Ein Fest für Pachamama

Doña Celia mit ihrer Caja
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Pachamama ist die Erdgöttin in der altandinen Religion. Die indigene Bevölkerung der Andenregion sieht in ihr die alles Leben durchziehende Energiequelle. Sie schenkt allen Kreaturen das Leben und nährt sie. In diesem Sinne weißt die Erde Merkmale einer Mutter auf, die nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist.

Heute ist Pachamama ein bestimmender Faktor der indigenen Identität. Das Konzept der Pachamama bietet der indigenen Bevölkerung eine Orientierungsfunktion und dient ihr sowohl zur Verankerung der eigenen Identität, als auch zur Bewahrung des soziokulturellen Lebens.

In Amaicha del Valle, im Nordwesten Argentiniens, finden jährlich zwei Feste zu Ehren der Mutter Erde statt. Im argentinischen Herbst, Ende Februar, findet das Erntedankfest statt und Anfang August ein großes Frühlingsfest. Das nationale Fest der Pachamama wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und fuhr deshalb in das kleine Dorf Amaicha del Valle.

Die Festivitäten in Amaicha del Valle beginnen am Donnerstag, dem Tag der Comadres (Taufpatinnen), und haben ihren Höhepunkt am Sonntag mit der Wahl zur neuen Pachamama.

Während der Feierlichkeiten finden verschiedene Rituale statt. So zählt es zum Brauch einen Steinhaufen, Apacheta, zu bauen und dabei, von einer Caja begleitet, zu singen. Anschließend wird ein Loch vor dem Steinhaufen gegraben und Opfergaben wie Cocablätter, Zigaretten und Früchte der Pachamama dargebracht. Dadurch soll garantiert werden, dass Mutter Erde dem Dorf auch in diesem Jahr gut ist. Die Zeremonie wird von viel Lärm begleitet, was den vom letzten Karneval noch betrunkenen Teufel (el Pujllay) aufwecken soll. Kommt der Teufel in diesen Tagen heraus, so bleibt die Freude im Dorf und es wird verhindert, dass er während des Jahres unheil stiftet.

Das Fiesta de la Pachamama wird abendlich von argentinischen Tänzen (Tango, Zamba, Cueca, Chacarera und Gato), Folklore und der Coplera begleitet. Die Coplera ist eine Gruppe von Frauen und Männern fortgeschrittenen Alters, die mit ihrem Gesang und pre-hispanischen Rythmen lokale Geschichten, indigenen Glauben und Praktiken verbreiten. Auch Doña Celia Segura, die 2012 und 2013 die indigene Gemeinschaft als Pachamama vertrat, ist ein Mitglied der traditionellen Coplera. Sie lud uns in ihr Haus ein und erzählte uns von ihrem Alltag als Pachamama-Königin.

Doña Celia Segura ist 80 Jahre alt, ist seit 55 Jahren mit Gaucho Belo Andrade verheiratet, hat sechs Kinder und 25 Enkelkinder. Als Pachamama vertritt sie die Comunidad Indigena de Amaicha del Valle nach außen und setzt sich für ihre Bedürfnisse ein. Auf diese Weise wurden seit 2011 25 Stipendien an Hochschulen in Tucumán, Salta und Jujuy erlangt. Das viele Reisen, das mit den Aufgaben der Pachamama verbunden ist, veränderte auch die Auswahl der Pachamama, wie uns Celia erzählt. Traditionell wurde stets für die älteste Frau als neue Pachamama abgestimmt, nun hält der Rat der Alten eher nach einer „jüngeren“, sympatischen und durchsetzungsfähigen Frau ausschau.

Der Sonntag ist der Höhepunkt des Festes. Gaucho Belo Andrade führt hoch zu Ross, in einer Hand die Zügel seines Pferdes und in der anderen Hand die argentinische Flagge haltend, die Parade an. Ihm folgen die Coplera und die in der Sänfte getragene Alhajita, ein junges Mädchen, das die neue Aussaat und die Reproduktion der Amaicheños symbolisiert. Dann betreten Doña Celia Segura, die Coplera, die Alhajita und ein Teufel die Bühne. Doña Celia gibt eine letzte Ansprache bevor sie die „Krone“ Felisa de Balderrama übergibt. Auf die ersten Worte der Pachamama-Königin 2014 folgen Ofrendas. Die alte und die neue Pachamama gießen Wein über einen auf der Bühne bereits errichteten Apacheta. Dann beginnt der Umzug mit aufgeschmückten Karossen und traditionell gekleideten Tänzern und Tänzerinnen. Man merkt, der Karneval hält Einzug!

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