Erklärungstafeln
Der Nabl von Graz: eine Ergänzung

Bildausschnitt: „Josefsberg“, 2021, Tusche auf Papier, 48 x 36cm; ©: Konstanze Sailer | Foto: https://www.memorygaps.eu/gap-februar-2021/
  • Bildausschnitt: „Josefsberg“, 2021, Tusche auf Papier, 48 x 36cm; ©: Konstanze Sailer
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  • hochgeladen von Beate Pichler

Verliehen wird der Franz-Nabl-Literaturpreis, der höchstdotierte Literaturpreis, den die Stadt Graz vergibt, seit 1975 in jedem zweiten Jahr. Auch im Jahr 2021 steht voraussichtlich wieder eine Preisvergabe an. Um dieser Vergabe nicht auch noch das Vergessen hinzuzufügen, erinnert die digitale Kunstinitiative Memory Gaps erneut daran (wie bereits seit Dezember 2015), dass nicht nur in Salzburg, sondern auch in der Steiermark des Jahres 2021 immer noch Straßen nach Franz Nabl benannt sind. Zum Grazer Literaturpreis und Straßen in mehreren steirischen Gemeinden bzw. Städten, darunter auch Graz, kommt zudem noch das Institut für Literaturforschung an der Universität Graz, das seit 1990 seinen Namen trägt.

Franz Nabl war Schriftsteller und schon seit den 1920er Jahren völkisch-national orientiert. Gemeinsam mit zahlreichen ähnlich orientierten AutorInnen trat er bereits 1933 aus dem österreichischen P.E.N. aus und war ab 1936 Mitglied im "Bund deutscher Schriftsteller Österreichs". Als ein – während der NS-Zeit – gefeierter Literaturpreisträger nahm er 1943 auch das Ehrendoktorat der Universität Graz an. Für Hans Kloepfer, den steirischen Mundartdichter und begeisterten Nationalsozialisten, schrieb Franz Nabl einige Monate vor Kriegsende einen stilvollen Nachruf: im Völkischen Beobachter, vom 01. Juli 1944.

Zur Idee der Umbenennung

Nach Personen benannte Straßen und Plätze stellen kommunale Ehrungen dar, die von Gemeinden bzw. Städten vergeben werden. Diese betreffen nicht nur einzelne, besondere Leistungen eines Menschen, sondern beziehen stets das gesamte Leben der betreffenden Persönlichkeit mit ein; etwa deren Lebenshaltung im Sinne der Vorbildwirkung.

Die Stadt Graz könnte daher überlegen, den nach Franz Nabl benannten Weg nach einem Grazer Opfer der NS-Diktatur zu benennen. Etwa nach Gustav Gershon Latzer, geboren am 09. Februar 1925 in Graz, ermordet am 04. September 1942, im Alter von 17 Jahren, im Vernichtungslager Maly Trostinec, nahe Minsk.

Ein anderer möglicher Namensgeber für den nach Franz Nabl benannten Weg wäre Walter Teich. Geboren am 30. Juni 1926 in Graz, wurde Walter Teich mit dem Transport Nr. 2, am 19. Februar 1941, vom Wiener Aspangbahnhof in das Ghetto Kielce deportiert. Von den insgesamt 1.005 Personen des Transportes Nr. 2 überlebten nur 18 Menschen. Der Ort und das genaue Datum der Ermordung von Walter Teich sind nach derzeitiger Quellenlage nicht gesichert, vermutlich verlor er im Alter von etwa 16 Jahren sein Leben.

Alternativ zu diesen möglichen Namensgebern könnte die Stadt Graz auch überlegen, den nach Franz Nabl benannten Weg nach einem weiteren der vielen jungen Grazer Opfer der NS-Diktatur zu benennen: etwa nach Leo Josefsberg, geboren am 16.12.1930 in Graz, deportiert aus Jugoslawien, wo seine Familie und er Zuflucht gesucht hatten. Der Ort und das genaue Datum seiner Ermordung während der Shoah sind nach derzeitiger Quellenlage nicht gesichert, vermutlich verlor Leo Josefsberg 1941, im Alter von etwa elf Jahren sein Leben.

Zur Intervention der digitalen Kunstinitiative Memory Gaps

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