Grazer haben das letzte Wort

R. Muhr ist auf der Suche nach dem österreichischen „Wort des Jahres 2010“.	geo
  • R. Muhr ist auf der Suche nach dem österreichischen „Wort des Jahres 2010“. geo
  • hochgeladen von Katharina Prügger

Heuer wird die Wahl besonders schwer, denn irgendwie war’s ein ,Gatschjahr‘ – alles konstant miserabel“, gibt Rudolf Muhr eine Aussicht auf den 9. Dezember. Bis dahin dürfen Herr und Frau Österreicher nämlich noch online über ihr „Wort des Jahres 2010“ abstimmen. „In Deutschland gibt’s diese Wahl schon seit 1972. Ich habe 1999 dann den Schnitt gemacht und sie zu einer rein österreichweiten Wahl umfunktioniert. Denn die zwei Länder sind politisch und sozial so weit voneinander getrennt – das wäre ja so, als hätten Amerika und England ein gemeinsames ,Wort des Jahres‘“, erinnert sich Muhr, der Mann, der in der 7-köpfigen Grazer Wortjury den Ton angibt, an die Anfänge.

Keine leeren Worte

„Wir haben aus fast 4.000 Einsendungen für das ,Wort bzw. Unwort‘ des Jahres die jeweils besten zehn herausgesucht – das letzte Wort haben aber wortwörtlich die Bürger selbst“, schmunzelt Muhr. Was aber muss der Ausdruck denn haben, um sich den besonderen Titel „des Jahres“ zu verdienen? „Natürlich muss er in irgendeiner Form für das öffentliche Leben wichtig gewesen sein“, erklärt Muhr, „aber Achtung: Viele wichtige Wörter werden häufig verwendet, aber nicht alle häufig verwendeten Wörter sind wichtig. Bei Ausdrücken wie ,Reform‘ oder ,Krise‘ sind wir zum Beispiel schon völlig abgestumpft.“ Etwas anders ist das dagegen beim Unwort des Jahres: „Das sind Bezeichnungen, die meist entweder massiv abwertend oder schlicht und einfach Schwindelwörter sind.“

Nur nicht wortkarg

Aber ganz egal, wie die Wahl ausgehen wird, ein falsches Wort des Jahres wird es niemals geben. „Diese Wahl soll vor allem zum Nachdenken anregen. Als der ,Lebensmensch‘ 2008 den Titel absahnte, musste ich beleidigende Mails von Germanisten und hocherfreute Mails von Haider-Fans lesen. Mir blieb damals nur zu sagen: ,Was kann ein armes Wort dafür, wie es einem im Mund umgedreht wird oder wer es wählt?‘“, lacht Muhr. Aber eines bleibt bei dieser Wahl wohl immer sicher: Es fehlen absolut keinem die Worte ...

Zur Wahl für das Wort des Jahres 2010 stehen:
1. Abschiebungsministerin
2. elektronische Fußfessel
3. fremdschämen
4. Generation 2.0
5. Grasservermutung
6. Intelligenzruine
7. Kabinenparty
8. Photoshoplifting
9. Rehleinaugen
10. verhaltenskreativ

Unwort des Jahres 2010:
1. E-Card-Urlaub
2. humane Abschiebung
3. Migrationshintergrund
4. Minarettspiel
5. Notverstaatlichung
6. Transparenzdatenbank
7. Türkenmilch/Türkmilch
8. Unschuldsvermutung
9. Verpartnerung
10. Verländerung

Wörter der letzten Jahre:
2009: Audimaxismus
2008: Lebensmensch
2007: Bundestrojaner
2006: Penthousesozialismus

Unwörter der letzten Jahre:
2009: Analogkäse
2008: Gewinnwarnung
2007: Komasaufen
2006: ätschpeck

Abstimmung: www.oewort.at

Und was ist das (Un-)Wort des Jahres für unsere Regionauten? Wir sind gespannt ...

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