Abriss Rösselmühle
Altstadtschutz für die Grazer "Murvorstadt"

"Rösselmühle ist Symbol für 'Nicht-gehört-werden'", sagt Kulturanthropologin Katharina Eisch-Angus.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Seit die Abriss-Pläne um die Grazer Rösselmühle wieder konkreter werden, werden auch die Stimmen lauter, die sich für den Erhalt des "Industriedenkmals" einsetzen. Der "Skandal um Rösi" sei ein Symbol für das "Nicht-gehört-werden" der Bewohnerschaft in der Murvorstadt, ist Kulturanthropologin Katharina Eisch-Angus überzeugt.

GRAZ. Knapp 50 Personen versammelten sich am Freitagnachmittag vor dem Gelände der Grazer Rösselmühle,. "Stoppt den Abriss" und "Skandal um Rösi" waren die Botschaften auf ihren Plakaten. Im Hintergrund sind es aber noch weitaus mehr Menschen, die sich für den Erhalt des ehemaligen Industriegebäudes aussprechen, seit aufgrund eines Großbrandes im April 2023 ein Abriss im Raum steht. So sind neben mehreren Architektinnen und Architekten auch Vertreterinnen und Vertreter der Grazer Unis, der Geschäftsführer der Geriatrischen Gesundheitszentren sowie die Direktoren des Johann-Joseph-Fux Konservatoriums und des Oeverseegymnasiums im "Komitee Rösselmühle" engagiert. 

"Es gibt ganz konkrete Pläne, wie das Gebäude genutzt werden könnte, die auch finanzierbar wären", weiß Kulturanthropologin Katharina Eisch-Angus, die sich schon länger für die Thematik rund um das Industriedenkmal interessiert. Die Eigentümergesellschaft der Rösselmühle, die zu 49 Prozent in den Händen der alten Eigentümerfamilie und zu 51 Prozent in jenen des Österreichisches Siedlungswerks liegt, sieht jedoch vor, das Gebäude "aus wirtschaftlichen Gründen" abzureißen und neue Wohnungen zu errichten – auch wenn laut eines aktuellen Gutachtens keine Einsturzgefahr der Türme bestehe. 

"Altstadtschutzzonen ausweiten"

Die Chancen, den Abriss aufzuhalten, schätzt Eisch-Angus eher schlecht ein, denn die Rösselmühle ist nicht denkmalgeschützt. Ein Problem, das viele Gebäude in der "Murvorstadt", also in den Bezirken Gries und Lend betrifft. "Auf dieser Seite der Mur greift der Denkmalschutz nicht und es greift die Altstadtschutzzone nicht", kritisiert die Kulturanthropologin, die für eine Ausweitung der Altstadtschutzzonen plädiert. Die Rösselmühle stehe also sinnbildlich für ein größeres Problem im Viertel: "Es wird ein altes Haus nach dem anderen abgerissen. Die Leute haben das Gefühl, es wird ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen und niemand interessiert sich dafür."

Knapp 50 Personen versammelten sich am Freitagnachmittag vor dem Gelände der Grazer Rösselmühle, "Stoppt den Abriss" und "Skandal um Rösi" waren die Botschaften auf ihren Plakaten.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Knapp 50 Personen versammelten sich am Freitagnachmittag vor dem Gelände der Grazer Rösselmühle, "Stoppt den Abriss" und "Skandal um Rösi" waren die Botschaften auf ihren Plakaten.
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"Gedächtnis" eines Viertels

Als nächsten "Brennpunkt" ortet Eisch-Angus etwa die ehemalige Lederstampfe und Fahrradfabrik von Johann Puch. Denn das Gebäude in der Karlauerstraße muss wohl bald neuen Straßenbahngleisen weichen – eine Abrissgenehmigung hat die Stadt bereits erteilt. Warum es aus Sicht der Kulturanthropologin wichtig wäre, jene ehemaligen Industriegebäude zu erhalten?

"Viele Leute engagieren sich vordergründig darum, weil es imposante Bauwerke sind. Für uns Kulturanthropologen ist es nochmal anders. Da geht es um das Kulturerbe – was es für die Menschen bedeutet und was das Gedächtnis eines Viertels ausmacht." Die Bezirke Gries und Lend stehen historisch für Arbeit, Handwerk und Industrialisierung, erklärt Eisch-Angus. Auch geprägt sei die Murvorstadt aber damals wie heute (was sich durch den "Skandal um Rösi" abermals zeige) durch Marginalisierung – "hier leben 'die anderen', die keiner hört und keiner sieht." 

Stadt Graz möchte "historisches Erbe" erhalten

Einen Lichtblick lässt die Stadt Graz nun zumindest erhoffen, aus dem Büro von Stadtrat Manfred Eber, verantwortlich für die Bau- und Anlagebehörde heißt es nach der Protestveranstaltung am Freitag, die Stadt wolle das "historische Erbe" Rösselmühle erhalten: In Gesprächen mit den Eigentümern habe das Stadtbauamt das Ziel erklärt, möglichst viele Flächen als Grün-, Frei- und Aufenthaltsflächen für die Allgemeinheit zu erhalten. Die Stadt strebe an, einige Flächen im Zuge des Bebauungsplans zu erwerben und als öffentlichen Park zu widmen. Die Planungen sehen vor, dass neben Wohnbebauung auch Kleingewerbe, Gastronomie und Kulturstätten Teil des neuen Konzepts werden sollen.

Ausstellung "Mehl, Gries, Beton"

  • Seit März 2023 forschen Studierende rund um Professorin Katharina Eisch-Angus am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie den Erinnerungen, Erfahrungen und Erzählungen rund um den imposanten Bau der Rösselmühle in der Grazer Murvorstadt nach.
  • Erste Station der Ausstellung: 1. bis 3. Februar 2024, 10 – 17 Uhr, Griesplatz
  • kulturanthropologie.uni-graz.at

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