Fokus Frau: Mutmacherinnen im Portrait
Sie macht Militärbasen zur Frauensache

Im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Andrea Sittinger: "Uns Frauen fehlt es oft an einem richtigen Netzwerk, da haben wir sicher noch Aufholbedarf." | Foto: Konstantinov
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  • Im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Andrea Sittinger: "Uns Frauen fehlt es oft an einem richtigen Netzwerk, da haben wir sicher noch Aufholbedarf."
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Flexibel und pragmatisch, das muss Frau wohl sein, wenn sie als dreifache Mama auch noch einen verantwortungsvollen Job in einer anderen Stadt als dem Wohnort "schaukelt". Auf Anna Maria Fulterer trifft die Beschreibung jedenfalls zu – das zeigt sich schon allein daran, dass sie zum Interview mit der WOCHE ihren jüngsten Spross, die erst 1-jährige Viola mitgebracht hat (für alle, die sich vielleicht über die Hintergrundgeräusche beim Video wundern).

"Grüne Anfahrt in die Arbeit"

Die gebürtige Bozenerin, die es für das Studium an der TU Graz in die steirische Landeshauptstadt verschlagen hat, hat dank der Heirat mit einem Steirer ihre Zelte in Graz aufgeschlagen. "Nicht so sehr zur Freude meiner Eltern", lacht Fulterer, "die hätten mich natürlich gern wieder daheim in Südtirol gehabt." Die Physikern arbeitet bei AEE INTEC (Institut für nachhaltige Technologien) in Gleisdorf. Den Weg zur Arbeit erledigt sie von Graz Liebenau aus auf die "grüne" Art und Weise – einerseits aus Überzeugung andererseits aber auch, weil "ich nicht so gern mit dem Auto fahre, sehr zum Leidwesen meines Mannes", schmunzelt sie: Mit dem Rad geht es also zum Murpark, wo Fulterer den Zug nach Gleisdorf nimmt. Am dortigen Bahnhof wartet bereits ihr Zweitrad auf sie, mit dem sie wiederum zu AEE INTEC weiterradelt, um in der Abteilung "Bauen und Sanieren" an nachhaltigen Konzepten für den Gebäudebau feilt. Dabei wird unter anderem den Fragen nachgegangen "Wie kann man Gebäude sanieren? Welche Materialien werden am besten eingesetzt? Wie schaut eine optimale Energieraumplanung aus?"

Mission: nachhaltige Militärbasen

Derzeit ist die Südtirolerin und damit quasi naturgegeben passionierte Wanderin an einem Projekt beteiligt, wo verschiedene Partner international zusammenarbeiten, darunter auch Techniker-Corps der US-Armee, die ihre Militärbasen nachhaltig gestalten. Ziel des Projekts ist die effiziente Nutzung von Energiequellen. "Da geht es auch darum zu schauen, wie reagiert ein Energiesystem im Katastrophenfall, wenn es eine Überflutung gibt. Da sitzen beispielsweise Experten dabei, die auch in New Orleans damals vor Ort waren", schildert Fulterer. "Wir schauen uns das wiederum für Österreich an und versuchen, es umzulegen. Wie können hier bei uns zum Beispiel Universitätscampi versorgt werden. Das ist ein gegenseitiger Austausch. Halbjährlich finden dazu Meetings statt, ansonsten hören wir uns in digitaler Form."

"Frauen, vernetzt Euch besser!"

Was die dreifache Mutter beobachtet, ist, dass Frauen sich generell schwerer tun, sich zu positionieren und vor allem zu netzwerken. "Das fehlt uns sicherlich. Ich bin als Frau viel zu wenig vernetzt, weil ich denke, dass unser Erfolg als Frauen im Beruf schon sehr viel von einem guten Netzwerk abhängt … nicht so sehr von den Einzelleistungen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie im Sport beispielsweise, aber generell bin ich der Meinung, dass wir Frauen hier Aufholbedarf haben." Um diesen Umstand zu ändern, hat Fulterer in ihrer letzten Karenz am Lehrgang "Frauen führen und gestalten" von Felin teilgenommen. "Viele politische Entscheidungen finde ich nicht so gut und daher bin ich auf das gestoßen, anstatt immer nur zu jammern, wollte ich mich selbst mehr einbringen." Privat vernetzt sich Fulterer übrigens gerne lautstark beim Singen im Chor der Pfarre St. Paul in Liebenau: "Das war der nächste Chor, also bin ich einfach dorthin, weil mir das Singen unglaublich guttut." Ein Kanon, in den sicherlich viele - nicht nur Frauen - gerne einstimmen.


STECKBRIEF:

- Geboren in Bozen, lebt in Graz
- Studium der Physik an der TU Graz
- verheiratet, drei Kinder (12, 9, 1)

Wie machen Sie Ihren Kindern Mut?
Lacht: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich da alles richtig mache! Ich weise sie darauf hin, wenn sie etwas gut können und lobe sie  – auch wenn das umstritten ist. Ich versuche, ihnen viele Informationen aus der Berufswelt zu geben, wie es funktioniert. Ich will sie auch in dem, was sie interessiert, zu bestärken, auch wenn das nicht immer leicht ist."

Wobei sind Sie nicht mutig?
"Ich mache mir generell sehr leicht und oft Sorgen. In der Pubertät haben mich viele Dinge sehr intensiv beschäftigt, was ist mit HIV, was wenn das die gesamte Menschheit bekommt? Ich hatte Alpträume mit Atombomben ... ich glaube, dass ich viele Ängste einfach verdränge."

Mut haben mir gemacht: "Menschen, die ihren eigenen Weg gehen, die aufstehen, wenn alle anderen sitzen. Konkret haben mir meine Eltern, vor allem meine Mutter Mut gemacht, die ihren Weg gegangen ist und das durchgezogen hat, was sie wollte, nämlich Lehrerin zu werden. Meine Eltern haben mich immer angespornt mit den Worten "Du hast die Fähigkeit, alles zu machen, wenn du willst. Die anderen kochen auch nur mit Wasser."

Im Gespräch mit WOCHE-Redakteurin Andrea Sittinger: "Uns Frauen fehlt es oft an einem richtigen Netzwerk, da haben wir sicher noch Aufholbedarf." | Foto: Konstantinov
Managerin von Familie, Job und  ... teilweise auch Militärbasen: Anna Maria Fulterer | Foto: Konstantinov
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