Er macht Turnen in Graz salonfähig
Der Turnsport hat in Graz Tradition: Auch heute gibt es mit Vinzenz Höck einen erfolgreichen Athleten.
Die Anfänge des Turnens in Graz reichen weit zurück. Bereits 1862 wurde der erste Turnverein der Steiermark unter dem Namen „Allgemeiner Turnverein Graz“ (ATG) gegründet. Nur zwei Jahre später folgte der „Akademische Turnverein Graz“ (ATV). In diesen Vereinen wurden neben dem klassischen Turnen auch andere Sportarten ausgeübt: Feldhandball, Leicht- und Schwerathletik, ja auch der Wintersport standen am Programm. Ein Pionier war Alexander Nimpfling – unter anderem führte er beim ATG das „Mädchenturnen“ ein und war erster Hauptmann der damaligen „Turner-Feuerwehr“. In diese Zeit fiel auch der Bau der „Landschaftlichen Turnhalle“ (heute bekannt als Landesturnhalle), die auf Drängen des ATG errichtet wurde.
Neues Turn-Zentrum
1884 spalteten sich einige Turner vom ATG ab, als Folge kam es zur Gründung des „Vereines Grazer Turnerschaft“ (VGT). Mit dem Kauf des Grundes in der Kastellfeldgasse wurde der sogenannte Jahngarten beim Stadtpark zum Zentrum des Grazer Turnens.
Bald darauf erfolgte die Umbenennung des ATG in „Allgemeiner Deutscher Turnverein Graz“ (ADTV). In der Zwischenkriegszeit zogen sich die ideologischen und (partei-)politischen Gräben auch durch das Turnwesen. Neben den deutschnationalen Vereinen (ADGT und ATV) gab es die „Christlich- Deutsche Turnerschaft“ und mit dem ASKÖ eine sozialdemokratische Bewegung. Dafür blieb es in sportlicher Hinsicht überschaubar: Der ADGT stellte zwischen 1932 und 1938 die einzige Wettkampfmannschaft der Steiermark.
Grazer Erfolge im Turnsport
In den folgenden Jahrzehnten machten viele Grazer im Turnsport von sich Reden: Erni Wister beherrschte den einarmigen Handstand und riskierte als erster Österreicher den Doppelsalto als Abgang von den Ringen. Trude Kolar-Gollner holte 1950 in Basel den WM-Titel an den Ringen sowie zwei weitere Medaillen – ein nie wieder erreichter Erfolg in der Grazer Turngeschichte. Weiters nicht zu vergessen: August „Gustl“ Moscher, 1960 österreichischer Mehrkampfmeister; oder Manfred Nesper, von 1972 bis 1978 Mitglied der Nationalmannschaft. Ebenso Michael Katter, der an vier Weltmeisterschaften teilnahm und neun Staatsmeistertitel errang. Ebenfalls unvergesslich: Die leider schon verstorbene Hertha Schwendenwein, welche 1991 Präsidentin des österreichischen Fachverbandes für Turnen (und damit überhaupt die erste Frau an der Spitze eines österreichischen Fachverbandes) wurde.
Turn-Held der Neuzeit
In der Gegenwart steht nun das 50. Jubiläum der Turn-WM an: Das achtköpfige heimische Nationalteam muss dafür nach Kitakyushu in Japan reisen. Mit dabei sind auch die Grazer Alexander Benda und Vinzenz Höck. Letzterer hat sich zu einem wahren Aushängeschild gemausert. Vorläufiger Höhepunkt war der Gewinn der Silbermedaille an den Ringen bei der Turn-EM im Vorjahr. Als erster Österreicher gewann er im Oktober 2020 einen Turn-Weltcup in Ungarn. Es sollten drei weitere Siege folgen, womit er sogar den Gesamtsieg im Ringe-Weltcup holte. "Jetzt will ich bei der WM zumindest ins Finale", sagt der für den ATG startende Höck.
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