Fridays for Future Graz
Appell der Jugend: "Es kann echt ungemütlich werden"
Durch Corona und den Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen wurde und wird aktuell ein Thema in den Schatten gestellt, das ebenso weltweit einer mehr als überfälligen Lösung harrt: die Klimakrise. Gemeinsam mit der Grazer Fridays for Future-Bewegung rückt MeinBezirk.at daher in einer eigenen Schwerpunkt-Serie die Klimafrage wieder ins rechte Licht und behandelt verschiedene Aspekte der Klimapolitik. Zum Auftakt haben wir uns mit den beiden Klima-Aktivistinnen Alena und Selina getroffen.
GRAZ. Nicht zuletzt der schwere Sturm am 18. August, der im Osten Österreich gewütet und auch in Graz schwere Schäden verursacht hat, hat uns wieder vor Augen geführt, dass der Klimawandel keine Chimäre ist, sondern unaufhaltsam voranschreitet, sofern Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht umdenken und umlenken. Dieses Ruder herumzureißen versucht bereits seit mehreren Jahren die Fridays for Future (FFF)-Bewegung, die auch in Graz seit 2019 mit einer Regionalgruppe vertreten ist. Die 18-jährige Alena und die 24-jährige Selina sind zwei von unzähligen Aktivistinnen und Aktivisten, die sich für den Klimaschutz einsetzen.
"Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, umso schockierter und frustrierter bin ich geworden. Durch mein Engagement für Fridays habe ich einen Weg gefunden, besser damit umgehen zu können, indem ich eben ins Handeln komme", schildert Selina. "Wie wir ja selbst erleben, kann es hier in Österreich auch echt ungemütlich werden, wo ich mir dann auch manchmal die Frage stelle: 'Kann ich mir vorstellen, dann irgendwann Kinder in diese Welt zu setzen?'" ergänzt Alena.
"Das ist ja jetzt nur ein Vorgeschmack, die Waldbrände, Dürren und Sturmgeschehen. Also es ist halt dieses Unaufhaltsame, das diese Krise für uns so hart und bedrohlich macht. Und wir versuchen halt mit unserem Aktivismus, das so irgendwie zu bekämpfen."
Selina ist aus ihrer Ohnmacht und Frustration heraus ins Handeln gekommen
Mitstreiterin Alena hat bereits im Elternhaus viel Bewusstsein für Klimapolitik mitbekommen. "Das war bei uns immer ein Thema und ich habe mich da auch schon immer so gewundert hat, warum wird nichts gemacht?", erinnert sich die 18-Jährige. "Meine Eltern haben beispielsweise gesagt, sie wollen nicht fliegen, weil das eben schlecht für das Klima ist oder wir haben Plastik und den Fleischkonsum reduziert", berichtet Alena. "was nicht heißt, dass wir alles perfekt gemacht haben, wir haben genauso ein Auto, weil wir es eben teilweise brauchen. Was sie in diesem Zusammenhang - ebenso wie Selina betont ist, dass für einen generellen Wandel natürlich der Beitrag jedes Einzelnen zähle, aber es vielmehr um einen großen Ruck der Politik gehen müsse. Hier bewege sich einfach noch zu wenig.
Politik reagiert zu langsam
Beiden fehlt im politischen Handeln das längerfristige Denken. "Das Argument ist ja oft, wir müssen auf die Wirtschaft schauen und sie darf nicht darunter leiden. Aber: Wenn man sich vor Augen führt, welche Schäden und damit Kosten die Klimakrise verursacht, müsste doch klar sein, dass jede Maßnahme zur Einsparung von CO2-Emissionen eigentlich auf längere Sicht viel mehr Geld spart", wundert sich Selina. Ihrer Meinung nach müsse es für das Zuwiderhandeln in Klimafragen strengere und schärfere Konsequenzen geben, etwa durch ein wirksames Klimaschutzgesetz. "Es muss wehtun, sprich: Es muss sich für Unternehmen lohnen, klimafreundlich zu sein, damit eine richtige Lenkungswirkung gegeben ist." Hier werde noch zu sehr auf die Eigenverantwortung gesetzt, meint auch Alena.
Streik als Mittel zum Zweck
Aktionistische Klimapolitik wie sie beispielsweise von Fridays for Future betrieben wird, steht ja aufgrund des "Streikvolumens" oftmals auch in der Kritik. Ist Streik das richtige Mittel? "Ja, das finde ich schon, weil er eine große Masse erreicht und auch total zugänglich ist. Zu einem Streik zu gehen, braucht nicht so viel Überwindung und es befassen sich mehr Menschen mit dem Thema", meint Alena. "Und natürlich muss es irgendwo unangenehm sein, damit die Politik eben handelt."
Allianzen für die Zukunft
Und nicht nur bei den Streiks, sondern generell im Einsatz für den Klimaschutz vereint Fridays for Future sämtliche Alters- und Bevölkerungsgruppen. Ausgehend von der überwiegend involvierten Jugend sind es mittlerweile auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer bis hin zu den Großeltern, die sich engagieren. "Das sind Menschen, die sich denken, ich will, dass meine Enkelinnen später eine bessere Welt haben und ich will euch unterstützen", berichtet Alena, die sich 2019 ebenfalls genau aus diesem Grund sofort für Fridays for Future begeistern konnte: "Mich hat das einfach so beeindruckt, dass da 12-Jährige mit 30-Jährigen auf Augenhöhe zusammen arbeiten."
Die nächste Gelegenheit auf Augenhöhe gemeinsam für einen Wandel in der Klimapolitik zu demonstrieren, ist der 23. September. Da findet der heuer zweite weltweite Klimastreik statt.
Die Forderungen von Fridays for Future im Detail:
- Möglichst schnelle Umsetzung eines wirksamen Klimagesetzes mit verbindlichen Zielen und auch Konsequenzen/Pönalen
- Ausstieg aus fossilen Energiequellen
- Mobilitätswende
- Implementierung von Klimabildung quer durch alle Bildungsstufen
- Erreichung der Klimaneutralität bis 2040
Mehr Informationen zu FFF:
fridaysforfuture.at
Fridays for Future Graz
Mehr zu dem Thema:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.