Jung trifft Alt: Wie die Beziehung gelingt
Beziehungen mit großem Altersunterschied sind nicht immer einfach. Dr. Streit gibt Tipps, wie sie gelingen können.
Ein Partner, der deutlich älter ist, führt im Familien- und Freundeskreis oft zu Gesprächsstoff. Die Skepsis ist groß, ob die Beziehung aufgrund des großen Altersunterschieds halten wird. Der Familienflüsterer gibt Tipps, wie man als einer der Partner mit einer solchen Situation umgehen sollte.
Bestätigung durch Jüngeren
Ein großer Altersunterschied in einer Paarbeziehung ist nicht selten. Laut einer Studie haben über 40 Prozent der Männer eine jüngere Partnerin, bei Frauen sind es hingegen 27 Prozent, die in einer Beziehung mit einem jüngeren Partner sind. Dabei sei festgehalten, dass der Altersunterschied kein Kriterium für eine glückliche Beziehung ist. Viele Menschen fühlen sich durch einen jüngeren Partner bestätigt und sind fasziniert. Zu den Herausforderungen gehört, dass die Partner verschiedenen Generationen angehören, was oft zu unterschiedlichen Auffassungen über Leben und Beziehung führt.
Tipps für Partner
Das Entscheidende ist, aus den Abhängigkeitsfallen wie Elternersatz herauszukommen und den Partner so zu nehmen und so sein zu lassen, wie er ist. Ideen dafür, wie eine Beziehung mit großem Altersunterschied am besten gelingt, gibt unser Familienflüsterer:
1. Selbstreflexion. Nehmen Sie sich Zeit und überlegen Sie, aus welchen Beweggründen Sie sich für einen jüngeren bzw. älteren Partner entschieden haben. In sich hineinhören und etwas Geduld genügen schon, um eine Antwort darauf zu bekommen.
2. Aufarbeiten. Sprechen Sie mit Personen, die Ihnen wichtig sind, über Ihre bisherigen Erfahrungen.
3. Freiräume. Gerade bei Partnern mit großem Altersunterschied ist es wichtig, dass jeder sein eigenes Projekt, seine eigene Insel hat, sonst können wechselseitige Abhängigkeiten schnell den Alltag bestimmen.
4. Austausch. Nehmen Sie sich Zeit für den wechselseitigen Austausch. Hören Sie dem anderen zu und ermutigen Sie ihn. Vermeiden Sie Anschuldigungen und versteckte Nötigungen.
5. Verzichten. Seien Sie bereit, Abstriche zu machen und reflektieren Sie das auch offen. Genießen Sie die Vorteile des Altersunterschieds, womöglich kann man sich besser anlehnen und auf eine größere Reichhaltigkeit und Weisheit zurückblicken.
6. Selbstständigkeit. Nochmals: Vergessen Sie nicht, an Ihrer Eigenständigkeit zu arbeiten, sich Ihr eigenes Reich zu schaffen – dies mit wechselseitigem Respekt.
7. Intimität. Achten Sie, unabhängig vom Alter, darauf, dass Sie sich in Momenten der gegenseitigen Begegnung und Resonanz kreieren. Diese inneren Momente machen das Salz der Beziehung aus, nicht äußere Ekstase.
DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut sowie Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz. Es ist das größte Familientherapiezentrum in der Steiermark.
Tel.: 0316/77 43 44
Fax: 0316/76 39 19
Web: www.ikjf.at
Im Jänner 2016 hat er das „M42“, das neue Begegnungs- und Therapiezentrum des Institutes in der Moserhofgasse, eröffnet.
Jede Woche beantwortet der Psychologe in der „WOCHE“ eine Frage aus dem Themenfeld Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen richten Sie bitte an die Redaktion. Die E-Mail-Adresse lautet:
redaktion.graz@woche.at oder
auf dem Postweg an „WOCHE Graz“, Gadollaplatz 1/6. Stock, 8010 Graz.
Kürzlich ist auch „Philips kleine Fibel. Neue Autorität – Wie es Ihnen gelingt, Ihren Job als Eltern gut zu machen“ erschienen. Zu bestellen ist das Buch unter akjf@akjf.at oder unter 0699/16 03 001.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.