Ertl will wieder aufsteirern

Mission Aufstieg: Johnny Ertl will mit Sheffield United in die Premier League.

Rot-weiß-rote Premiere in Rot-Weiß-Rot. Johnny Ertl, der Grazer England-Export, feiert am Sonntag beim Saisonauftakt in der zweiten englischen Liga gegen Cardiff (12.35 Uhr, Sky Sport) sein Debüt im Sheffield-Trikot. "Historisch!", jubelt Ertl, "schließlich bin ich in der 121-jährigen Vereinsgeschichte der allererste Österreicher."
Obwohl der 27-Jährige schon zwei Jahre beim Liga-Konkurrenten Crystal Palace gekickt hat, sieht er erst jetzt das "wahre" England: "London war "multikuli" pur. Hier ist das anders: Pro Einwohner gibt's einen Baum, ein Erholungsressort ist gleich um die Ecke und die englischen Traditionsstädte Nottingham und Manchester sind auch nicht weit weg. Das ist England."

"Wunderschön, aber hart ..."
Sportlich ging ein Traum in Erfüllung: "Sheffield ist noch um eine Ecke professioneller als Crystal Palace, schließlich heißt das Ziel ganz klar Aufstieg in die Premier League. Das spürt man überall - von der Vereinsstruktur über die Videoanalysen bis hin zum täglichen Training auf dem Platz."
Ein Tor ist Ertl in der Vorbereitung schon gelungen und auch am Sonntag rechnet er mit einem Platz in der Startelf. "Trotzdem ist das alles kein Zuckerschlecken. Du kommst in eine neue Stadt, der Wohnungsstress setzt dir zu und dann sollte man sich auch noch in jedem Training, bei jedem Schritt voll reinhauen - das darf man sich nicht so einfach vorstellen."
Wie immer einfach fiel es dem bodenständigen "Steirerbuam" dagegen, sich einzuleben: "London ist schon "eingesteirert" worden. Jetzt setze ich die Pionierarbeit in Sheffield fort. Gestern wurde für einige Freunde schon mit Frittatensuppe, Cordon bleu und Kernölsalat aufgekocht", lacht Ertl und ergänzt scherzhaft: ÖHier ist ein viel besserer Absatzmarkt für das Öl meiner Tante - einfach ländlicher."

Ghostwriter? Nein danke!
Zur Heimpremiere des Innenverteidigers wird es am 14. August kommen. "Das Stadion an der Bramall Lane fasst 32.000 Zuseher. Ich kenne die englischen Fans mittlerweile, liebe ihre Begeisterungsfähigkeit. Wenn ich jetzt von Gänsehaut spreche, wäre das untertrieben", freut sich der Grazer, der bei den Fans der sogenannten "Blades" schon jetzt einen Stein im Brett hat: "Im letzten Spiel der vorigen Saison habe ich mit Crystal Palace in einem Krimi den Erzrivalen Sheffield Wednesday besiegt - sie lieben mich dafür", schmunzelt er mit einem Zwinkern.
Und auch die heimischen Fans will Johnny auf keinen Fall im Stich lassen. In etwa zwei Wochen geht die neue, zweisprachige Homepage www.johnny-ertl.com online. Und der England-Export garantiert: "Nix mit Ghostwriter. Ich, Johannes Ertl, schreibe alle Blogs selbst."
Autorin: katharina.pruegger@woche.at