Die Bim fährt in Graz nun viel leiser vorbei

Kooperation ist auf Schiene: Markus Gross (ZF), Mark Perz, Wolfgang Malik, Günter Riegler, Daniel Härter (ZF/v.l.) | Foto: Holding Graz
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Holding setzt bei den Trams auf eine neue digitale Zustandsüberwachung. Das entlastet auch die Anrainer.

Die Variobahn als "Rumpel-Bahn"? So wurden die Bim-Garnituren der neuesten Generation in Graz häufig von Anrainern, die, wenn die Tram vorbeifuhr, über eine erhöhte Lärmbelastung klagten, bezeichnet. Schuld daran sind mitunter sogenannte Flachstellen: Durch die ungleichmäßige Abnutzung am Radreifen rollt das Rad nicht mehr sanft über die Schiene, sondern gleitet und schlittert am Gleis. Als erste Konsequenz sind dann meist Schläge oder ein Rumpeln während der Fahrt zu hören und zu spüren.
Bei größerer Abnutzung sind dann auch weitere Folgeschäden an Rad und Schiene möglich – eine unbefriedigende Situation für die Holding Graz, die zunächst versucht hat, diese Flachstellen mithilfe einer stationären Messanlage aufzuspüren. Das brachte allerdings nicht den gewünschten Erfolg. Seit Kurzem gibt es aber neue Hoffnung.

Deutsches Know-how

"Gemeinsam mit den Graz Linien richteten wir unser System so aus, dass es diese Art von Fehlerquelle früh und präzise erkennt", erklärt Markus Gross, Leiter Produktlinie Bahn-Antriebssysteme bei ZF, einem weltweit aktiven Technologiekonzern, der Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik liefert.
Das deutsche Unternehmen hat in Graz das Condition Monitoring System "connect@rail" im Serieneinsatz getestet. Dieses System überwacht den Zustand von Schiene und Bahnrädern mithilfe von Bluetooth-Sensoren auf dem Drehgestell der Fahrzeuge. Aus tagesaktuellen Messdaten, wie Beschleunigung und Vibrationen, können so Schäden frühzeitig erkannt werden, um sie anschließend zu beheben.

Weniger Geräusche

Nach der Pilotphase im Jahr 2019 unterzeichneten die Graz Linien und ZF eine Kooperation für den Dauereinsatz. Seit Ende des Vorjahres ist "connect@rail" im Serieneinsatz, der erste Zwischenbericht liegt nun vor: In Summe konnten bereits sieben Flachstellen unmittelbar nach Auftreten korrekt identifiziert und behoben werden. "Mit ,connect@rail' lassen sich unsere Instandsetzungen tagesaktuell planen, was die Geräuschbelastung für die Anwohner auf ein Minimum reduziert. Wir sparen Material und Kosten, da wir die Räder gezielt abdrehen können", ist Thomas Kerschberger, Spartenbereichsleiter Werkstätten der Graz Linien, zufrieden.

Zusammenarbeit wird vertieft

"Mit dem digitalen Monitoring-System von ZF konnten wir die Zuverlässigkeit und vor allem die Sicherheit des Straßenbahnverkehrs noch weiter steigern", freut sich auch Mark Perz, Vorstandsdirektor Mobilität und Freizeit. Kein Wunder, dass die Zusammenarbeit nun intensiviert wird: Im nächsten Schritt werden weitere zehn Fahrzeuge mit dem System ausgestattet. Holding-CEO Wolfgang Malik streicht abschließend auch heraus, dass der Konzern immer bestrebt sei, den Ressourceneinsatz zu optimieren. "Ich bin daher stolz, dass in Zusammenarbeit mit ZF eine digitalisierte, im Liniennetz dynamisch einsetzbare Sensorik entwickelt werden konnte, die einen emissionsarmen, effizienten Straßenbahnbetrieb ermöglicht."

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