Paul Pizzera ruft auf: Begegnen wir einander mit mehr Respekt und Offenheit!
Als Botschafter der Special Olympics sind Paul Pizzera Menschen mit Behinderung ein großes Anliegen.
In sechs Tagen beginnen die Special Olympics Winter Games, die in Graz, Ramsau und Schladming ausgetragen werden. Neben anderen Prominenten ist auch der erfolgreiche Kabarettist und Sänger Paul Pizzera stolzer Botschafter dieser Winterspiele und gibt seinen Namen sehr gerne dafür her. "Die wahnsinnige Dankbarkeit, die einem entgegengebracht wird, ist herzergreifend", erzählt Pizzera über seine Erfahrungen mit Menschen mit Behinderung.
Herzenswärme und Toleranz
Bereits während seines Studiums arbeitete der 28-Jährige als Lern- und Freizeitbetreuer für Menschen mit Behinderung und hat im Rahmen dieser Tätigkeit einen anderen Blickwinkel in ihre Welt bekommen. "Die Menschen sind so unglaublich empathisch, sie spüren gleich, ob es dir gut oder schlecht geht und trösten dich, ohne dass du etwas sagen musst", zeigt sich Pizzera begeistert von ihrer Herzenswärme. Behinderte Menschen zeigen einem laut Pizzera auf, worauf es im Leben ankommt. "Daher sollten wir alle einander mit mehr Offenheit, Respekt und Toleranz begegnen", sagt der Weststeirer, der seit Jahren in Graz lebt und führt aus, dass dies auch nach den Special Olympics von großer Bedeutung ist. "In unserer Gesellschaft gibt es in diesem Bereich schon eine große Fürsorge und Akzeptanz, aber nach oben hin soll es keine Grenzen geben", erinnert sich Pizzera an seinen Schützling, einen damals 17-jährigen Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten, der auch im Rollstuhl saß. "Er ging wahnsinnig gern rutschen und zuerst regten sich die Menschen auf, als man fragte, ob man vorbei darf. Aber als sie erkannten, dass eine behinderte Person darum bat, setzte sofort von allen Seiten Verständnis und Hilfsbereitschaft ein", erzählt der Entertainer, der zuletzt 5.500 Besucher in der Grazer Stadthalle begeistert hat.
Beeindruckende Leistung
Die Leistungen der Special-Olympics-Athleten lobt er in höchsten Tönen. "Es ist unfassbar beeindruckend", sagt Pizzera und hält ausdrücklich fest, wie wichtig die Eltern, Betreuerteams und Ärzte für die Erfolgserlebnisse der Athleten sind. Weiters appelliert er für weniger Berührungsängste. "Man braucht keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen, wenn man jemandem helfen möchte. Man bekommt so unheimlich viel Wärme zurück und es ist ein wichtiger Baustein für soziale Intelligenz", betont der Kabarettist und führt aus, dass man von Menschen mit Behinderung sehr viel über das "richtige G’spüren" und die innere Harmonie mit sich selbst lernen kann. "Sich gegenseitig mit Respekt und Toleranz zu begegnen und versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen und zu verstehen, wie es dem anderen geht", ist nach Pizzera der richtige Ansatz.
NACHGEFRAGT ... bei Wolfgang Palle
"Graz ist bei Barrierefreiheit eine der führenden Städte"
Wolfgang Palle ist Beauftragter der Stadt Graz für Menschen mit Behinderung. Die WOCHE befragte ihn über die Situation von Menschen mit Behinderung in der steirischen Landeshauptstadt:
Wolfgang Palle: Graz ist in puncto Barrierefreiheit und Antidiskriminierung eine der führenden Städte und nimmt auch eine Vorbildfunktion ein. Es gibt ein eigenes Referat für barrierefreies Bauen und es ist ein großes Plus, dass die Barrierefreiheit da von vornherein berücksichtigt wird. Auch der Behindertenbeirat der Stadt Graz ist eine gute Einrichtung. Dort sitzen Vertreter von Menschen mit Behinderung mit Entscheidungsträgern der Stadt zusammen und können sich direkt austauschen. Weiters hat Graz als einzige Stadt einen Aktionsplan für die Umsetzung der UN-Konvention.
Die Situation im privaten Bereich ist nicht so gut. Es braucht mehr Parkplätze in der Innenstadt und die Lokale, die barrierefrei erreicht werden können, sind sehr überschaubar. Dabei geht es nicht nur um Menschen im Rollstuhl, sondern auch um blinde, gehörlose oder chronisch kranke Personen. Wichtig ist, dass die Barrierefreiheit überall vorangetrieben wird.
WOCHE-WISSEN
Die Europäische Plattform für Selbstvertreter (EPSA) ist ein Rat für Menschen mit Behinderung. Als Überbegriff wählt EPSA die Formulierung "Menschen mit Behinderung" und unterteilt dies in "Menschen mit Körper- oder Sinnesbehinderungen" und "Menschen mit Lernschwierigkeiten". Der Begriff "mental/geistig behindert" ist nicht mehr gebräuchlich. Auch "Menschen mit besonderen Bedürfnissen" wird nicht mehr verwendet.
Mehr Infos zu den Special Olympics gibt es hier.
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