Die WOCHE musste kräftig einstecken

Das Bambusschwert in den Händen, der Helm am Kopf, die Augen auf das Gegenüber gerichtet – das alles in einem „Star-Wars-Gedächtnisoutfit“. Auch wenn die Körperspannung etwas zu wünschen übrig lässt: Der Herausforderer ist bereit – zwar ein wenig verkrampft, aber ganz sicher bereit - seinen Gegner zu attackieren. Er holt aus, fokussiert sich auf die Körperstelle, die er treffen möchte. Der Kehlkopf soll es werden. Ein Schrei. Der Grünschnabel zuckt zusammen.

Mitten auf die Batterie
„Ding-Dong!“ Voll auf die Birne. Der japanische Lehrmeister erwischt mich mitten auf der Schädeldecke. Ganz ehrlich, eigentlich war ich mir sicher, dass mir der kleine Mann mit dem Oberlippenbart nicht so schnell gefährlich werden würde. Ich bin verdutzt. „Du musst technisch, aber vor allem geistig locker bleiben“, grinst Shinsuke Murakami. „Das Schwert ist kein Hammer!“ Das wird wohl mein Fehler gewesen sein...
Kendo ist in Japan Nationalkampfsport. Mehr als zwei Millionen Menschen gehen dort den „Weg des Schwertes“. Murakami befindet sich seit über 25 Jahren auf diesem Pfad. „Es geht dabei darum, sein Selbstvertrauen zu stärken, Entscheidungen zu treffen“, erzählt er. „Und du darfst keine Angst davor haben, mit dem Bambusschwert getroffen zu werden!“ Leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn man bereits im Vorfeld einige Treffer einstecken musste. Egal, ob diese nun auf dem Kopf, Unterarm, den Rippen oder der Gurgel landeten – sie taten weh. Und das trotz Vollkörperschutz, dessen Überstreifen beinahe zu einem Ding der Unmöglichkeit wurde. Eine halbe Stunde quälte ich mich mit übergroßen Hosen, Seemannsknoten und Gitterhelm. Ohne Hilfe würde ich wohl jetzt noch in der Umkleidekabine sitzen.
„Schlag zu. Ich mache nichts.“ Shinsuke Murakami will es zum Abschluss noch einmal wissen. Und Einladungen schlägt man bekanntermaßen nicht aus. Wieder hole ich mit dem Schwert Schwung. Dieses Mal bin ich derjenige, der einen Schrei von sich gibt. Ich visiere seinen Kopf an, marschiere auf ihn zu. Und treffe. Zwar nicht ganz sauber, aber immerhin. „Genau so. Super!“, der Lehrmeister ist zufrieden, zollt mir Respekt. Mein magischer Moment.

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Kendo-Facts:
In einer quadratischen Kampffläche stehen sich zwei Kämpfer gegenüber. Es gewinnt derjenige, der innerhalb der Kampfdauer (zw. 3 und 5 min) zuerst zwei Punkte erzielt oder nach Ablauf der Zeit mit einem Punkt führt. Angriffsflächen sind der Kopf, Kehlkopf, die Rippen und Handgelenke.

Mumonkan Kendo Union Graz

Kontakt: 0699/10 63 22 62
Start des Anfängertrainings: 24.02.2014: 19:00 – 21:00 Uhr, NMS Albert Schweitzer
Grieskai 62, 8020 Graz
Nähere Infos: www.kendo-graz.at