Fridays for Future
Reisen in Zeiten der Klimakrise – ein Gastkommentar

Klimaneutrales Flieges ist bislang eine Utopie, wie die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future Graz" unterstreichen. | Foto: Hanson Lu/Unsplash
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Dass Flugreisen einen großen CO2-Fußabdruck mit sich bringen, ist ein großer Kritikpunkt des Klimaaktivismus. Wie ihrer Meinung nach die Zukunft des Reisens aussehen sollte, erläutern die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future Graz" im folgenden Gastkommentar.

GRAZ. In diesem Juli waren 3 Tage in Folge heißer als alle, die je zuvor gemessen wurden. Absurderweise gab es in derselben Juliwoche auch diesen Rekord: Noch nie zuvor gab es so viele Flüge. Doch nicht nur zur Hauptreisezeit im Sommer, auch im Winter wird immer häufiger weit weg vom Heimatort geurlaubt. Weihnachten unter Palmen ist zwar noch nicht die Regel, aber auch längst nichts Außergewöhnliches mehr.

Für die kommenden Jahrzehnte rechnen Fluggesellschaften durch die steigende Nachfrage mit einer Verdoppelung der Flugzeugflotte. Klar ist, dass die Prognosen nicht eintreten dürfen, sonst wird es unmöglich, die EU-Klimaziele noch zu erreichen. Expertinnen und Experten sagen, dass der Flugverkehr stark reduziert werden muss, um die Klimakrise noch eindämmen zu können.

Klimaneutrales Fliegen in weiter Ferne, Kompensation eine Scheinlösung

Diese Reduktion ist unumgehbar, denn es ist eigentlich unmöglich den Flugsektor „klimaneutral“ zu machen. Mit erneuerbaren Energien produziertes synthetisches Kerosin ist in der Herstellung sehr energieintensiv und teuer, weshalb es aktuell fast gar nicht eingesetzt wird. Außerdem ist es zwar besser als herkömmliches Kerosin, durch die entstehenden Kondensstreifen aus Wasserstoff (auch ein Treibhausgas) ist es dennoch nicht klimaneutral. Es ist unrealistisch, dass in den kommenden Jahrzehnten genug davon produziert werden kann, zumal der Öko-Strom vor allem für die Elektrifizierung anderer Sektoren gebraucht wird.

Können wir den entstehenden Schaden nicht einfach durch „Kompensationszahlungen“ ungeschehen machen? Die kurze Antwort: nein. Oft fließt das Geld in Projekte, die erst in Jahrzehnten Wirkung zeigen (etwa ein gepflanzter Baum). So viel Zeit habe wir schlicht nicht mehr. Auch andere Kompensationsprojekte sind problematisch. Viele davon sind nicht seriös und halten nicht, was sie versprechen. Außerdem entsteht durch sie der Eindruck, dass klimaschädliches Verhalten ok ist, solange man dafür bezahlt. Das begünstigt ein „Weiter wie bisher“ und bremst Verhaltensänderungen und systemische Veränderungen aus, auf die es aber eigentlich ankommt. Kurz gefasst kann man sagen: „Vermeiden, reduzieren und erst dann kompensieren“.

Systemische Veränderung ist nötig

Ein Hebel die Flüge zu reduzieren wäre, die Preise für Flugtickets zu erhöhen, etwa durch eine ausreichend hohe Kerosinsteuer. Der Ticketpreis sollte im Verhältnis zu den hohen negativen Umweltauswirkungen stehen. Andererseits ist es wichtig, dass klimafreundlichere Arten des Reisens ansprechender und billiger werden. Zugverbindungen müssen ausgebaut und Zug- und Fernbustickets leistbarer werden. Momentan ist es leider immer noch so, dass Flugreisen oft billiger sind als dieselbe Strecke mit dem Zug. Das muss sich so rasch wie möglich ändern.

Solche Rahmenbedingungen müssen auf Regierungs- oder EU-Ebene gesetzt werden. Was jede und jeder machen kann, ist eine solche Veränderung von der Politik einzufordern. Und natürlich können wir uns bewusst dazu entscheiden, so gut wie irgendwie möglich auf Flugreisen zu verzichten. Wenn das viele Menschen für das Klima und unsere Zukunft freiwillig machen und auch darüber reden, könnte das im besten Fall zu einem Wertewandel in der Gesellschaft führen. Dann würde es nicht mehr als cool gelten, durch die Welt zu reisen, sondern eher als unsolidarisch und egoistisch.

Was bei Reisen noch zu beachten ist

Von Kreuzfahrten ist dringlichst abzuraten. Sie stoßen nicht nur unheimliche Mengen CO2 aus, sondern auch gesundheitsschädlichen Feinstaub. Abwasser und Abfälle gelangen oft direkt ins Meer. Und Autos? Fährt man darin allein, kann das vor allem bei längeren Strecken sogar schlechter sein, als zu fliegen. Ab zwei Personen schneidet der PKW aber schon viel besser ab als das Flugzeug und je mehr Passagiere mitfahren, desto besser wird die Klimabilanz der PWK-Reise.

Eine gute Möglichkeit sind Zug- oder Fernbusreisen, innerhalb von Europa gibt es diesbezüglich viele Möglichkeiten. Wer nicht viel Zeit und Geld für die Reise investieren möchte oder kann, kann sich ein näher gelegenes Reiseziel suchen. Wenn Tickets lange im Vorhinein gekauft werden, sind sie außerdem meist deutlich erschwinglicher.

Fakt ist: Wir können es uns als Gesellschaft nicht mehr leisten, so viel zu reisen, vor allem nicht per Flugzeug. Wir müssen ein neues Verhältnis zum Reisen entwickeln. Und dabei sollten wir nicht vergessen, dass es klimapolitische Maßnahmen braucht, um die Rahmenbedingungen zu ändern. Diese Maßnahmen müssen wir weiterhin durch Druck auf die Politik einfordern.

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