"Fridays for Future"-Serie
"Es wird neue Formen von Geschäften brauchen"

Die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" sind sich sicher, dass Lebensmitteln wieder ein höherer Wert zugeschrieben werden sollte. | Foto: Dekagramm
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  • Die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" sind sich sicher, dass Lebensmitteln wieder ein höherer Wert zugeschrieben werden sollte.
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Die Klimakrise ins Bewusstsein der Menschen rücken, die dramatischen Auswirkungen anschaulich machen: Das wollen die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" erreichen. MeinBezirk.at gibt ihnen die Plattform für regelmäßige Gastkommentare. Heute stellt Alena Zöch das Geschäft "Das Dekagramm" vor und spricht mit Gründerin Verena Kassar. 

GRAZ. Heute wollen wir eine Initiative vorstellen, die nachhaltiges Einkaufen in Graz möglich macht. Das Geschäft „Das Dekagramm“ befindet sich am Joanneumring 16. In Zeiten der Klimakrise ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen solche Angebote annehmen. Weiters ist es wichtig, dass die Politik mehr Rahmenbedingungen schafft, dass es solche Einkaufsmöglichkeiten bei jedem/jeder ums Eck gibt.

Alena Zöch: Wie ist es zur Gründung des Dekagramms gekommen und was war eure Vision?
Verena Kassar: Das Dekagramm ist unser Zero-Waste-Markt und wurde nach der Entstehung der Marke "Das Gramm" gegründet. Wir wollten ein breites Sortiment an unverpackten Produkten mit Impact und auch die Möglichkeit zur Bewusstseinsbildung im Alltag bieten. Die Vision ist, eine ganz einfache Möglichkeit anzubieten, jeden Tag etwas zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz beizutragen.

Was unterscheidet das Dekagramm von einem Supermarkt?
Unser Team wählt das Sortiment mit sehr viel Bedacht und Recherche aus. Es werden kleine regionale Produzentinnen und Produzenten unterstützt und Bio ist bei uns aus Gründen des Klimaschutzes Standard. Wir sind nicht gewinnorientiert, es steht keine große Kette oder Familie hinter unserem Konzept, bei uns unterstützt man direkt die Produzentinnen und Produzenten und alle Personen, die bei uns im Geschäft stehen. Wir wünschen uns, dass der Wert von Lebensmitteln wieder steigt und bei den Non-Food-Produkten wieder genau auf die Inhaltsstoffe oder Lieferkette geschaut wird. Bei uns kann man z.B. mit seiner Käsebox oder leeren Müslischachtel vorbeikommen und sie mit Bio-Produkten wieder auffüllen, ohne dabei Müll zu erzeugen. Ebenso ist es möglich, Kleinmengen oder Großgebinde zu kaufen, genau so viel Gramm, wie man braucht.

Glaubst du, dass es für eine klimagerechte Zukunft mehr Geschäfte wie das Dekagramm braucht?

Eine gute Zukunft für alle wird meiner Meinung nach nur mit Zusammenhalt und Kooperationen funktionieren. Der Kapitalismus ist nicht die Lösung für eine faire Welt, daher wird es neue Formen von Geschäften brauchen. Ich sehe das Dekagramm mit seiner Marke "Das Gramm" als Pioniermodell einer klimagerechten Zukunft und auch als Angebot für andere innerstädtische Firmen zu kooperieren und abzuschauen. Um mehr Menschen ein klimagerechtes Leben in der Stadt zu ermöglichen, müssen Subventionen geschaffen werden, die regionale, klimagerechte Betriebe finanziell unterstützen.

"Der Kapitalismus ist nicht die Lösung für eine faire Welt, daher wird es neue Formen von Geschäften brauchen", sagt Dekagramm-Gründerin Verena Kassar. | Foto: Dekagramm
  • "Der Kapitalismus ist nicht die Lösung für eine faire Welt, daher wird es neue Formen von Geschäften brauchen", sagt Dekagramm-Gründerin Verena Kassar.
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Woher bekommt ihr eure Produkte? Gibt es Kooperationen mit lokalen Bauern?
Wir haben zwei größere Lieferanten, von denen wir wöchentlich eine Lieferung bekommen, das ist die Schälmühle Nestelberger aus Oberösterreich und der Großhändler Biogast, von dem wir z.B. Zitrusfrüchte beziehen. Alle anderen Lieferanten sind kleine Betriebe und regionale Produzentinnen und Produzenten. Wir bieten auch Sammelbestellungen "Frisch vom Hof" an, um eine größere Menge abnehmen zu können und so auch die regionalen Bauern planbar zu unterstützen, z.B. Obst- Gemüsekisten, Saisonprodukte, aber auch vegane
Fleischersatzprodukte.

Was sind deine 3 Lieblingsprodukte, die man unbedingt ausprobieren sollte?
Ich liebe unser Haferdrink-Pulver und kann es als perfektes Das-Gramm-Produkt weiterempfehlen: Im Mehrwegglas oder offen erhältlich, schmeckt richtig gut und ist so praktisch, weil man sich jederzeit frische Hafermilch mixen kann, ganz ohne Zusätze und ohne Müll. Meine Kollegin Pezi macht hausgemachten Levakas (veganer Leberkäse) und
der ist großartig. Und nie mehr ohne den Kalklöser von Uni Sapon. Vielseitig einsetzbar und gerade beim Grazer Wasser ein ökologisches Wundermittel.

Wie geht es euch momentan finanziell, spürt ihr die Teuerung sehr? Wie kann man euch unterstützen?
Finanziell ist heuer wohl das härteste Jahr, seit wir 2016 aufgesperrt haben. Als junges Unternehmen haben wir noch keinen Puffer aufbauen können. Das ist im Lebensmittelbereich generell schwierig und die Corona-Zeit hat uns sehr viel Substanz gekostet. Aktuell laufen wir auf Sparbetrieb, d.h. wir haben alles reduziert, was möglich war. Wenn man möchte, dass es uns weiterhin gibt und auch bei uns mitmachen möchte, kann man uns mit monatlichen Supportbeiträgen unterstützen. Das fängt beim Mini-Gramm, d.h. 5€ pro Monat, an und geht bis zu drei Gramm, d.h. 100€ pro Monat. Genauere Informationen dazu findet man hier.
Und natürlich freuen wir uns über jeden Einkauf und jede Kooperationsanfrage, denn das zeigt uns auch, dass wir weitermachen sollen.

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