U-Bahn für Graz: So reagieren Opposition und Wirtschaft

Die Planungen für zwei neue Metro-Linien in Graz sieht nicht jeder positiv. Die Opposition hat zum Teil ganz andere Ideen. | Foto: Strohecker Architekten/Newages
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Jetzt sind sie also da, die schon lange angekündigten U-Bahn-Pläne für Graz. Während Bürgermeister Siegfried Nagl und "Vize" Mario Eustacchio bei diesem Mega-Projekt vom großen Wurf für den Zentralraum sprachen, fällt das Fazit der politischen Opposition eher durchwachsen aus. 

Studie ohne Gemeinderats-Einbindung

Verkehrsstadträtin Elke Kahr mokiert sich primär über die Tatsache, dass die Studie am Gemeinderat vorbei beauftragt wurde. "Die eigentlich zuständigen Fachleute der Stadt waren nicht eingebunden." Gegen eine seriöse Abwägung aller System-Varianten habe sie aber nichts. "Wir brauchen jedenfalls eine sachliche Diskussion über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs in unserer Stadt." Verwundert ist Kahr, weil die S-Bahn als interessante Alternative in den Planungen gar nicht vorkomme. Kahr erinnert Bürgermeister Nagl daran, dass eine Potenzialanalyse zum Ausbau der S-Bahn fast fertig sei.  Nichts zu rütteln gebe es aus Sicht der KPÖ-Stadträtin am beschlossenen Straßenbahn-Ausbauprogramm. In weiterer Folge führt Kahr auch weitere Gründe, die gegen die U-Bahn sprechen, an, wie unter anderem die Baukosten, hohe Investitionen für die Schaffung der Infrastruktur oder die zu optimistische Annahme von verkürzten Reisezeiten.

Führt zahlreiche Gründe an, warum aus ihrer Sicht eine U-Bahn in Graz nicht die optimale Lösung sei: Verkehrsstadträtin Elke Kahr | Foto: S. Weidinger
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Forderung nach Transparenz

Die S-Bahn bleibt ein gutes Stichwort: Schließlich lancieren die Grazer Grünen die Idee eines S-Bahn-Ringes rund um Graz bereits seit Jahresbeginn. Dementsprechend skeptisch steht Stadträtin Judith Schwentner dem U-Bahn-Projekt gegenüber. "Der S-Bahn Ring setzt auf ein bewährtes System auf, spart im Betrieb Kosten und ist durch die Anbindung an das Umland auch für Pendler attraktiv. Als Ring um die Stadt geführt und angebunden an bestehende und geplante Straßenbahnlinien ist er eine schnelle und komfortable Verbindung sowohl innerhalb der Stadt, als auch über die Stadtgrenzen hinaus." Hinsichtlich des vorgestellten U-Bahn-Konzeptes fordert sie nun einen transparenten Entscheidungsprozess.

Präferiert statt der U-Bahn einen S-Bahn-Ring in und rund um Graz: Judith Schwentner (Grüne) | Foto: Maruša Puhek
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Realisierung dauert zu lange

Zwischen Skepsis und Ablehnung schwankt auch SP-Klubvorsitzender Michael Ehmann. "Graz muss den Verkehr jetzt in den Griff bekommen – aber nicht wieder mit einer schillernden Seifenblase, die dann bei genauerer Betrachtung platzt", stoßen Ehmann vor allem Kosten und Bauzeit sauer auf. Inklusive Planungsphase und Bauzeit rechnet er mit einer Realisierung vor 2036. "Bis dahin ist Graz im Verkehr erstickt, denn eines muss auch klar sein: Der U-Bahn-Bau sorgt nicht nur für jahrelange Großbaustellen, auch ist zu bedenken, dass bei einer derartigen Milliardeninvestition kein Cent für andere dringend notwendige rasche Verkehrsmaßnahmen übrigbleibt. Genau deshalb fordert Ehmann die Koalition auf, jetzt Maßnahmen für eine Verkehrsentlastung zu setzen.

Zu hohe Kosten, zu lange Bauzeit: SP-Klubvorsitzender Michael Ehmann sieht die U-Bahn nicht als Ideallösung für Graz. | Foto: KK/Prontolux
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Plabutschtunnel als Vorbild

Deutlich positivere Signale kommen von der Grazer Regionalstelle der Wirtschaftskammer. "Es werden wohl wieder sehr rasch von vielen Seiten Gründe gesucht werden, warum eine U-Bahn in Graz nicht möglich oder sinnvoll ist. Unserer Ansicht nach wurden in den letzten Jahren dadurch zu viele Projekte vorschnell zu Grabe getragen – wir appellieren daher für eine sehr ernsthafte Prüfung. Die heute betriebswirtschaftliche Betrachtung erscheint uns auf den ersten Blick plausibel“, erklärt Regionalstellenobmann Paul Spitzer.
Zwar habe Corona gezeigt, dass viele Arbeiten digital von daheim aus erledigt werden können, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sei auf lange Sicht dennoch äußerst wichtig. Regionalstellenleiter Viktor Larissegger verweist zudem auf andere visionäre Projekte, die in Graz trotz anfänglicher Widerstände bereits umgesetzt wurden. Vor 50 Jahren war es auch nicht vorstellbar, einen Tunnel der Länge nach durch einen Berg zu graben – heute ist die Verkehrssituation in Graz ohne Plabutschtunnel nicht vorstellbar."

Opposition oder Regierung? Welches Mobilitätskonzept soll Graz umsetzen?
Begrüßen die U-Bahn-Pläne: WK-Graz-Regionalstellenobmann Paul Spitzer (l.) und Regionalstellenleiter Viktor Larissegger | Foto: Foto Fischer
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Die Planungen für zwei neue Metro-Linien in Graz sieht nicht jeder positiv. Die Opposition hat zum Teil ganz andere Ideen. | Foto: Strohecker Architekten/Newages
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