Ein tiefer Blick mit eingeschränkter Sicht

Besser verstehen: WOCHE-Redakteur Max Daublebsky (l.) versucht mit Hilfe von Siegfried Steiner nachzuvollziehen, welche Hindernisse sehbehinderte Menschen jeden Tag überwinden müssen. | Foto: geopho.com
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WOCHE-Redakteur Max Daublebsky hat einen Vormittag lang versucht zu erleben, wie man sich als Sehbehinderter fühlt.

Tack – zuerst der linke Fuß. Tack – dann der rechte. Ganz langsam, Schritt für Schritt. Tack – links. Tack – rechts. Die Umgebung rund um mich ist nur schemenhaft erkennbar. Tack – links. Langsam macht sich Unsicherheit breit: wie weit bin ich schon gegangen? Bin ich auf dem richtigen Weg? Tack – linker Fuß nach vor. Noch ein Stück in die gleiche Richtung. Tock. Kurzes zögern. Der Blindenstock ist auf Widerstand gestoßen.

Vorübergehend sehbehindert

Ich trage eine Brille, die eine schwere Sehbehinderung simuliert und schon die ersten Schritte aus dem Odilien Institut hinaus auf die Straße scheinen kaum überwindbar. Erst jetzt, ohne mich auf sie verlassen zu können, wird mir so richtig bewusst, welche Aufgaben meine Augen im Alltag oft ganz unbewusst übernehmen: Vieles, das sonst selbstverständlich ist und funktioniert, ohne darüber nachzudenken, ist plötzlich harte Arbeit.

Alltägliches neu lernen

Und genau darauf will Siegfried Steiner aufmerksam machen. Am Grazer Odilien Institut ist er unter anderem für das Training von sogenannten „lebenspraktischen Fertigkeiten“ (LPF) zuständig. „Alltägliche Dinge, die sehende Menschen selbstverständlich beherrschen, sind für Sehbehinderte und Blinde alles andere als das“, erklärt der Sozialpädagoge.
Gemeinsam mit seinen sehbehinderten Klienten versucht er deshalb, genau diese lebenspraktischen Fertigkeiten zu erarbeiten: Wie schenke ich mir ein Glas ein? Wie ertaste ich beim Bezahlen den Wert einer Münze? Wie finde ich mich auf der Straße zurecht? Zusätzlich versucht Steiner Mitarbeitern, Schulklassen und anderen Interessierten mit Hilfe von Augenbinden und Spezialbrillen zu vermitteln, mit welchen Herausforderungen die knapp 50.000 Menschen mit Sehbehinderung in der Steiermark zu kämpfen haben. Er erklärt, wie man den Wert einer Münze ertastet (die 10-Cent-Münze ist zum Beispiel kleiner als die 20-Cent-Münze und hat kleinere Rillen an ihrem Rand), wann man über die Straße gehen darf (das akustische Signal der Ampel wird schneller), und wie man sich Wasser einschenkt, ohne auszuschütten (den Finger in das Glas halten und spüren, wann es voll ist).

Einen Fuß vor den anderen

Eingeschränkt durch meine Spezialbrille bewege ich mich also langsam weiter. Vor mir zeigt der Blindenstock Hindernisse auf, hinter mir sorgt Herr Steiner dafür, dass unser Spaziergang ohne Zwischenfälle bleibt. Es beruhigt, zu wissen, dass er da ist, während ich konzentriert einen Fuß vor den anderen setze. Vor jedem Schritt schlägt der weiße Stock am Asphalt auf: tack – links, tack – rechts. Der kurze Weg ist anstrengend und dauert länger als gedacht. Jedes kleine Hindernis wird zu einer großen Aufgabe und mein Respekt für die Leistung von Menschen mit Sehbehinderung steigt mit jedem Meter.
Ich kann nach einem Vormittag nur erahnen, was es wirklich heißt, sein Leben lang nicht mehr sehen zu können, doch schon jetzt bin ich froh, die Sehbehinderung gemeinsam mit der Brille wieder absetzen zu können.

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