Leben mit Krebs: Nur der Augenblick zählt
Seine Krankheit und das Glück: Darüber schreibt Lebensberater Andreas Herz in seinem Buch.
Andreas Herz nimmt einen Schluck Cappuccino: "Ich kann mir jetzt vorstellen, dass ich neue Metastasen bekomme. Aber ich kann auch diesen Moment im Kaffeehaus genießen. Was ist realer?" Er stellt die Tasse ab und lächelt. Es gibt Sätze, die klingen leicht wie Plattitüden. Wenn Herz sie sagt, ist das nicht so. Er sagt zum Beispiel: "Im Leben gibt es immer Leiden, ich kann entscheiden, wie ich damit umgehe."
Vor acht Jahren wurde bei Andreas Herz Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Es folgten weitere Diagnosen: Hodenkrebs, Metastasen im Brustkorb und im Hals. Viele Operationen folgten, die letzte vor zwei Jahren. "Manchmal wollte ich sterben", so der 45-Jährige.
Was er festgestellt hat: "Gegen Schmerzen kann ich oft Medikamente nehmen. Aber was mache ich mit meinen Gedanken und Ängsten?"
Diplom vom Dalai Lama
Körperliche und mentale Gesundheit ist der Fokus seines Berufs: Der Mann ist Lebensberater, deren Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Österreich und leitet seit 12 Jahren sein Therapiezentrum.
Durch den Krebs hat Herz viel gelernt, wie er sagt: "Weil ich alle Tiefen kenne, kann ich anderen gut helfen." Er hält Achtsamkeits-Seminare, in denen Krebspatienten neben Top-Managern sitzen. Nun hat er sein Buch "Steh auf und geh weiter" geschrieben. Darin erzählt der Lebensberater seine persönliche Geschichte und gibt konkrete Hilfestellungen für den Alltag, etwa in Form von Atemübungen.
Seine Kraft bezieht er schon lange großteils aus fernöstlichen Weltanschauungen. Er hat Buddhistische Philosophie studiert und sein Diplom vom Dalai Lama bekommen. 15 Jahre lang hat er Unterricht bei einem Zen-Meister genommen. Meditation ist ein fixer Teil seines Lebens. "Man kann die Aufmerksamkeit lenken. Alles was wirklich zählt, sind schöne Momente. Niemand kennt die Zukunft." Realitätsverweigerung? Realitätsgestaltung.
"Geheilt bin ich nicht. Aber im Leben gibt es immer auch Leiden. Wovon soll ich also geheilt sein? Vom Leben?", sagt er und sein Gesicht strahlt auf in hunderten Lachfalten.
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