Petition gestartet
Steirische Landwirte wehren sich gegen Laborfleisch
Künstlich hergestelltes Fleisch aus dem Reaktor sei keine Lösung“ sagt die steirische Landwirtschaft. Zum Schutz von Bauern, Konsumenten und Umwelt startet die Landwirtschaftskammer die Petition „Laborfleisch? Nein danke!“ zu unterschreiben.
STEIERMARK. In den letzten Wochen überschlagen sich die Meldungen, nur ein Beispiel: Deutschlands zweitgrößter Wursthersteller hat als erstes europäisches Unternehmen Gespräche mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) über die Zulassung eines Laborfleischprodukts aufgenommen. In der Schweiz läuft bereits ein Zulassungsverfahren, in Singapur und in den USA wird Kunstfleisch schon verkauft.
"Laborfleisch stellt die rote Linie dar"
Für die steirische Landwirtschaft stelle das Thema Laborfleisch eine rote Linie dar, betonen Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und Agrar-Landesrätin Simone Schmiedtbauer unisono. Um dieser Botschaft Gewicht zu verleihen, ruft man gemeinsam zur Teilnahme an der Petition gegen Laborfleisch auf: "Laborfleisch? Nein danke!" ist der Titel der Petition, sie richte sich an die Bundesregierung, um ein Verbot von Laborfleisch im nächsten Regierungsprogramm zu verankern und auf europäischer Ebene einzufordern.
Titschenbacher führt konkret drei Fakten für seine ablehnend-kritische Haltung an. Erstens würde Laborfleisch im völligen Widerspruch zur Familienlandwirtschaft stehen. Es sei kurzsichtig, sich in eine Abhängigkeit zu einigen wenigen milliardenschweren Monopolisten zu begeben. Ohne Nutztiere würde Österreich seine abwechslungsreiche, von den Bäuerinnen und Bauern gepflegte Kulturlandschaft, insbesondere in den Berggebieten, verlieren, was auch massive Auswirkungen auf den devisenbringenden Tourismus hätte.
Außerdem habe zweitens Laborfleisch nichts mit dem natürlichen Lebensmittel Fleisch zu tun. „Fleischimitate aus dem Labor sind nicht natürlich. Sie haben keinen Mehrwert, weil sie ein unsicheres Nachbauprodukt mit vielen Fragezeichen sind“, sagt Titschenbacher.
Und drittens: Laborfleisch sei ein Klimawandel-Beschleuniger. Titschenbacher dazu: "Entgegen falsch kolportierter Green-Washing-Theorien, erzeugt Laborfleisch bei der Herstellung bis zu 20-mal mehr C02 als es bei Fleisch aus natürlicher Tierhaltung der Fall ist. Zurückzuführen ist dies auf die externe Energiezufuhr, damit künstliches Zellgewebe überhaupt im Reaktor wachsen kann."
Eiweiß-Alternativen zu Fleisch
In diesem Zusammenhang ergänzt Titschenbacher, dass seitens der Bäuerinnen und Bauern viel unternommen werde, um Eiweiß-Alternativen zu Fleisch zu fördern. „Vor allem junge Bäuerinnen und Bauern kultivieren vermehrt Eiweißfrüchte wie Soja, Kichererbsen oder Edamame und verarbeiten diese zu pflanzlichen Ersatzprodukten“, betont der Kammerpräsident. Landesrätin Simone Schmiedtbauer ergänzt: "Laborfleisch von Großkonzernen ist ein Angriff auf unsere bäuerlichen Familienbetriebe und eine Gefahr für die Umwelt und das Klima. Ich will für unsere Lebensmittelproduktion grasende Kühe und Bäuerinnen und Bauern im Stall, statt Pipetten und Reagenzgläsern."
Promis unterstützen Petition
Zur Verstärkung hat sich die Agrarspitze des Landes hochkarätige Fleisch-Experten an die Seite geholt. So stellt sich etwa Kult-Fleischhauer Josef Mosshammer hinter die Petition. „Natürlich ist es faszinierend, was Wissenschaft und Forschung möglich machen. Für die Medizin werden sich daraus noch ungeahnte Möglichkeiten ergeben."
Anders ist es in der Kulinarik, so Mosshammer: "Es ist an der Zeit, für den Erhalt der Landwirtschaft, des Handwerks und unseres kulinarischen Erbes in den Kampf zu ziehen.“ Und Spitzenkoch Christof Widakovich meint: "Laborfleisch ist nicht ehrlich. Fleisch ist eines der wertvollsten und natürlichsten Lebensmittel, es ist etwas Besonderes und soll auch etwas Besonderes bleiben." Sein Credo: Weniger und weniger oft, dafür von bester Qualität.
Und last, but not least steht die Farmfluencerin Melanie Haas auf: „Als Jungbäuerin und Rindfleischproduzentin mache ich mir ernsthafte Sorgen um die Zukunft unseres Betriebes im Almenland. Das Thema Laborfleisch ist für mich deshalb nicht nur ein besorgniserregendes, sondern auch ein sehr emotionales – da hängt so viel dran, für Mensch, Tier und Natur.“
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