Perfektion ist zu wenig

Realistisch, aber nicht demotivierend: Sabine Ilger berät Start-Ups bei der Unternehmensgründung. | Foto: Furgler
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  • <b>Realistisch, aber nicht demotivierend:</b> Sabine Ilger berät Start-Ups bei der Unternehmensgründung.
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Will man als junges Unternehmen durchstarten, braucht man in erster Linie eine zündende Idee. Aber auch die richtige Beratung kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Die Unternehmensberaterin Sabine Ilger hat dafür einiges Wissen in den USA gesammelt.
WOCHE: Wie sind Sie auf die Beratung von Start-Ups gekommen?
Sabine Ilger: Dazu gab es zwei Impulse: Einerseits die Absolvierung meines MBA an einer Universität in Los Angeles, dort ist der Zugang zum Unternehmertum ein ganz anderer. In den USA probiert man ein Business mit starkem Fokus auf Markt- und Kundengruppen und weniger Konzentration auf die Perfektion des Produktes.
Andererseits habe ich in meiner Tätigkeit erkannt, dass es bei Unternehmen zu unterscheiden gilt, in welcher Branche es arbeitet und wie "reif" es ist. Start-Ups haben natürlich ganz andere Anforderungen als Unternehmen, die sich im starken Wachstum oder in einer Reifephase befinden. Nicht zuletzt deshalb holen sich große Player am Markt Start-Ups an Bord, die nach ihren eigenen Regeln arbeiten, um Innovation und den unternehmerischen Zugang, die Freude am Unternehmertum auch wieder mit in die Organisation zu ziehen.

Ist es in Österreich schon spürbar, dass Start-Ups „amerikanisch“ denken?
Ja, da bricht etwas auf. Da ist der Zugang wie gesagt ein anderer. Man schaut auf amerikanische Erfolgsmodelle und es gibt einen regen Austausch mit dem Silicon Valley. Umfragen haben ergeben, dass der Berufswunsch der Jungakademiker dennoch überwiegend das Beamtentum ist, Sicherheit ist immer noch erstrebenswert.

Würde es Sie selbst auch reizen, ein Start-Up zu gründen?
Die Arbeit mit innovativen Menschen, die aus eigener Kraft etwas auf die Beine stellen möchten, macht Spaß. Das ist auch ein Grund, warum ich sehr gerne nebenberuflich mitunter am Studiengang für Internationales Management an der FH Joanneum unterrichte. Natürlich wäre es interessant, ein Start-Up zu gründen, allerdings bin ich mit der Entwicklung meines eigenen Beratungsunternehmens auch ganz gut ausgelastet.

Was kann man bei einer Start-Up-Beratung erwarten?
Ich ermögliche eine realistische, aber nicht demotivierende Unterstützung bei der Entwicklung des Businessplans, helfe bei der Erstellung von Bank- beziehungsweise Investortauglichen Planungs- und Präsentationsunterlagen sowie beim Aufbau von Unternehmensstrukturen. Die Prämisse dabei: Den Jungunternehmern keinesfalls die Freude und das Engagement nehmen.

Als Start-Up hat man üblicherweise ja nicht so viel Geld. Gibt es Förderungen, um Ihre Leistung in Anspruch zu nehmen?
Ja, die gibt es. Einerseits unterstützt die Steirische Förderungsgesellschaft FSG, andererseits das AWS Management auf Zeit. Allerdings muss man bestimmte Förderkriterien erfüllen.

Was ist ein typischer Fehler, auf den Sie Start-Ups häufig hinweisen?

Dass zu wenig Fokus auf Zielgruppen sowie den Benefit für die Kunden gelegt wird und man sich im Gegenzug zur sehr auf die Perfektionierung des Produkts konzentriert. Bereits in sehr frühen Phasen sollten Möglichkeiten gefunden werden, sich Feedback von potenziellen Zielgruppen zu holen.

Was würden Sie Gründern raten, die noch unsicher sind, ob sie ihre Idee auch wirklich umsetzen sollen?
Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer in spe sollten vor allem darüber nachdenken, wie sie als Personen gestrickt sind und wie gut sie mit Unsicherheit umgehen können.
Denn eines ist gewiss: Es kommen Erfolge und Misserfolge und Tage, an denen man nicht sicher ist, wie es weitergehen soll. Da sollte man schon für eine Idee brennen, aber auch alle Hausaufgaben gemacht haben und jedenfalls ein Exitszenario in jeder Phase mitberücksichtigen.

Steckbrief:
- Geboren: 29. 10. 1966 in Deutschlandsberg
- Studium Volkswirtschaft an der KFU Graz sowie an der California Lutheran University Los Angeles
- Schreibt derzeit an ihrer Dissertation.
- Seit 2016 arbeitet Ilger selbstständig.

Zum Ausgleich ... gehe ich gerne ins Grüne oder gartle.
In Graz ... fühle ich mich pudelwohl.
Im Sommer ... bin ich gerne am Attersee und genieße das Salzkammergut.

Dieser Artikel wurde im Rahmen der WOCHE-Start-up-Zeitung von Angelika Pretterhofer von Gretel Poetry realisiert.

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