Trauer
Künstler und Aktionist Günter Brus im 85. Lebensjahr verstorben

Der wohl berühmteste Auftritt von Günter Brus: Beim "Wiener Spaziergang 1965" wurde er verhaftet. | Foto: Ludwig Hoffenreich/Günter Brus
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  • Der wohl berühmteste Auftritt von Günter Brus: Beim "Wiener Spaziergang 1965" wurde er verhaftet.
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Große Trauer in der heimischen Kunst- und Kulturszene: Der weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Aktionist Günter Brus ist im Alter von 85 Jahren verstorben.

STEIERMARK. Die Steiermark hat ihm sogar ein eigenes Museum gewidmet, seit 2011 beschäftigt sich das "Bruseum" mit seinem Lebenswerk: Die Rede ist von Günter Brus, dem Pionier der "Body Art", der den Körper als Ausdrucksmedium in die Kunst eingeführt hat, der am Samstag (9. Februar) im Alter von 85 Jahren verstorben ist.

Stolz auf den steirischen Vorreiter: Christopher Drexler mit Paradekünstler Günter Brus. | Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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Brus wurde im „Anschlussjahr“ 1938 in Ardning in der Obersteiermark geboren, er wuchs in Mureck an der slowenischen Grenze auf. Die ersten Jahre verbrachte er bei seinen Großeltern, ehe ihn seine Eltern zu sich in die Südoststeiermark holten. Nach der Volks- und Hauptschule besuchte Günter Brus – unterstützt von einer Nachbarin, die sein künstlerisches Talent erkannte – von 1954 bis 1958 die Kunstgewerbeschule in Graz, deren ausgezeichneter Abschluss ebnete ihm den Weg in die Akademie für angewandte Kunst in Wien.

Brus: Skandale und Haftstrafen

In den 1960-er-Jahren entwickelt Brus sein Konzept der „Körperanalysen“, bei dem er elementare existenzielle Erfahrungen thematisiert. Brus verzichtet auf jegliches künstlerisches Material und agiert ausschließlich mit seinem Körper und dessen Funktionen: „Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis, wird er auf der Seite der "Neuen Galerie" des Universalmuseums Joanneum zitiert.

Sein Name ist heute noch heute untrennbar mit dem "Wiener Aktionismus" verbunden. Gemeinsam mit Otto Mühl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler zählt er zu den zentralen Protagonisten dieser künstlerischen Bewegung, die in Österreich zu den radikalsten des 20. Jahrhunderts gehörte.  Seine erste Kunstaktion, in der er den Körper als künstlerisches Medium einsetzte, trug den kroatischen Namen seiner Frau, "Ana". Es folgten Aktionsserien mit den programmatischen Titeln "Selbstbemalung" (ab 1964) und "Selbstverstümmelung" (ab 1965). Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt die öffentliche Aktion "Wiener Spaziergang" (1965), bei der er – im Anzug, vollkommen weiß bemalt, eine schwarze Linie zieht sich vom Kopf bis zum rechten Fuß – durch die Wiener Innenstadt promenierte.

Ausstellung im 2011 eröffneten "Bruseum". | Foto: Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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Die Intervention im öffentlichen Raum wurde rasch unterbrochen und der Künstler wegen Störung der öffentlichen Ordnung mit einer Geldstrafe belegt. Nach Aufforderung von Gerhard Rühm flieht er mit seiner Frau Anna und der zweijährigen Tochter Diana unverzüglich nach Berlin.  In den 1970er-Jahren kombiniert Brus seine Zeichnungen mit seinem literarischen Schaffen und prägt damit den Begriff der „Bild-Dichtung“. Mit dieser hat Brus jene poetische Sphäre gefunden, in der er 50 Jahre lang medienübergreifend gearbeitet hat.

Vom Buhmann zum Helden

Nachdem seine Haft- in eine Geldstrafe umgewandelt worden ist, kehrt Brus mit seiner Familie 1979 zurück in die Steiermark. Der wohlverdiente Erfolg stellt sich ein und während er wie ein Obsessiver jedes Jahr rund tausend Zeichnungen anfertigt, erhält er retrospektive Ausstellungen in Bern, London, Luzern, Amsterdam, Paris und schließlich 1986 auch in Wien. Zehn Jahre später verleiht man ihm in Anerkennung für seine künstlerischen Verdienste den österreichischen Staatspreis. Der viel geschmähte wird zu einem viel geschmückten – oder wie es Brus es selbst doppeldeutig formuliert hat: „Ich habe mich ausgezeichnet.“

Stadt und Land trauern um Brus

Im Februar 2023 wurde Günter Brus mit dem Ehrenring der Stadt Graz ausgezeichnet. Kulturstadtrat Günter Riegler in einer ersten Reaktion: „Brus war ein Künstler von Weltformat, der in seiner Arbeit bis an die Schmerzgrenze vordrang. Ich habe ihn als liebenswerten und humorvollen Menschen kennengelernt, den ich sehr vermissen werde.“ Auch eine offizielle Beileidsbekundgebung der Grazer Stadtregierung wurde bereits veröffentlicht.

Brus-Ausstellung in New York 2020, damals mit Wolfgang Muchitsch, Marleen Leitner und Michael Schitnig, Evamaria Schaller, Christopher Drexler, Michael Haider, Eva Pichler, Josef Wurm und Roman Grabner. | Foto: davidplakkemedianyc
  • Brus-Ausstellung in New York 2020, damals mit Wolfgang Muchitsch, Marleen Leitner und Michael Schitnig, Evamaria Schaller, Christopher Drexler, Michael Haider, Eva Pichler, Josef Wurm und Roman Grabner.
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Landeshauptmann Christopher Drexler, in der Steiermark für die Kultur zuständig, hatte stets ein gutes Verhältnis zum renommierten Künstler: "Er zählte zu den weltweit wichtigsten bildenden Künstlern und hat die Steiermark durch sein Schaffen als ein Land von Kunst und Kultur in eine internationale Auslage gerückt." Drexler ermöglichte sogar eine eigene Brus-Ausstellung in New York 2020 – zu deren Eröffnung Brus aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen konnte ... 

Inhaltliche Quelle: Universalmuseum Joanneum/Neue Galerie

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