Neutorgasse
Autos dürfen trotz "Flaniermeile" weiter fahren
Eine Straße mit zwei Spuren für Straßenbahn und Autos sowie doppelt so viel Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie für Radfahrende: So präsentiert sich die geplante Gestaltung der Neutorgasse.
GRAZ. Und eine Flaniermeile wird sie doch, zumindest in der Kommunikation von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner. Die Rede ist natürlich von der Neutorgasse. Vorab ist ja schon bekannt geworden, dass nach monatelangen Hin und Her, Gerüchten und Andeutungen diese nun doch für Autos geöffnet bleibt.
MeinBezirk.at berichtete:
Künftig müssen sich die motorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer allerdings die Spuren in beide Richtungen mit den Straßenbahnen teilen. Denn in der Neuaufteilung der Straße wird doppelt so viel Platz wie bisher den Zufußgehenden und den Radfahrerinnen und Radfahrern eingeplant. Das soll nicht zuletzt der Attraktivierung des Viertels helfen, denn mit der Neuaufteilung kommen auch neue Bepflanzungen und Sitzgelegenheiten. Auch zahlreiche Begleitmaßnahmen in den umliegenden Straßen, etwa die "Grüne Meile" Kaiserfeldgasse, Grünraumgestaltung in der Rauber- und Schmiedgasse sowie die Neugestaltung des Radetzky-Spitzes mit Bäumen, einem Brunnen und Bänken stehen an.
"Wir nutzen die Chance für die Gesamtgestaltung des Viertels. Die Neutogasse als Flaniermeile bildet das Zentrum."
Judith Schwentner, Vizebürgermeisterin
Verkehrsberuhigung auf lange Sicht
Nichtsdestotrotz besteht die Hoffnung, dass sich durch die geänderte Verkehrsaufteilung der Durchzugsverkehr auf den Kai verlagert. Denn klar gilt: Die Straßenbahnen haben Vorrang, das soll auch eine entsprechende Ampelschaltung gewährleisten. "Nur wer ein Ziel hat oder es unbedingt will, soll künftig durch die Neutorgasse als Autostraße nutzen", so Schwentner.
Bautechnisch liegt man übrigens im Zeitplan, wie Holding Graz Vorstandsdirektor Mark Perz versichert. Man kann derzeit davon ausgehen, dass mit Ende 2025 die ersten Straßenbahnen durch die Neutorgasse fahren werden.
Das sind die Reaktionen
Die Lorbeeren für den Erhaltung des Durchzugsverkehrs wollen sich unterdessen mehrere Oppositionsparteien und auch der Koalitionspartner SPÖ auf die Fahnen schreiben. Die ÖVP sieht sich als Beschützer der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Anrainerinnen und Anrainer vor Ort und erklärt ihr vehementer Widerstand gegen eine autofreie Neutorgasse habe letztlich Wirkung gezeigt. "Als Volkspartei werden wir weiter dafür kämpfen, dass über die berechtigten Sorgen der Menschen nicht drübergefahren wird. Die Stadt ist nicht der verkehrspolitische Spielplatz für grüne Ideologie", so Parteichef Kurt Hohensinner.
Auch SPÖ Graz-Vorsitzende Doris Kampus und Klubchefin Daniela Schlüsselberger wollen eine massive Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. "Dass Autos weiterhin die Neutorgasse befahren können, ist eine Entscheidung im Sinne jener Menschen, die aus triftigen Gründen ein Auto brauchen, weil sie zum Beispiel eine Behinderung haben. Es ist aber auch eine gute Entscheidung für Anrainerinnen und Anrainer, Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", so Kampus.
Die dritten im Bunde sind die Freiheitlichen unter Stadtparteiobmann Axel Kassegger und Gemeinderat Günter Wagner, die sich als Vertreter aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sehen. "Uns ist es ein großes Anliegen, dass alle Grazerinnen und Grazer, egal ob sie zu Fuß, mit dem Rad, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto unterwegs sind, sicher und zuverlässig an ihr Ziel kommen. Daher haben wir uns im Laufe des letzten Jahres mehrmals gegen ein Fahrverbot in der Neutorgasse ausgesprochen.", erklärt Wagner
Vernünftig und pragmatisch
"Wir haben uns für diese Lösung eingesetzt. Es handelt sich um eine vernünftige pragmatische Entscheidung, die schon früher getroffen werden hätte können, um rascher Planungssicherheit für die Wirtschaftstreibenden zu gewährleisten", lautet unterdessen die Reaktion von WKO Graz Regionalstellenleiter Viktor Larissegger, "Die Straßenbahn und der neue Radweg sind eine Bereicherung, Wehrmutstropfen bleibt nur der Wegfall von weiteren 80 Parkplätzen in zentraler Lage."
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.