Robert Gucher – von der HIB in die Serie A
Der gebürtige Paldauer und nunmehrige Wahl-Grazer schaffte mit Frosionone sensationell den Durchmarsch – mit der WOCHE besuchte er seine alte Schule in Liebenau.
Stilecht für einen Italiener fuhr er natürlich mit einer Vespa vor. Auf dem Kult-Roller ist die Strecke von der Wohnung am Kalvariengürtel nach Liebenau einfach am schnellsten zu bewältigen. Zur HIB – dort, wo die Karriere von Robert Gucher einst ihren Lauf genommen hat. Eine Karriere, die den gebürtigen Südoststeirer nun in die Serie A geführt hat. Mit Frosinone schaffte der 24-Jährige sensationell den Aufstieg in die höchste italienische Liga – die WOCHE begab sich mit dem ehemaligen GAK-Kicker auf Spurensuche in der HIB.
"Da drüben hab ich drei Jahre lang gewohnt", sagt Gucher und zeigt beim Schlendern durchs riesige Schulareal im Grazer Süden auf die Internatsgebäude. Ein paar Schritte weiter treffen wir auf Akademieleiter Didi Pegam und Sturm-Youngster Sandi Lovric – der junge Osttiroler wohnt wie früher Gucher im Internat in Liebenau. Er erzählt dem Italien-Legionär etwas geschlaucht von den zwei täglichen Trainingseinheiten unter Franco Foda. "Bei uns geht's erst am 18. Juli wieder los", lächelt Gucher zurück.
Fragestunde mit potenziellen Nachfolgern
Wir schlendern weiter zu den Fußballplätzen, vorbei an der Blue-Box, wo Frosinones Teilzeit-Kapitän den aktuellen Akademiespielern am Vormittag in einer ausführlichen Fragestunde Rede und Antwort stand. "Ich würde jetzt die Akademie in Österreich fertig machen – erst dann ins Ausland wechseln. Und lasst euch ja nicht vom Jugendwahn bei uns verrückt machen. In Italien debütiert man im Schnitt mit 25,2 Jahren in der Serie A. Ich bin da mit 24 noch einer von den Jungen."
Die fünfte, sechste und siebente Klasse absolvierte Gucher in der HIB. "Die achte habe ich mit einem Fernstudium hier abgeschlossen, da war ich ja schon in Frosinone – die Matura hab ich dann in der Marschallgasse gemacht." Ob er ein braver Schüler war? "Wenn ich jetzt ja sage, glaubt mir das niemand. Ich war leider ein ziemlich fauler Schüler."
"Alles nicht so schlimm", lächelt Direktor Josef Müller, der inzwischen zu uns gestoßen ist. "Beim Robert war immer alles im Rahmen – da hat's ganz andere Kandidaten gegeben."
Juve & Co. warten
Den Traum vieler Akademiespieler lebt Gucher inzwischen. Ganz glauben, kann er es aber noch immer nicht, dass es mit Frosinone nun gegen Juve, Inter oder Milan geht. "Es fällt mir wirklich schwer das zu realisieren. Aber ich werde immer öfter darauf angesprochen, langsam dämmert's ..."
Das beschauliche Frosinone vor den Toren Roms erlebt gerade einen noch nie dagewesenen Fußball-Hype. "Die ganze Stadt war in den letzten Wochen blau-gelb. Es herrscht eine Euphorie, die man sich einfach nicht vorstellen kann. Die Leute dort unten kämpfen mit so vielen Problemen – beim Fußball können sie das einmal etwas vergessen. In unser Stadion gehen zwar nur 10.000 Zuschauer, es herrscht aber eine gigantische Stimmung, wie es sie in Italien nicht oft gibt."
Der Traum vom Nationalteam
Ende August wird mit dem ersten Spieltag in der Serie A ein Traum in Erfüllung gehen – mit der Realisierung eines anderen muss sich Gucher noch etwas gedulden. "Im Nationalteam zu spielen, ist für jeden Kicker ein Kindheitstraum. Mit dem Aufstieg bin ich diesem Ziel auch sicher einen Schritt näher gekommen. Wie viel jetzt aber noch zu einer Einberufung fehlt, weiß ich nicht." Deshalb wäre es für den vielfachen Nachwuchsteamspieler auch vermessen von der EURO in Frankreich zu träumen. "Ich hab noch kein Teamspiel bestritten – ich muss jetzt einmal auf eine Einberufung hoffen. Aber es ist halt so, dass der Teamchef, zum Glück für Österreich, eine sehr große Auswahl hat, gerade im Mittelfeld."
Premier League als Ziel
Während wir dann wieder in Richtung des großen Tores der HIB spazieren, verrät Gucher noch ein weiteres großes Ziel von ihm. "Irgendwann einmal möchte ich in der Premier League spielen." Als Jugendlicher stand er kurz vor einem Engagement bei Aston Villa, das allerdings an den dubiosen Forderungen und Handlungen eines ehemaligen GAK-Managers scheiterte. Mit dem Aufstieg in die Serie A hat der sympathische Steirer jedenfalls letztlich ein mehr als adäquates Trostpflaster gefunden – und wird bestimmt bald seinen Platz an der Wand der "bekannten ehemaligen Schüler" in der HIB bekommen.
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