Umbenennung erfolgt
Kernstockgasse heißt jetzt Maria-Stromberger-Gasse
Die Kernstockgasse ist Geschichte. Ab sofort lautet der neue Name des Straßenzuges im Bezirk Gries Maria-Stromberger-Gasse. Damit soll ein sichtbares Zeichen für die Erinnerungskultur in Graz gesetzt werden, erklärt Vizebürgermeisterin Judith Schwentner.
GRAZ/GRIES. Schon letztes Jahr wurde es angekündigt, jetzt ist die Umbenennung der Kernstockgasse in Maria-Stromberger-Gasse offiziell umgesetzt. Der Straßenname, der auf den Dichter Ottokar Kernstock, einem Wegbegleiter des Nationalsozialismus, zurückgeht, war von einer Expertinnen- und Expertenkommission als problematisch eingestuft worden. "Damit setzen wir ein sichtbares Zeichen, wen wir ehren wollen, und übernehmen als Menschenrechtsstadt Verantwortung für den Umgang mit unserer Geschichte", erklärt Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) zur Umbenennung.
"Nur etwa sieben Prozent der Verkehrsflächen in Graz sind derzeit nach Frauen benannt. Mit unserem Antritt als Regierungskoalition haben wir begonnen, dies Schritt für Schritt konsequent zu korrigieren.“
Auch die grüne Gemeinderätin Manuela Wutte, auf deren Initiative der Antrag im November 2023 im Gemeinderat angenommen wurde, zeigt sich über die Umsetzung der Umbenennung erfreut: "Ottokar Kernstock war ein Rassist und geistiger Wegbereiter des Nationsozialismus. Mit Maria Stromberger haben wir als neue Namensgeberin eine mutige Frau, deren Widerstand gegen das NS-Regime beinahe in Vergessenheit geriet, ausgewählt."
Wer war Maria Stromberger?
Maria Stromberger gilt als "Engel von Auschwitz". Die in Graz lebende und arbeitende Frau setzte sich gegen das NS-Regime, ehe sie 1942 als Krankenschwester nach Auschwitz, ins Stammlager, versetzt wurde. Dort verrichtete sie ihren Dienst trotz grausamer Umstände und unterstützte eine illegale Widerstandsgruppe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren ihre Aussagen im polnischen Auschwitzprozess gegen Rudolf Höß, der von 1940 bis 1943 Kommandant in Auschwitz war, und Carl Clauberg, Gynäkologe in Auschwitz, der diese Position für (tödliche) Experimente an weiblichen Häftlingen ausnutzte, bedeutend.
"Ich will sehen, wie es wirklich ist, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun", soll sie gesagt haben, als sie sich von einem Kärntner Lazarett, in dem sie dienstverpflichtet war, freiwillig nach Polen versetzen ließ – Stromberger hatte über die Zustände gehört, konnte aber nicht glauben, dass mit Menschen so umgegangen werden würde. Am 1. Oktober 1942 trat sie ihren Dienst als Oberschwester im SS-Revier an.
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