„Von echter Barrierefreiheit sind wir Lichtjahre entfernt“

Hat ein offnes Ohr für die Probleme der Betroffenen: Wolfgang Palle, Behidnertenbeauftragter der Stadt Graz | Foto: KK
  • Hat ein offnes Ohr für die Probleme der Betroffenen: Wolfgang Palle, Behidnertenbeauftragter der Stadt Graz
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Wie behindertenfreundlich ist die Stadt Graz?
Wolfgang Palle: Einerseits sind wir in Graz gut unterwegs. Es gibt etwa ein eigenes Referat für barrierefreies Bauen, das haben die wenigsten Städte. Auch im Öffentlichen Verkehr gibt es Erfolge: Alle Busse sind schon Rollstuhl gerecht. Ab 2014, sofern die Variobahn flächendeckend eingeführt ist, auch alle Straßenbahnen. Außerdem werden etwa alle neuen Gehsteige abgeflacht. Aber natürlich gibt es auch Tausende ältere Gehsteige, die Hürden darstellen. Die Medaille hat eben zwei Seiten.
Wo gibt es Handlungsbedarf?
Wir haben in der Steiermark ein gutes Behindertengesetz, aber es gibt darin Lücken. Der Leistungskatalog, der Leistungen für Menschen mit Behinderung, wie etwa Vollzeitbetreuung oder Freizeitassistenz, regelt muss individualisiert werden. In vielen Einzelfällen braucht es – je nach Behinderung und Lebensumständen – maßgeschneiderte Lösungen.
Ihre wichtigste Forderung?
Wichtig wäre eine zentrale Anlaufstelle für Förderanträge. Wenn ich etwa einen Unfall habe und mein Bad umbauen muss, weil ich im Rollstuhl sitze, muss ich zu verschiedensten Stellen, um alle Förderungen zu beantragen: vom Land über den Magistrat, die GKK und die Pensionsversicherung. Hier braucht es eine Informations- und Anlaufstelle.
Außerdem sind wir von echter Barrierefreiheit Lichtjahre entfernt. Denn barrierefrei bedeutet: nicht nur zugänglich für Rollstuhlfahrer, sondern auch geeignet für Blinde, Epileptiker, Gehörlose oder Menschen mit geistigen Einschränkungen.
Ein wichtiger Punkt: Laut Bundesbehindertengesetz kann man, wenn man auf Barrieren stößt, Schadenersatz einklagen, aber man kann nicht darauf klagen, dass die Barriere abgebaut wird. Das muss man sich überlegen, das ist relativ absurd.
Welche Gruppen stoßen auf viele Barrieren?
Gehörlose Menschen und Menschen mit Lernschwierigkeiten etwa. Letztere brauchen leicht verständliche Informationen. Aber eigentlich stoßen alle Gruppen auf Barrieren.

DIE ANLAUFSTELLE

Der Beauftragter der Stadt Graz für Menschen mit Behinderung:
Wolfgang Palle
Theodor-Körner-Str. 65, 8010 Graz
persönliche Beratung nach Terminvereinbarung
Tel. 0650/669 26 50
E-Mail: behindertenbeauftragter.graz@gmx.at

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