Öffentlicher Verkehr
Heftige Kritik an geplantem S-Bahn-Tunnel
Erst vor kurzem wurde eine "Weichenstellung" für den Öffentlichen Verkehr dieses Jahrhunderts verkündet. Nun wird allerdings Kritik an der geplanten Verkürzung des ursprünglichen S-Bahn-Tunnels laut.
GRAZ. Nachdem erst kürzlich der Plan für einen kurzen S-Bahn-Tunnel präsentiert wurde, der um 3,1 Milliarden Euro auf Schiene gebracht werden und das Grazer Zentrum besser an das Umland anbinden soll, regt sich nun Kritik an der Lösung. Als ehemaliges Mitglied des Expertengremiums, das im Mai 2021 unter dem damaligen Bürgermeister Siegfried Nagl zur Entwicklung des öffentlichen Verkehrssystems im Ballungsraum Graz bestellt wurde, kritisiert Stephan Steinbach die aktuell präferierte Variante.
Diese sei nicht, wie von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner behauptet, die "klimafreundlichste Lösung", da die vom Schweizer Experten Willi Hüsler vorgestellte Trasse offensichtliche Schwächen aufweise. Zudem seien in der Konzeption die Ergebnisse der nominierten Experten nicht berücksichtigt worden.
Fehlende Anbindung an Lend- und Geidorfplatz
Konkret bemängelt Steinbach am aktuellen Plan der Stadtregierung, dass im Vergleich zum Expertenbericht eine noch kürzere Trasse für den S-Bahn-City-Tunnel vorgeschlagen wird. Diese Strecke bedient weder den Lendplatz noch den Geidorfplatz bzw. die Universität, weist dafür aber eine Nordeinbindung auf.
Einer Modellierung des Expertengremiums zufolge erzielt diese kürzere Trasse allerdings weniger Bahn-Personen-Kilometer und ist im Hinblick auf die Kosten ineffizienter. Schließlich hält Steinbach auch die Nordeinbindung nicht für praktikabel, sofern diese in die Nähe vom Grazer Hauptbahnhof verlagert wird, da dafür ein "technisch herausforderndes, betrieblich unstabiles und kostspieliges, großteils unterirdisches Gleisdreieck gebaut werden müsste."
Kritik auch von ÖVP und Neos
Auch VP-Gemeinderat und Verkehrssprecher Georg Topf sieht sich mit der Steinbach-Analyse in seiner Kritik an der nochmaligen Verkürzung des S-Bahn-Tunnels bestätigt. Topf kritisiert insbesondere den Umstand, dass Hüslers Bericht nur mehr einen zentralen Umsteigepunkt von der geplanten S-Bahn in das Straßenbahn- und Bus-Netz am Jakominiplatz vorsehe: "Der Jakominiplatz ist keinesfalls dazu geeignet, die damit zu erwartende massive Frequenz zu bewältigen" befürchtet Topf. Daher erwarte man sich von Verkehrsstadträtin Judith Schwentner, dass der Hüsler-Bericht auch dem Expertengremium vorgelegt wird. Die ÖVP bringt das Thema am Donnerstag mittels Frage und dringlichem Antrag in den Gemeinderat ein.
Intransparenz ortet auch der Fraktionsvorsitzende der Neos Philipp Pointner, der sich für eine Veröffentlichung der gesamten Hüsler-Studie sowie eine Miteinbeziehung der Grazer Bürgerinnen und Bürger ausspricht.
Hier geht es zur Vorgeschichte:
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