Zurueck in der Zivilisation, Teil 2

- hochgeladen von Elisabeth Kronegger
Fred, Quyens Ehemann, kümmerte sich darum, dass ich auch etwas von Brisbane und der australischen Kultur zu sehen und erleben bekam. Er fuhr mit Quyen, Mum, Nguyen, Ruby, Julian und mir auf den Mount Cootha, von wo aus wir einen fantastischen Blick auf die nächtlich beleuchtete Stadt bekamen.
Der Anblick, der von Licht erfüllten Metropole, erfüllt einen mit Glück. Die Nachahmung des London Eyes am Brisbane River malt Kreise in den Nachthimmel und die Hochhäuser wirken so futuristisch als könnte man meinen sich in einer anderen Welt zu befinden. Dann erhebt man sein Haupt hinauf zum Sternenhimmel, wo die klar gestochenen Punkte links von der Milchstraße das südliche Kreuz zeichnen. Neue Sternbilder sind hier in der südlichen Hemisphäre zu finden, die man nur zu gerne kennen würde.
Am folgenden Wochenende ging es an einen nicht so magischen, aber doch faszinierenden Ort. Fred nahm uns mit auf die Geburtstagsfeier seiner Schwester. Da lernte ich, was es heißt Australier zu sein. Alle Gäste brachten Kühlboxen mit alkoholischen Getränken mit: Bier, Jim Beam, Tequila. Wer meint, dass Deutsche und Engländer viel trinken, der hat noch keine Australier kennengelernt. Fasziniert beobachtete ich, wie die Spirituosen wie Wasser hinunter gespühlt wurden.
Der Heimweg war allerdings mehr anstrengend als faszinierend. Unser Auto-Navi führte uns im Kreis und unser menschlicher Navigator Fred war außer Gefecht gesetzt. Verzweifelt suchten Quyen und ich unseren Weg nach Hause. In unserer Verzweiflung versuchten wir Quyens Handy über den Zigarettenanzünder im Auto zu laden, um mit dem Navi auf ihrem Mobiltelefon nach Hause zu finden. Als kaum noch Hoffnung bestand jemals aus dem Wohnviertel zu finden, geschah ein Wunder. Quyens Handy, das sonst nie über den Zigarettenanzünder zu laden ist, lud den Akku und führte uns schließlich aus dem Layrinth aus Wohnhäusern sicher an das andere Ende der Stadt, wo wir wohnten.
Da Quyen, Ruby und Fred unter der Woche arbeiteten, teilte Fred seinen Freund Roger ein, mit mir etwas zu unternehmen. Roger fuhr mit mir auf den Mount Cootha, damit ich den Unterschied zwischen der nächtlich beleuchteten Stadt und Brisbane bei Tag sehen konnte.
Bei Tag konnte man bis zum Horizont sehen. Die Wolkenkratzer von Brisbane-Stadt makieren das Landschaftsbild, aus dem ab und zu der Brisbane River blau hervor blitzt.
Anschließend besuchten Roger und ich das Lone Pine Sanctuary. Hier findet man alle Arten von Marsupial: Kängurus, Wallabies, Koalas, Wombats, den tasmanischen Tieger und das Schnabeltier. Roger und ich hatten Glück, denn als wir im Tierpark ankamen, war es die aktivste Zeit der Koalas. Die kleinen grauen Beutelbären sprangen von Ast zu Ast und glotzten uns mit offenen Augen an. Ich hatte nicht gewusst, dass Koalas so aktiv sein konnten. Schon bald war es Fütterungszeit und die Pfleger kamen mit Scheibtruhen voll mit Eukalyptus.
Nachdem wir die kleinen Bärchen beim Frühstück beobachtet hatten, begannen wir unseren Rundgang. Im Känguru und Wallaby Gehege hüpften die Beuteltiere fröhlich herum und ließen sich von den Besuchern genüsslich Kraulen und Füttern, doch die meisten Kängurus und Wallabees fand man in der „Resting Area“. Als wüssten sie, dass es der Ruhebereich war, versammelten sich hier die Stars des Parks, um von ihren Fans, den Besuchern, eine Verschnaufpause zu bekommen.
Auch die trolligen Wombats rannten aufgeregt im Gehege umher, da sie wohl wussten, dass es bald Fütterungszeit war. Die Tasmanian Tiger spielten miteinander Fangen und das Schnabeltier schwamm seine morgendlichen Runden durch das Aquarium. Als wir zu den Koalas zurück kamen, erkannten wir die zuvor so agilen Tierchen kaum mehr. Vom Eukalyptus benommen, lugten sie relaxed durch ihre halb geschlossenen Augen zu uns herüber als wollten sie sagen: „What’s up Bro?“
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