Feministische Planung
"Wir brauchen eine gerechte Stadt für alle"

- Kritik an der männlichen Stadt: Stadträtin Judith Schwentner wünscht sich eine Stadt für alle.
- Foto: Foto Jörgler
- hochgeladen von Anna-Maria Riemer
Bei der Planung der Stadt werden weibliche Bedürfnisse laut Judith Schwentner oft nicht mitgedacht.
"Männer und Frauen sind unterschiedlich in der Stadt präsent, bewegen sich anders fort und empfinden in puncto Wohlfühlen und Sicherheitsgefühl anders", gibt Stadträtin Judith Schwentner zu Bedenken und ergänzt: "Für einen Großteil der Planung einer Stadt sind jedoch Männer verantwortlich und Männer planen nun eben aus deren Sicht."
Keine Platzgerechtigkeit
Während Männer hauptsächlich Wege – von zu Hause zur Arbeit und wieder zurück, eventuell mit einen Zwischenstopp beim Sport, – zurücklegen, bewältigen Frauen sogenannte Wegeketten, erklärt Schwentner: "Frauen verwenden zudem vermehrt die öffentlichen Verkehrsmittel oder gehen zu Fuß." Dabei bemängelt die Stadträtin, dass die Verkehrsplanung oft nicht alle Formen der Fortbewegung mitdenkt und es unter anderem deshalb an Platzgerechtigkeit fehle. Ein generelles Negativbeispiel für gerechte Raumplanung in der Stadt Graz sei der Griesplatz, denn er werde seinen Bewohnerinnen nicht gerecht, sagt die Stadträtin: "Man könnte hier so viel tun. Uns ist es dabei generell wichtig, dass nicht restriktiv mit Wachen und Polizei eingegriffen wird, sondern wir versuchen, mit sozialen Interventionen zu handeln."
Einer der wenige Orte, der den Bedürfnissen der Grazerinnen gerecht wird, sei der Schloßberg: "Ein Ort, der Platz für alle bietet."
"Zauberformel" 8/80
"Feministische Planung der Stadt denkt alle mit. Der öffentliche Raum muss so geplant werden, dass sich jeder Mensch dort wohlfühlt", betont Schwentner und ergänzt: "Es gibt die Formel 8/80 des dänischen Städteplaners Jan Gehl. Diese besagt, dass eine Stadt so gebaut sein muss, dass sich achtjährige Menschen und über 80-jährige Menschen sicher, gefahrlos und barrierefrei bewegen können." Ein Beispiel hierfür seien Parks und Sportplätze. "Man sieht dort viele Burschen, jedoch kaum Mädchen. Generell halten sich an vielen Orten eher Männer als Frauen auf", betont Schwentner und ergänzt: "Dass Frauen sich an gewissen Plätzen weniger aufhalten, hängt jedoch nicht mit gewissen Faktoren, die immer wieder politisch suggeriert werden, zusammen, sondern viel mehr mit der Planung der Stadt."
"Stadt der Frauen"
Am 6.11. um 19 Uhr findet die nächste Diskussion im Grazer Haus der Architektur statt. Dabei referieren Expertinnen, unter anderem Landschaftsarchitektin Heide Studer und Kulturanthropologin Johanna Rolshoven, zum Thema Frauen-Stadtplanung.
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