Tatsache. Es ist sicher unbestritten, dass Frauen in Summe eine sozial höhere Kompetenz aufweisen. Es immer nur auf das Thema Geschlecht zu reduzieren, muss nicht sein. Solange jedoch von selbst nichts weitergeht, halte ich auch eine Frauenquote als bewusstseinsbildenden Schuhlöffel.

Ursprünglich galt Ihre Leidenschaft ja dem Tennis. Sind Sportler die besseren Chefs?
Der Sport ist eine Lebensschule. Man lernt von früh auf, sich Ziele zu stecken. In der Wirtschaft ist es genauso wie beim Sport wichtig, ergebnisorientiert, zielstrebig und diszipliniert zu sein. Im Sport lernt man auch, zu verlieren und Niederlagen einzustecken. Ich habe mit sechs Jahren begonnen, Tennis zu spielen und war auch auf dem besten Weg, eine Profikarriere zu starten. Leider habe ich mich dann mit 15 aber schwer verletzt. Ich bin nach wie vor tennisaffin und Präsidentin des Steirischen Tennisverbandes. Gestern Nacht habe ich mir den Wecker auf 3.30 Uhr in der Früh gestellt, um Dominic Thiem in Australien anzufeuern.

Hilft Ihnen der Sport auch, mit der Kritik in Ihrem Beruf fertigzuwerden, gerade im Bereich "Öffentlicher Verkehr"?
Ich habe täglich ungefähr 300.000 Beraterinnen und Berater (Anm. Grazer Bevölkerung). Ich sage immer, ich habe die billigste Unternehmensberatung der Welt. Die Menschen jammern leider oft, wenn etwas nicht passt. Dabei ändert sich momentan vieles. Die E-Mobilität in Graz nimmt zu und auch das Bewusstsein verändert sich. Zu meiner Studienzeit wurde man schief angeschaut, wenn man keinen Führerschein hatte. Im urbanen Lebensraum verzichten heute schon viele auf ein Auto. Wir sind im "Smoothie-Zeitalter". Vor ein paar Jahren kannte keiner einen Smoothie. Genauso sage ich, bieten wir einen "Mobilitäts-Smoothie" an.

Ihr Bereich ist Mobilität und Freizeit – was fällt alles darunter?
Von den Öffis zum Bad zur Sonne bis zum Schöckl beschäftige ich mich täglich mit unterschiedlichen Dingen. Würde ich meinen Job in einem Satz beschreiben, dann, dass wir täglich dafür zuständig sind, dass für die Menschen in dieser Stadt die Lebensqualität passt. Man steht in der Früh mit uns auf, wenn man das Licht einschaltet. Dann geht man ins Bad und braucht Wasser und ist wieder mit der Holding in Kontakt. Dann fährt man vielleicht öffentlich in die Arbeit, und nach der Arbeit kommt die Freizeit.

Die Holding steuert ja fast den gesamten Lebensbereich in Graz.
So ist es, wir haben so viele Berührungspunkte bis hin zum Flughafen oder der Bestattung. Wir begleiten die Menschen sozusagen von der Wiege bis in den Himmel.

Steckbrief

Geboren am 7.9.1966 in Graz.
Besuchte das Akademische Gymnasium.
Studierte Rechtswissenschaften in Graz.
Nach dem Gerichtsjahr bei der Raiffeisen gearbeitet, dann bei der Steiermärkischen Sparkasse, war dort Unternehmenssprecherin.
Seit 2010 im Vorstand der Holding Graz tätig.
Präsidentin des Steirischen Tennisverbandes.

WOCHE-Wordrap

Mein Lieblingsbuch ist ... Pippi Langstrumpf.
Ich gehe nicht schlafen ohne ... ein Glas Wasser am Nachtkasterl stehen zu haben.
Am liebsten reise ich ... auf meine Insel.

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