Mark Perz im Interview
"Weiterer Ausbau der Öffis, egal wie!"

Noch heuer werden zwei neue Straßenbahnabschnitte in Graz eröffnet. Geht es nach Holding-Vorstand Mark Perz, müssen die Öffis weiter ausgebaut werden. | Foto: Jorj Konstantinov
4Bilder
  • Noch heuer werden zwei neue Straßenbahnabschnitte in Graz eröffnet. Geht es nach Holding-Vorstand Mark Perz, müssen die Öffis weiter ausgebaut werden.
  • Foto: Jorj Konstantinov
  • hochgeladen von Christoph Hofer

Mark Perz, seit April Vorstandsdirektor der Holding, spricht über die Zukunft der Mobilität in Graz.

Seit einem halben Jahr ist Mark Perz nun Vorstandsdirektor der Holding Graz für die große Sparte Mobilität und Freizeit. Im Interview mit der WOCHE zieht der gebürtige Grazer, der zuletzt unter anderem für die ÖBB Rail Cargo Austria tätig war, eine erste Bilanz.

WOCHE: Wie groß ist die Freude, dass innerhalb ihres erstes Jahres als Vorstand zwei neue Straßenbahnabschnitte eröffnet werden? 
Mark Perz: Die Freude ist natürlich riesengroß. Man darf schließlich nicht vergessen, dass durch die Verlängerung der Linie 4 nach Reininghaus und die Erweiterung der Linie 6 in Richtung Smart City die derzeitige Betriebsstreckenlänge von 63,4 Kilometern um zehn Prozent anwächst. In diesem Zusammenhang kann ich mich nur bei allen Kollegen der Holding und der Stadt Graz bedanken, die in den letzten Jahren viel Arbeit und Herzblut in die Projekte gelegt haben. 

Hat in Sachen Öffi-Ausbau noch viel vor: Mark Perz | Foto: Marija Kanizaj
  • Hat in Sachen Öffi-Ausbau noch viel vor: Mark Perz
  • Foto: Marija Kanizaj
  • hochgeladen von Christoph Hofer

Ab wann werden die neuen Strecken befahren?
Am 26. November biegt der erste 4er um 4.54 Uhr von der Eggenberger Straße in Richtung Reininghaus ab, um 5.08 fährt der erste 6er dann zur Smart City. Die technischen Überprüfungsfahrten starten jetzt bald am 20. Oktober. 

Welches Bim-Projekt steht dann als nächstes an?
Mit der Innenstadtentflechtung wartet bereits die nächste große Herausforderung. Ab 2025 werden Straßenbahnen über die Entlastungsstrecke Neutorgasse-Tegetthoffbrücke-Belgiergasse in die Annenstraße fahren. Das ist auch dringend notwendig. Schon als Kind kann ich mich erinnern, dass ich meinen Vater gefragt habe, warum alle Straßenbahnen durch die Herrengasse fahren müssen. Wenn dann ein Unfall passiert, steht alles. In wenigen Jahren können wir nun Abhilfe schaffen.

Wie soll Graz das Verkehrsproblem lösen?

Wer neue Strecken baut, braucht auch neue Fahrzeuge. Wie sieht es hinsichtlich der Modernisierung der Flotte aus?
Eines vorweg: Als Graz Linien befördern wir pro Tag mehrere 100.000 Fahrgäste. Und diese Zahl wird in den nächsten Jahren durch den stetigen Zuzug weiter steigen. Auch die Einführung des Klima-Tickets wird mehr Menschen dazu bewegen, auf die Öffis umzusteigen. Daher muss das Mobilitätsangebot weiter ausgebaut werden. Herzstück ist und bleibt aber auf jeden Fall die Straßenbahn. Mit der seitens des Eigentümers im ersten Quartal 2021 freigegebenen Finanzierung von rund 62 Millionen Euro für den Ankauf von 15 neuen Straßenbahnen inklusive dem Umbau und dem Ausbau der notwendigen Infrastruktur in der Remise 3 in Eggenberg sowie einer möglichen Option auf 40 weitere Straßenbahnen setzen wir jedenfalls einen Meilenstein für den ÖV in Graz.

Wann kommen die neuen Trams?
Derzeit läuft die Ausschreibung. Es gibt zwei Bewerber, von denen bereits Probefahrzeuge in der Stadt unterwegs waren. Wichtig ist, dass sowohl Qualität als auch Preis passe, schließlich sollen die Fahrzeuge ja lange im Einsatz sein. Es ist ganz wichtig, das richtige Fahrzeug zu beschaffen. DA geht es auch um Fragen wie Lärmbelastung oder moderne Technik. Sie werden jedenfalls mit bis zu 38 Metern länger sein als die bisherigen Modelle. Die Zuschlagsentscheidung soll Anfang 2022 erfolgen, sodass der Betrieb ab Herbst 2024 sichergestellt ist.

Was passiert bei den Bussen?
Da läuft derzeit auch eine Ausschreibung. Wir haben 17 auslaufende Dieselbusse zu tauschen, um danach Hybrid-Busse anzuschaffen. Das ist der erste notwendige Schritt um den CO2-Ausstoß zu vermindern. In Zukunft wollen wir im Rahmen des Projektes ,move2zero' sieben vollelektrische und sieben Wasserstoffbusse kaufen. Da sind aber noch ausgiebige Tests notwendig. Beispielsweise gibt es derzeit noch keine Gelenksbusse mit Wasserstoff-Technologie. 

Noch heuer werden weitere tim-Mobilitätsknoten eröffnet. | Foto: Emanuel Droneberger
  • Noch heuer werden weitere tim-Mobilitätsknoten eröffnet.
  • Foto: Emanuel Droneberger
  • hochgeladen von Christoph Hofer

Bezüglich Carsharing und tim: Was ist da geplant?
Heuer werden neben den elf bereits bestehenden multimodalen tim-Knoten in Graz noch zwei weitere Standorte in Reininghaus und einer in der Smart City im Herbst folgen. Den Kunden stehen somit aktuell 65 Carsharing-Autos inkl. Mietwagen in Graz zur Verfügung.
Für unsere rund 2.500 tim-Kunden und alle, die es noch werden wollen, haben wir kürzlich sechs hochmoderne VW ID.3 neu in die Flotte aufgenommen und stellen diese E-Fahrzeuge an den Standorten Andreas-Hofer-Platz, Jakominigürtel und Hasnerplatz zur Verfügung. Ein weiteres Zuckerl: Da die VW ID.3 neu zugelassen wurden, sind NutzerInnen in den nächsten zwei Jahren von der Parkgebühr der jeweils maximalen Parkdauer mit hinterlegter Parkuhr in Graz befreit.

Wo muss sich die Stadt im Bereich Mobilität weiterentwickeln?
Graz wird 2050 77.000 Einwohner mehr haben. Auf den Verkehr umgemünzt: Ein Plus 5.000 Einwohnern pro Jahr ergibt 2.500 Pkw mehr, was einer Autokolonne von Andritz bis Puntigam entspricht. Im Vorjahr gab es aus dem Zentralraum Graz 452.000 tägliche Personenfahrten, 85 Prozent stammen vom motorisierten Individualverkehr. Das Öffi-Streckennetz muss daher ausgebaut werden, egal wie. Auch an Konzepte unter der Erde sollte gedacht werden. Dazu muss das Verkehrsmanagement intelligenter werden. Durch die Koralmbahn werden am Hauptbahnhof noch mehr Menschen ankommen, die gilt es dann weiterzutransportieren.

Das Thalersee-Restaurant soll im Juni 2022 fertig sein. Dazu wird beim Naherholungsgebiet auch in den Hochwasserschutz investiert. | Foto: Pittino&Ortner ZT Gmbh
  • Das Thalersee-Restaurant soll im Juni 2022 fertig sein. Dazu wird beim Naherholungsgebiet auch in den Hochwasserschutz investiert.
  • Foto: Pittino&Ortner ZT Gmbh
  • hochgeladen von Christoph Hofer

Welche Neuerungen und Pläne gibt es im Bereich Freizeit?
Ganz klares Leitprojekt ist derzeit die Neugestaltung am Thalersee. Insgesamt werden 6,82 Millionen Euro für das neue Restaurant, die Sanierung des Bestands-Parkplatzes, sowie die Hochwasser- und Klimaschutzmaßnahmen investiert. Die Fertigstellung ist für Juni 2022 geplant. Neben dem kulinarischen Angebot werden dann auch Seminarräume, Gästezimmer, Terrassen und Sitzstege angeboten. Außerdem wird die Südfassade komplett verglast. Im Bereich der Bäder haben wir das Augarten- und Stukitzbad um drei Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Neben diversen Motorik- und Fitnesselementen für alle Kinder gibt es auch einen neuen Schwerpunkt zur Inklusion.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.