Hügelgräber und mehr
Die Spuren aus der Römerzeit im Grazer Stadtgebiet

In der Nähe der Bründlteiche befinden sich mehrere Grabhügel aus Römischer Zeit. Diese zählen zu den prominentesten Beispielen archäologischer Funde aus dieser Zeit.  | Foto: MeinBezirk.at/Marie Ott
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  • In der Nähe der Bründlteiche befinden sich mehrere Grabhügel aus Römischer Zeit. Diese zählen zu den prominentesten Beispielen archäologischer Funde aus dieser Zeit.
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Sie finden sich vereinzelt und doch auch prominent: Archäologische Spuren aus der Römerzeit im Grazer Stadtgebiet. MeinBezirk.at hat mit der Stadtarchäologin Susanne Lamm (Graz Museum) insbesondere über die Hügelgräber gesprochen.

GRAZ. Es gibt sie auch in Graz: Spuren aus der Römerzeit. Dieser Begriff beschreibt meist die Zeit der römischen Republik beziehungsweise der römischen Kaiser, sprich etwa vom fünften Jahrhundert vor Christus bis ins vierte Jahrhundert nach Christus. Aber um es gleich vorweg zu sagen: Einen waschechten "Römer", also einen Bürger der Stadt Rom, der zu diesen Zeiten lebte, hat es wohl nicht bis in die steirische Gegend verschlagen. Die bekannteste Fundstätte in der Steiermark aus dieser Zeit ist natürlich Flavia Solva, eine römische Stadt, die im Bezirk Leibnitz (damals gehörte das Gebiet zur römischen Provinz Noricum) liegt. 

Flavia Solva war zur Römerzeit die einzige größere Stadt in der weiteren Umgebung. Ansonsten war das Gebiet der heutigen Steiermark ländlich beziehungsweise landwirtschaftlich geprägt mit mehreren Dörfern. | Foto: Waltraud Fischer
  • Flavia Solva war zur Römerzeit die einzige größere Stadt in der weiteren Umgebung. Ansonsten war das Gebiet der heutigen Steiermark ländlich beziehungsweise landwirtschaftlich geprägt mit mehreren Dörfern.
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"Die Steiermark kann man sich in Punkto Besiedelung zur Zeit der Römer nicht so wie heute vorstellen", erklärt die Grazer Stadtarchäologin Susanne Lamm, "Flavia Solva war die einzige Stadt in der weiteren Umgebung. Ansonsten gab es viele Dörfer, etwa in Gleisdorf, Kalsdorf und Bruck an der Mur, das Grazer Becken war wohl ländlich beziehungsweise landwirtschaftlich geprägt." Auch wer damals hier gelebt hat, weiß Lamm: "Das waren romanisierte, keltische Stämme. Die Römer haben im Zuge ihrer Feldzüge aber vor allem auch durch Handel ihre Kultur verbreitet und die ansässige Bevölkerung so romanisiert."

Susanne Lamm ist Leiterin der Stadtarchäologie am Graz Museum. Sie kennt die Geschichte hinter den Grazer Hügelgräbern. | Foto: Sebastian Reiser
  • Susanne Lamm ist Leiterin der Stadtarchäologie am Graz Museum. Sie kennt die Geschichte hinter den Grazer Hügelgräbern.
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Hügelgräber im Grazer Becken

Auf diese Weise wurden auch viele Brauchtümer übernommen, was sich nicht zuletzt in den markantesten Beispielen archäologischer Funde aus der Römerzeit in Graz widerspiegelt. An vielen Ort im Stadtgebiet finden sich nämlich Hügelgräber, die prominentesten liegen im Bezirk Straßgang nahe der Bründlteiche sowie im Leechwald im Bezirk Mariatrost. Diese Hügelgräber können einen Durchmesser von bis zu acht Metern und eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen. "Ahnenverehrung war ein wichtiger Bestandteil der römischen Kultur", erklärt Susanne Lamm, "In Rom wurden Hügelgräber entlang von Straßen, die aus und in die Stadt führten, angelegt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie auch hier in Sichtweite der eigentlichen Behausungen angelegt wurde." Die Hügelgräber bei den Bründlteichen stammen übrigens aus der römischen Kaiserzeit, also etwa aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus.

Die Grabhügel stammen aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. | Foto: MeinBezirk.at/Marie Ott
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Zeugnisse der Wohnorte, etwa in Form von Grundmauern wie in Flavia Solva, konnten im Grazer Raum bis heute zwar nicht wissenschaftlich untersucht werden, man könne sich die Besiedelung aber wahrscheinlich in Form einzelner römischer Villen, sprich Landhäuser, vorstellen, wo Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde, so Lamm. Die Verstorbenen wurden übrigens bevor sie in den Hügelgräbern zur Ruhe gebettet wurden verbrannt, meist mitsamt Grabbeigaben. "Grabbeigaben waren Alltagsgegenstände, aber auch Nahrung", berichtet Lamm, "Münzen finden sich unterdessen als Einzelstücke und waren als Tribut an den Fährmann ins Jenseits gedacht.
Diese wurden dabei unter der Zuge des Verstorbenen platziert." Da diese Form der Bestattung sehr aufwendig war, kann zudem davon ausgegangen werden, dass es sich bei den zur Ruhe gebetteten Menschen um reichere Anwohnerinnen und Anwohner mit einem größeren Familienkreis gehandelt hat. "Mitunter kann es vorkommen, dass mehrere Generationen im selben Grabhügel bestattet wurden", berichtet Lamm.

Vereinzelte Funde

Abgesehen von den Grabhügeln wurden vereinzelte Fundstücke aus der Römerzeit im gesamten Grazer Stadtgebiet entdeckt. "Man hat rekonstruieren können, dass am Fuße des Schlossbergs einst eine Straße verlaufen ist, wahrscheinlich im Bereich der heutigen Sporgasse und Murgasse", weiß Susanne Lamm, "vermutlich gab es dort auch einen Übergang über die Mur". Auch im Bereich der Alten Poststraße in der Umgebung von Reininghaus wird davon ausgegangen, dass sich dort einst eine römische Straße befunden hat. "Leider konnte bislang noch hier kein Zeugnis, auch nicht im Zuge der derzeitigen Bauarbeiten in Reininghaus, davon entdeckt werden", so Lamm.

Am Grazer Hausberg, dem Schöckl wurden auch zahlreiche Artefakte aus römischer Zeit gefunden. Mittlerweile geht man davon aus, dass sich dort ein Heiligtum für die Menschen der Umgebung befunden hat. | Foto: IfA, Universität Graz
  • Am Grazer Hausberg, dem Schöckl wurden auch zahlreiche Artefakte aus römischer Zeit gefunden. Mittlerweile geht man davon aus, dass sich dort ein Heiligtum für die Menschen der Umgebung befunden hat.
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Anders sieht die Sache unterdessen am Grazer Hausberg aus. Am Schöckl finden immer wieder Ausgrabungen statt, die zahlreiche Artefakte aus römischer Zeit zutage förderten. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass sich hier ein Heiligtum für die gesamte Region befunden hat, ähnlich dem heutigen Frauenberg. Auf diesem befand sich in römischer Zeit die Tempelanlage der Stadt Flavia Solva. Ob das auch für den Grazer Schlossberg möglich sein könnte, ist unterdessen fraglich. "Der Schlossberg war vermutlich damals schon ein markanter Punkt", überlegt Susanne Lamm, "Aber die Fund- und Faktenlage ist einfach zu dünn, als dass wir genaue Aussagen über seine Stellung treffen können."

Vom Hilmteich aus wird Geidorf am 16. März bei einem Stadtspaziergang archäologisch erkundet. | Foto: MeinBezirk.at/Roland Montaperti
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Geidorf archäologisch erleben

Wer übrigens die Hügelgräber im Leechwald selbst besuchen möchte, hat am Samstag, den 16. März dazu die Gelegenheit. Dann lädt die Grätzelinitiative Margaretenbad gemeinsam mit Susanne Lamm zum Stadtspaziergang, der sich den archäologischen Aspekten des Grazer Bezirks widmet. Treffpunkt ist um 11 Uhr beim Hilmteich-WC. Lamm wird anschließend Interessierten die frühesten Spuren von Besiedelung in Geidorf zeigen, gemeinsam wird auch die archäologischen Sammlung der Karl-Franzens Universität besucht. 

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