Schwarze Traumsaison
Als der SK Sturm 1998/99 sein erstes Double holte

Ein Jahr nach dem ersten Grazer Meistertitel gibt es bei Sturm gleich doppelt Grund zum Feiern. | Foto: GEPA
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Vor 25 Jahren gewann Sturm Graz zum ersten und bisher einzigen Mal in einer Saison sowohl den Österreichischen Cup als auch die Meisterschaft. Ein Rückblick mit ganz großen Emotionen.

GRAZ/WIEN. Es war ein Endspiel, an das sich wohl viele Fans des SK Sturm mit Herzklopfen aber dennoch gerne zurückerinnern. Am 18. Mai 1999 trafen im Finale des Memphis Cup die Steirer im Ernst Happel Stadion auf den Außenseiter LASK. Obwohl ein Grazer in der 36. Minute den Ball erstmals an diesem Abend in die Maschen befördert, steht es 1:0 für die Oberösterreicher. Zustande kam der Treffer durch einen Freistoß der Nummer 13 der Linzer, Jürgen Panis, der am eigenen Elfmeterpunkt von Ivica Vastic per Hinterkopf unhaltbar für Sturms Schlussmann Kazimierz Sidorczuk abgelenkt wird.

Cupfinale 1999: LASK kämpft, Panis und Co ziehen am Ende aber den Kürzeren. | Foto: GEPA
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Vergessen macht das Eigentor seines Mannschaftskollegen erst in der zweiten Hälfte ein anderer Grazer Fanliebling. Denn nach einer Stunde Spielzeit bezwingt Mario Haas Linz-Keeper Zeljko Pavlovic gewohnt abgebrüht. Im weiteren Verlauf mag beiden Mannschaften kein Tor mehr aus dem Spiel heraus gelingen, so geht es nach 120 Minuten ins alles entscheidende Penaltyschießen. Zu diesem Zeitpunkt ein Achtungserfolg für den LASK, der letztlich in Tränen für das in schwarz-rot spielende Team von Trainer Marinko Koljanin enden wird.

Entscheidung im Elfmeterschießen

Davor ein Krimi. Den ersten Elfer von Jürgen Kauz kann Sidorczuk parieren. Großer Jubel beim mitgereisten Anhang der "Schwoazn", der nochmals frenetischer wird, als Vastic den nächsten Ball ungefährdet über die Linie drückt. Danach ein Pfeifkonzert, das Klaus Rohseano kein Glück bringt, Sidorczuk mit einer Glanzparade erneut Sieger. Sein Goldkettchen fliegt im Jubeln wild umher. Und auch auf der Bank der Grazer sitzt freilich längst keiner mehr, hüpfend und schreiend riechen Betreuer wie Spieler den Braten. Dann läuft Haas an, Pavlovic zwar in der richtigen Ecke, dennoch kann "Super Mario" zum "Flieger-Jubel" ansetzen.

Schwarz-weißer Freudentaumel in Wien nach dem gewonnenen Elfmeterschießen. | Foto: GEPA
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Dass auf Seiten des LASK Markus Weissenberger und Christian Stumpf netzen, bleibt eine Randnotiz, da sich zunächst Markus Schupp in der Torschützenliste eintragen darf und letztlich Franco Foda den entscheidenden Ball verwandelt, obwohl Sturms Jahrhunderttrainer Ivica Osim zunächst gar nicht hinschauen mag. Mit dem 4:2 im Elfmeterschießen ist die Sache gegessen: Sturm ist zum dritten Mal österreichischer Cupsieger. Für Osim, der auch für seine Verhältnisse ruhig bleibt und seinem Gegenüber die Hand schüttelt, ist es der 22. Sieg bei nur zwei Niederlagen in den letzten fünf Jahren im Bewerb.

Heißes Derby, heikles Handspiel

Doch das schwarz-weiße Fußballmärchen geht weiter. Im vorletzten Match der Bundesligasaison trifft der SK Sturm im Arnold Schwarzenegger Stadion auf den GAK. Sowohl die "Blackies" als auch die "Rotjacken" und Rapid Wien können noch Meister werden. Die Stimmung im Grazer Derby entsprechend aufgeheizt. In der 52. Minute nicht enden wollende Freudenausbrüche beim schwarz-weißen Fanlager, nachdem Vastic das 1:0 erzielt. Die Athletiker zu diesem Zeitpunkt aus dem Titelrennen, doch so einfach geben sie sich nicht geschlagen. Bei Rapid gegen Ried sind indes noch keine Tore gefallen.

Sturms Jahrhunderttrainer Ivica Osim und Schützling Mario Haas. Sie werden später in Japan nochmals zueinander finden. | Foto: GEPA
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In der 80. Minute ein Totalaussetzer von Sturm-Defensivmann Gilbert Prilasnig, der ohne bedrängt zu werden im eigenen Strafraum mit gestreckter Hand zum Ball geht, Elfmeter. Sidorczuk mit weniger Glück als im Cupfinale und Boban Dmitrovic, der später selbst noch zu den Schwarz-Weißen wechseln wird, egalisiert auf 1:1. Ein Lichtblick für den GAK im Kampf um die Meisterschale, die nach dem Siegestreffer der Hütteldorfer gegen die Innviertler, dennoch nach Wien zu wandern scheint.

Der Frust bei Osim und Co jetzt groß, doch dann betritt Jan-Pieter Martens den Rasen in Liebenau und setzt Sekunden vor Spielende den 2:1-Schlusspunkt, über den sich Prilasnig wahrscheinlich mehr als anderen vor Ort freut. Das bewegt ORF-Kommentator Robert Seeger zu einem Ausspruch, der ihm bis heute vom roten Anhang übel genommen wird: "Jetzt ist die Fußballwelt in Graz wieder in Ordnung."

Haas mit Doppelpack zum Abschied

Vor dem letzten Saisonspiel gegen Tirol steht Sturm mit einem Punkt Vorsprung auf Rapid auf Tabellenplatz eins. Nicht dabei im alles entscheidenden Match ist Ivica Vastic, der sich wegen heftiger Reklamation seine siebte gelbe Karte abgeholt hat. Doch auch ohne ihren Goalgetter lassen die Schwarz-Weißen in der 36. Bundesligarunde am 29. Mai 1999 in Liebenau nichts anbrennen: Zehnte Minute, Mario Haas bringt Sturm in seinem letzten Spiel vor seinem Wechsel zum RC Strasbourg (Ablöse rund 40 Millionen Schilling; ca. 2,9 Millionen Euro) in Führung. Dabei bleibt es bis zur Pause, kurz nach Wiederanpfiff bezwingt Martens Tirol-Schlussmann Stanislav Cherchesov, 2:0 und niemanden hält es auf den Sitzen.

Das "magische Dreieck" Mario Haas, Ivica Vastic und Hannes Reinmayr mit Meisterteller bei den Feierlichkeiten in der Grazer Innenstadt. | Foto: GEPA
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Den Deckel drauf macht gut eine Viertelstunde vor Schluss Haas, der auf und davon Cherchesov umkurvt, 3:0. Die Atmosphäre im Süden von Graz am Kochen, Schlusspfiff, der Sportklub Sturm feiert den zweiten Meistertitel und den ersten Double-Gewinn in der Vereinsgeschichte.

Ein Vierteljahrhundert später stehen die Chancen für das Team von Christian Ilzer gut, dass man bei den "Schwoazn" bald das zweite Double einfährt. Zur Vorentscheidung kommt es am Mittwoch beim Aufeinandertreffen mit Rapid Wien im ÖFB-Cupfinale im Wörthersee Stadion. Ob sich die Geschichte wiederholt?

Holt sich Sturm das "Double"?

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