„Wir waren noch echte Typen“
Er gilt quasi als der Herbert Prohaska des österreichischen Eishockeys, ist TV-Analytiker und Zeitungs-Kolumnist – er steht aber auch für die gute, alte Grazer Eishockey-Zeit. In der „Auszeit“ sprach Peter Znenahlik natürlich über die Puckjagd, aber auch Business und seine Liebe zu Graz.
WOCHE: Herr Znenahlik, viele ehemalige Profisportler erzählen von einem Loch, in das sie nach ihrer aktiven Karriere gefallen sind – wie war das bei Ihnen?
Peter Znenahlik: Das war bei mir nie der Fall. Ich hab ja schon während meiner aktiven Karriere mit der Arbeit als Fitness-Coach mit Stefan Koubek begonnen – das ist zunächst natürlich nur im Sommer gegangen, aber dann haben wir das eben intensiviert. Ich habe aber keine Sekunde bereut, dass ich aufgehört habe – ich war 36 und das hat schon so gepasst.“
Ihr Vater Walter ist selbst eine Eishockey-Legende, war für Sie deshalb die Karriere ohnehin vorgegeben?
Für mich selbst schon. Bis 14 hab ich bei OMV Stadlau zwar auch Fußball gespielt, aber es war immer klar, dass ich Eishockeyspieler werde – ganz ohne Druck der Eltern, aber ich bin einfach mit diesem Sport aufgewachsen.
Zu Ihrer aktiven Zeit bei den Grazer Elefanten ging der Liebenauer Eisbunker regelrecht über – heute ist das nicht mehr in diesem Ausmaß der Fall. Was sind da die Gründe für Sie?
Das kann man einfach nicht miteinander vergleichen. Das Publikum hat sich verändert. Damals hat Eishockey auch einen viel höheren Stellenwert in der Stadt gehabt – wenn wir irgendwo hingegangen sind, sind wir aufs letzte Match angesprochen worden. Wir haben ein geiles Eishockey gespielt und waren noch echte Typen. Auf einen Groulx, Doyle oder Nachbaur sprechen mich die Leute selbst heute noch an. Heute sind die Spieler beliebig austauschbar geworden.
Was sagen Sie zur aktuellen Entwicklung der 99ers?
Ich finde es gut, dass man so vernünftig ist und bei den verrückten Gagen von Wien, Salzburg oder KAC nicht mitgeht. Dank Jochen Pildner-Steinburg muss man auch nicht immer Angst haben, dass es den Verein nächste Saison nicht mehr gibt. Und mit Herbert Jerich hat man zum Glück einen zusätzlichen Sponsor gefunden, mit dem man schon die Großen ärgern könnte.
Stichwort Sponsor – Sie waren bis vor Kurzem selbst Unternehmer. Kann man für die Wirtschaft was aus dem Sport mitnehmen?
Ja, auf alle Fälle. Vor allem der Teamgedanke aus dem Sport ist auch in einem größeren Unternehmen unerslässlich – genauso gut braucht aber jede Firma, wie auch jede funktionierende Mannschaft, eine gesunde Hierarchie.
Welchen Sport betreiben Sie eigentlich selbst noch aktiv?
Jeden Montag hab ich meine Kick-Runde im TZ Weinzödl, dann spiele ich heuer wieder Tennis-Meisterschaft beim TC Raaba – und eishockey-technisch hab ich auch noch ein paar Highlight-Turniere im Jahr.
Warum hat es Sie nach Ihrer Karriere eigentlich nicht wieder heim nach Wien gezogen?
Graz ist einfach wunderschön. Ich mag die Mentalität der Leute, diese freundliche, offene Art – zumindest bei den meisten Menschen. Für mich war deshalb schnell klar, dass ich da bleiben werde – mittlerweile lebe ich seit 25 Jahren hier und würde mich schon als echten Grazer bezeichnen.
Steckbrief
Geboren: 9. Dezember 1962 in Wien
Hat 20. Saisonen als Eishockey-Profi und dabei über 600 Spiele in Österreichs erster Liga absolviert und 63 Länderspiele bestritten.
Mag seine Griechenland-Urlaube im Haus auf Thassos.
Mag nicht: „Smartphone-Unterhaltungen“ am Tisch
Musik: Red Hot Chili Peppers
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