Expertin erklärt
Was Geh- und Radwege in Graz in Zukunft brauchen

Kaum wo geht es zwischen Fußgängern und Radfahrern so eng her wie im Augarten. Starke Nerven sind gefragt.  | Foto: MeinBezirk
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  • Kaum wo geht es zwischen Fußgängern und Radfahrern so eng her wie im Augarten. Starke Nerven sind gefragt.
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Im fünften Teil der Serie "Verkehrszukunft Graz" blickt MeinBezirk auf den Fuß- und Radverkehr. Vor allem zwei Faktoren beeinflussen deren Nutzung: Zeit und Sicherheit. Vor allem kombinierte Geh- und Radwege sorgen immer wieder für Konflikte, Lösungsansätze liegen auf der Hand, benötigen allerdings Platz. 

GRAZ. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, vor allem wenn es darum geht, wie wir unsere täglichen Wege zurücklegen. "Wir überlegen nicht jeden Morgen neu, wie wir ins Büro fahren, sondern wir setzen uns aufs Fahrrad, ins Auto oder in den Bus", erklärt Mobilitätsforscherin Anne Klein-Hitpaß vom Deutschen Institut für Urbanistik. Rund 40 Prozent aller Wege werden in Graz laut der letzten städtischen Erhebung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. Laut den Plänen der Stadt soll sich dieser Wert bis 2040 noch einmal deutlich steigern.

Mobilitätsforscherin Anne Klein-Hitpaß erklärt: "Menschen fahren dann Rad, wenn es bequem und schneller ist." 
 | Foto: Franca Hengstermann
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Will man der Bevölkerung den Umstieg schmackhaft machen, braucht es allerdings einiges. Neben der vorhandenen Infrastruktur beeinflussen vor allem zwei Faktoren die Entscheidung, vom Auto auf das Fahrrad oder den Fußweg umzusteigen – oder eben nicht: Zeit und subjektive Sicherheit. "Menschen fahren mit dem Rad, wenn es schneller ist, nicht weil sie Umweltschützer sind", erklärt die Expertin.

Gleichzeitig spiele das Sicherheitsgefühl eine große Rolle. Dunkle oder unübersichtliche Wege, schlecht markierte Radstreifen und enge Mischverkehrsflächen schrecken viele Menschen ab, die sich vorstellen könnten, umzusteigen. "Es braucht eine Infrastruktur, die Fehler verzeiht, sodass es nicht sofort zu einem Unfall kommt", betont Klein-Hitpaß. Für den Fußverkehr dürfen außerdem sichere Quermöglichkeiten, ausreichend Sitzgelegenheiten für Personen, die nicht so gut zu Fuß sind, sowie Mistkübel nicht fehlen.

Der Weg zur Haltestelle kann die erste Hürde für den Umstieg zum öffentlichen Verkehr sein.  | Foto: MeinBezirk
  • Der Weg zur Haltestelle kann die erste Hürde für den Umstieg zum öffentlichen Verkehr sein.
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Großer Tempounterschied

Die Krux und auch der Grund, warum wir uns Fuß- und Radwege gemeinsam ansehen, ist die Häufung an geteilten Fuß- und Radflächen, ob im Augarten, in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße oder auch am Lendkai. Die deutlichen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Fußgängern (ca. fünf km/h) und Radfahrenden (ca. 20 km/h), inzwischen noch eklatanter durch E-Roller und E-Biker (ca. 25 km/h), führen regelmäßig zu brenzligen Situationen. "Trennung ist hier das Gebot", erläutert die Mobilitätsforscherin, auch wenn der Faktor Platz oft den Handlungsspielraum begrenze.

Klein-Hitpaß betont außerdem einen weiteren Faktor, der oft übersehen werde: "Der Fußweg kann die erste Barriere für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs sein." Sprich, wer sicher und bequem zum nächsten Knotenpunkt gelangt, lässt das Auto eher stehen. Ein weiterer Punkt, den die Expertin anspricht und von dem wohl viele Grazer ein leidgeplagtes Lied singen können, betrifft sichere Abstellmöglichkeiten für das Fahrrad. Wenn die Angst bestehe, dass das Fahrrad gestohlen wird, fährt man nicht mit dem Rad zum Bahnhof.

Wie sich das Verkehrsverhalten ändern kann

Trotz all dieser Änderungsvorschläge sind die Mobilitätsgewohnheiten, wie eingangs erwähnt, starr. Wie soll der Umstieg also gelingen? "Die Forschung zeigt, dass größere Veränderungen im Leben – etwa ein Umzug, ein neuer Arbeitsplatz oder eine veränderte familiäre Situation – oft dazu führen, dass Menschen ihre Mobilität überdenken", so Klein-Hitpaß. Wer dann auf eine funktionierende und sichere Infrastruktur trifft, entscheide sich eher für das Rad oder den Fußweg.

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