Stille Supermärkte
KP-Gemeinderat Ulrich fordert Rücksicht auf Autismus
Um Menschen im Autismus-Spektrum das Einkaufen zu erleichtern, setzt sich der Inklusionssprecher der Grazer Kommunisten, Philipp Ulrich, für die Etablierung einer "Stillen Stunde" in Supermärkten ein.
GRAZ. Während von den meisten Grazerinnen und Grazern helle Beleuchtung und Hintergrundmusik in Supermärkten nicht bewusst wahrgenommen werden, können diese Reize für Menschen im Autismus-Spektrum durchaus eine enorme Belastung darstellen. Um betroffenen Personen dennoch einen möglichst angenehmen Einkauf zu ermöglichen, wurde das Konzept der "Stillen Stunde" entwickelt und in den vergangenen Jahren unter anderem hierzulande, in der Schweiz und in Deutschland – meist probeweise – umgesetzt.
Dabei werden in Supermarktfilialen zwischen gewissen Uhrzeiten auf Musik sowie Werbung verzichtet sowie Einkaufende gebeten, sich ruhig zu verhalten und von einander Abstand zu halten. Da viele verschiedene, grelle und wechselnde Farben bei sensiblen Menschen Stressreaktionen auslösen können, werden zudem oftmals Beleuchtungen ausgeschaltet oder gedämpft.
Rund ein Prozent Betroffene
In etwa ein Prozent der Bevölkerung ist von einer "Autismus-Spektrum-Störung" betroffen, heißt es auf Nachfrage beim Libelle-Autismuszentrum mit Hauptsitz in Geidorf. Seitens der gemeinnützigen Gesellschaft werden an unterschiedlichen Standorten steiermarkweit rund 250 Klientinnen und Klienten – Kinder, Jugendliche und Erwachsene großteils aus Graz und Umgebung – mit autismusspezifischen Einzel- und Gruppenbehandlungen betreut.
"Die Stille Stunde ist ein gutes Konzept, um nicht nur Menschen im Autismus-Spektrum, zu einem stressärmeren Einkaufen zu motivieren", ist die Geschäftsführerin des Libelle-Autismuszentrums Christa Hönig-Sterrer überzeugt. Denn: "Durch Reduzierung der Außenreize fällt es Menschen mit auditiven und visuellen Wahrnehmungsstörungen, sich auf den Einkauf an sich zu konzentrieren."
"Stille Stunde" im Gemeinderat
Mit dem Gemeinderatsauftakt 2023 bringt KP-Inklusionssprecher Philipp Ulrich das Thema aufs Tapet. Mittels Anfrage will er von Inklusionsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) wissen, ob sich Letzterer dazu bereit erklärt, mit ansässigen Nahversorgern in Kontakt zu treten, um eine "stille Einkaufsstunden" in Graz zu ermöglichen.
"Natürlich können davon auch andere Menschen profitieren, die aufgrund der täglichen Belastungen ein besonderes Ruhebedürfnis beim Einkaufen verspüren. Es soll mit der Stillen Stunde ja niemand aus den Geschäften ausgesperrt werden", so Ulrich, der für die Umsetzung des Konzepts und Graz als "Zugpferd im Bereich der Inklusion" plädiert.
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