Wir flirten wie die Neandertaler

Der Körpersprache-Experte Stefan Verra | Foto: Stefan Verra
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Wir können es kaum kontrollieren: Wenn wir jemanden attraktiv finden, macht sich unser Körper selbstständig und kommuniziert unser Interesse. Der Körpersprache-Experte Stefan Verra meint: „Auf der Balz“ senden Männer und Frauen ganz unterschiedliche „archaische Signale“.
Herr Verra, angenommen wir zwei treffen uns in einer Bar und ich fände Sie total attraktiv. Wie würden Sie das an meiner Körpersprache erkennen?
(lacht) Ich muss vorwegschicken: Manche Männer kapieren es nie und andere interpretieren jede Regung als Flirtsignal. Ein typisches Zeichen ist der „Hair-Flip“: Die Frau wirft die Haare nach hinten und legt den Nacken frei. Aber: Die Haare könnten auch nur ins Gesicht gefallen sein… (lacht). Grundsätzlich betonen Frauen das, was an ihnen weiblich ist: Zum Beispiel ihre Brust etwa, indem sie mit dem Finger am Kragen ihres Shirtes oder einer Kette spielen und die Aufmerksamkeit dorthin lenken. Vielleicht würden Sie mir auch die Innenseite Ihrer Handgelenke, also sensible Stellen, zuwenden. Beim Sitzen überschlagen Frauen oft die Beine und wenden sich seitlich ab, sodass sie dem Mann ihre Hüfte und ihr Gesäß präsentieren…
Aha. Sie glauben also, das würde ich – als typische Frau – ganz unbewusst machen?
Ja! Der Großteil der Frauen sendet solche Signale ganz unbewusst aus, das lässt sich schwer steuern.
Wir flirten also wie die Neandertaler…
Ja! Wir zeigen ein archaisches Verhalten mit dem wir demonstrieren: Ich bin gesund und kann für Nachkommen sorgen!
Na gut, sagen wir Sie wären beeindruckt. Was würden Sie tun?
Ich betone alles, was an mir männlich ist und Stärke symbolisiert. Am wichtigsten ist der Oberkörper und dessen Verhältnis zur Hüfte, das typische „V“. Ich richte mich auf und zeige, dass ich es mit einem Säbelzahntiger aufnehmen würde. Und: Ich stelle mich breiter hin und lehne mich etwa an die Bar, um zu zeigen: Ich habe Zugang zu Ressourcen.
Bedeutet das, dass Frauen beim Flirten auch heute das „schutzbedürftige Weibchen“ geben?
Viele Frauen wird es jetzt die Haare aufstellen … aber, beim Flirten hat die Emanzipation zumindest kurz Pause. Wenn Frauen ein Mann gefällt, agieren sie meist wirklich so, egal, wie emanzipiert sie sind. Männern gefällt das: Denn, wenn eine Frau zu dominant agiert, fürchten viele Männer: Ich kann ihr ohnehin nichts mehr bieten.
Wie schnell entscheidet sich, ob jemand als Partner infrage kommt?
In wenigen Millisekunden – etwa wenn wir die besagte Bar abscannen. Wir nehmen unsere Umwelt ja mit unseren fünf Sinnen wahr, 90 Prozent davon mit den Augen. Wenn man jemanden kennenlernt, spielen die Worte also im ersten Moment keine große Rolle. Denn Worte können nie so schnell sein, wie dieser erste Eindruck. Man kann sagen: Wir verschauen uns zuerst in die Körpersprache und den Habitus des anderen. Dieser Eindruck ist auch bei Bewerbungsgesprächen entscheidend.
Was die Demonstration von Macht betrifft, etwa im Job: Agieren Männer und Frauen dabei unterschiedlich?
Nein, entscheidend ist, Raum in Anspruch zu nehmen, und eine gerade Körperachse zu haben. Denn eine schräge Körperachse – wie ein ausgestelltes Bein oder ein schiefer Kopf – symbolisieren Unentschlossenheit. Frauen möchte ich sagen: Wenn sie sich im Job durchsetzen wollen, müssen sie auch körpersprachlich Raum in Anspruch nehmen und beim Stehen zum Beispiel die Fußspitzen nicht nach innen sondern nach außen drehen.
Kann man seine Körpersprache also optimieren oder ist sie großteils intuitiv gesteuert?
Den Großteil kann man wie unseren Charakter nicht beeinflussen. Man kann aber an einem Anteil – an unseren bewussten Signalen arbeiten – und sich dadurch den Alltag erleichtern. Man muss es einfach ausprobieren!

ZUR PERSON
Stefan Verra, geb. 1973, ist Experte für Körpersprache.
Mit seinen Shows ist er auf Tour in ganz Europa und sogar China. Er ist Dozent an der Steinbeis Hochschule Berlin und Gastreferent an diversen Universitäten und Buchautor, etwa von „Hey, dein Körper spricht“.
Seine aktuelle Show heißt „Ertappt! Körpersprache: Echt männlich. Richtig weiblich“. Darin befasst er sich mit den unterschiedlichen Signalen von Frauen und Männern, etwa beim Flirten und im Job. In Graz ist er damit am 26. April im Orpheum. Infos: www. stefanverra.com

Wie maskulin!
Die Hände in die Hosentasche zu stecken, ist eine typisch „männliche Geste“: Wenn die Daumen draußen liegen, können sie die Aufmerksamkeit nach unten, zur Intimregion, lenken.
Oft machen Männer beim Flirten auch „Putzsignale“, etwa als ob sie imaginäre Fussel von ihrem Pullover wischen. Unbewusst wollen sie sich also „hübsch machen“.
Wenn Männer einer Frau in den Mantel helfen ist das übrigens oft ein Signal an die Umgebung: Sie gehört zu mir!

So feminin!
Frauen legen beim Flirten oft ihren Nacken frei, werfen also die Haare nach hinten oder streichen sich mit der Hand selbst über den Nacken.
Beim Gehen schwingen sie oft stärker mit den Hüften. Wenn sie an einer Bar lehnen, strecken Flirtbereite oft die Hüfte nach außen.

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