„Wir haben nur den Augenblick“

Regisseurin aus Graz: Marie Kreutzer | Foto: Elsa Okazaki
  • Regisseurin aus Graz: Marie Kreutzer
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Ihr Film „Gruber geht“ ist ein Erfolg im Kino: Manuel Rubey spielt den selbstverliebten Gruber, der durch eine Krebserkrankung zu leben lernt. Wann haben Sie gewusst: Der Film wird groß?

Inzwischen weiß ich es dank der Besucherzahl und den Rückmeldungen. Im Arbeitsprozess ist das schwer zu sagen: An manchen Tagen findet man den Film super und dann wieder nicht … (lacht). Beim Testscreening waren die Zuseher bewegt: Das war gut. Das Thema ist ja kein leichtes: Es geht um Krebs, aber es gibt einige humorvolle Szenen.

Woran erkennt man Ihre Handschrift?

Man muss mit den Schauspielern intensiv arbeiten, damit die Figuren glaubwürdig sind. Die Schauspielerführung ist mir wichtig: Sie müssen sich selbst vergessen! Viele sind ja eitel – das ist auch ein Teil ihres Jobs (lacht).

Wie war die Arbeit mit Manuel Rubey?

Mit ihm habe ich große Einigkeit erlebt. Wir haben Monate vorher eine Recherchetour durch Krankenhäuser gemacht und Krebsstationen besucht, um uns intensiv auf den Film vorzubereiten.

Wie gelingt es dann, Humor in den Film zu bringen?
In den Kliniken haben wir gesehen: Viele Patienten gehen wieder nach Hause. Der Krebs ist nicht immer präsent, ihr Leben ist nicht immer fürchterlich. In vielen Momenten geht es einfach um den Alltag.

Eine persönliche Erkenntnis?
Ein Kontrollverlust – zum Beispiel durch eine Krankheit– macht uns Angst. Worauf es aber ankommt, ist: Man hat im Leben aber immer nur den gegenwärtigen Augenblick – das muss man erkennen.

In ihren Filmen geht es um Familienbeziehungen: Ihr Debüt „Die Vaterlosen“ erzählt die Geschichte von vier Geschwistern. In „Gruber geht“ spielt seine Schwester eine zentrale Rolle. Woher kommt Ihr Fokus auf die Familie?
Die Familie betrifft jeden Menschen, jeder hat dazu seine Erlebnisse. Anders als Liebesbeziehungen oder Freundschaften kann man diese Beziehung schwerer abstreifen, sie begleiten und prägen einen ein Leben lang.

Die Figur des Gruber ist ein Macho.
Der Gruber hat Eigenschaften, die ihn interessant machen. Man muss aber so viel Sympathie für ihn empfinden, dass man mit ihm mitlebt.

Sind Ihnen in Ihrem Leben auch Machos begegnet?

Muss man sich als Frau gegen manche Männer stärker durchsetzen? Ja, in der Filmbranche gibt es ja viele Männer. Auch wenn es viele nicht absichtlich machen und nicht böse meinen, ist man als Frau manchmal ausgeschlossen. In männerdominierten Runden gibt es oft andere Themen und einen anderen Humor. Männer machen auch eher andere Filme als Frauen. Deshalb wollen wir in der Jury des österreichischen Filminstitutes, in der ich sitze, auch Frauen fördern.

Welche Filme machen Frauen?
Naja, vielleicht sind es weniger andere Themen, als ein anderer Blick darauf. Frauen haben manchmal – auch wenn es klischeehaft klingt – einen etwas feineren Blick. Es heißt ja auch, dass Frauen rein optisch mehr Farbtöne wahrnehmen können als Männer… Vielleicht gilt das auch im übertragenen Sinn.

Welche Aufgabe haben Sie in der Jury des Österreichischen Filminstitutes?

Ich lese pro Jahr 30 bis 40 Drehbücher. Im Team entscheiden wir, welche Projekte eine Filmförderungen erhalten.

Sie haben auch einen Lehrauftrag an der Kunstuni Graz, oder?

Im Moment ist dafür keine Zeit. Im Vorjahr habe ich den Schauspiel-Studenten vermittelt, worauf sie achten sollten, wenn sie für die Kamera spielen.

Ihr nächster Film „Was hat uns nur so ruiniert?“ widmet sich jungen Bobo-Paaren, die Kinder bekommen. Sie sind selbst Mutter. Was interessiert Sie am Thema?
Wenn ich das Fenster öffne und den Spielplatz sehe, bin ich in dieser Welt: Da wollen alle unglaublich erfolgreich sein – auch im Privaten. Der Film wird eine Komödie über diesen Optimierungs-Perfektions-Wahn.

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