Große Angst vor dem Zusperren

Die Hoffnung stirbt zuletzt: In der Einrichtung machen Betreuer und Bewohner gute Miene zur schwierigen Lage. | Foto: geopho
  • Die Hoffnung stirbt zuletzt: In der Einrichtung machen Betreuer und Bewohner gute Miene zur schwierigen Lage.
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Die Stimmung in der Trainingswohnung Flosslend war gelinde gesagt schon einmal besser. Kein Wunder, bangen die Mitarbeiter doch um ihre Jobs und die Bewohner um „ihr“ Zuhause (Info unten). Ein Schicksal, das man in Zeiten des Sparpakets mit vielen Einrichtungen teilt, doch Trost ist das keiner.

Wir waren diese Woche vor Ort, nicht um über Millionen da und Schulden dort zu diskutieren, sondern um den Betroffenen, stellvertretend für viele andere, eine Stimme zu geben (siehe unten). Denn: „Wir werden mit September von derzeit neun auf sechs Mitarbeiter gekürzt“, seufzen die beiden Betreuer Eno Zajic und Gigi Rönfeld. Das sei schlimm, doch es drohe, noch schlimmer zu kommen. Und zwar mit der neuen Leistungsverordnung, die 2012 in Kraft tritt. Dabei soll das Personal noch einmal um ein Drittel gekürzt werden. Für die Trainingswohnung wäre das ein Todesurteil. „Davor fürchten sich unsere Bewohner. Die Ängste lösen bereits körperliche Beschwerden aus“, so Zajic und Rönfeld.

Sie und ihre Kollegen hätten immerhin eine Wahl. Nicht aber die Bewohner: Sie sind behindert, „ob sie wollen oder nicht“, ärgern sich die Betreuer über die ihrer Meinung nach „nicht vorhandene Weitsicht“. Denn was würde passieren? „Unsere Kunden müssten Vollzeit betreut werden und das ist wesentlich teurer als bei uns.“

TRAININGSWOHNUNG FLOSSLEND

Die zu Mosaik gehörende Einrichtung gibt es seit mittlerweile 15 Jahren. Sie bietet Platz für sieben Bewohner, ein weiterer ist in der Außenwohnung in der Idlhofgasse untergebracht. Es wohnen hier ausschließlich Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung. Trotzdem gehen alle einer Beschäftigung nach, in der Trainingswohnung lernen sie ein eigenständiges Leben. 80 Prozent schaffen den Schritt in die Selbstständigkeit.

DAS SAGEN DIE BETROFFENEN:

Die Trainingswohnung Flosslend wird von den Sparmaßnahmen des Landes betroffen sein. Die WOCHE hat die Bewohner befragt, wie es ihnen damit geht und was die Trainingswohnung für sie eigentlich bedeutet. Hier sind ihre Antworten:

Jakob, 24 Jahre: „Für mich bedeutet die Trainingswohnung, dass man sich an Regeln halten muss, dass es mir hier Spaß macht und ich hier Freunde gefunden hab. Wenn ich von den Sparmaßnahmen höre, dann geht’s mir Sch...! Die Politiker glauben, sie müssen sparen, aber das ist der falsche Weg. Ich hoffe, dass das am Montag (Anm.: die Menschenkette) geholfen hat und die Politiker noch einmal nachdenken.“

Markus, 26 Jahre: „Hier kann man ohne Stress viel lernen: Wäsche waschen, Kochen, Putzen, Aufkehren, mit dem Geld umgehen ... Es wäre nicht notwendig bei Behinderteneinrichtungen einzusparen, weil man soll ja nicht denen was wegnehmen, die eh fast nichts haben.“

Martina, 21 Jahre: „Mein eigenes Zimmer hier ist mir wichtig, auch die Betreuer, weil die sehr lieb sind zu mir. Auch die Bewohner – so wie ich – sind lieb. Es gefällt mir, ich hab mich gut eingelebt und viel gelernt: Kochen, Wäsche waschen, Staub saugen ... Wie ich hier eingezogen bin, konnte ich das nicht.“

Astrid, 23 Jahre: „Die Trainingswohnung ist eine Vorbereitung für eine eigene Wohnung. Ohne sie kann ich das nicht alles lernen. Darum geht’s mir jetzt schlecht, weil ich glaube, dass die Betreuer in Zukunft weniger da sein werden.“

Patrick, 21 Jahre: „Ich finde das blöd. Das wird immer bei denen gemacht, die Schwierigkeiten haben wie wir, also Menschen mit Beeinträchtigung.“

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