Das Weltall und die Akku-Schrauber: Businesslunch mit ESA BIC Austria

Lokale sind nicht geöffnet, Martin Mössler (r.) und Christoph Hofer machten daher eine Pizzapause am Grazer "ESA BIC Austria"-Standort. | Foto: Jorj Konstantinov
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Weltraum-Technologie nutzbar machen für jedermann: Dieses Ziel verfolgt das Zentrum ESA BIC Austria in Graz.

Der Weltraum fasziniert die Menschheit: Von der legendären ersten Mondlandung im Jahr 1969 bis heute hat sich allerdings viel getan und längst ist es nicht nur die US-Behörde NASA, deren Astronauten die unendlichen Weiten erforschen. Ja, auch im kleinen Graz wird vor allem aus österreichischer Sicht immer wieder Weltraumgeschichte geschrieben. Die European Space Agency (ESA) eröffnete im Jahr 2016 in der Murmetropole sogar ein Business Incubation Centre (BIC). Welche Ziele damit verfolgt werden und was das Ganze mit einem Akku-Schrauber zu tun hat, erzählt "ESA BIC Austria"-Geschäftsführer Martin Mössler.

WOCHE: Zu welchem Zweck wurde das Business Incubation Centre in Graz eingerichtet?
Martin Mössler: Unser Anspruch ist es, Weltraum-Start-ups mit technologischer und betriebswirtschaftlicher Expertise zu fördern. Es soll gelingen, die Raumfahrt-Technologie für Innovationen zu nutzen, um in weiterer Folge einen Mehrwert für die Gesellschaft zu generieren, um ein besseres und nachhaltigeres Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen.

Raumfahrt-Technologie: Das klingt relativ abstrakt ...
Das mag man auf den ersten Blick glauben, dabei haben wir alle sicher zehn bis 15 Mal täglich mit dieser Technologie zu tun! Ein Beispiel: Der Rauchmelder wurde damals für die amerikanische Raumstation "Skylab" erfunden, weil ein Feuer im All zu einer Katastrophe führen würde. Auch der Akku-Schrauber wurde für den Weltraum entwickelt, nachdem es dort ja keine Steckdosen gibt.

Sie haben erwähnt, dass Raumfahrt-Technologie zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Wie ist das zu verstehen?
Nehmen wir Solarzellen her: Auch diese wurden für die Raumfahrt entwickelt, sind sie doch als Stromquelle ideal, weil man dafür auf nukleare Generatoren verzichten kann. Die ISS wiederum wird mit Brennstoffzellen betrieben, die heute etwa in Wasserstofffahrzeugen eingesetzt werden – und Teil der Mobilität der Zukunft sind. Diese Beispiele zeigen, warum es wichtig ist, dass es auch in Zukunft Start-ups im Bereich der Weltraumtechnologie gibt.

Wie fällt die Bilanz nach vier Jahren seit der Implementierung von ESA BIC Austria aus?
Wir haben weit über 40 Firmen aus ganz Österreich entwickelt. Pro Jahr werden überhaupt mehr als 200 Start-ups gefördert, schließlich gibt es über 20 ESA-BIC-Ableger am ganzen Kontinent. Graz ist dabei das Zentrum für Österreich und Südosteuropa.

Akku-Schrauber und Rauchmelder waren gestern: In welchen Forschungsbereichen sind die Start-ups heute aktiv?
Raumfahrt-Technologie kann Inputs für die unterschiedlichsten Bereiche liefern. Das Start-up refarmo etwa nutzt Daten von Weltraumsatelliten, um Feuchtigkeitsanalysen für Böden zu erstellen. Damit können Landwirte dann die Bewässerung effizienter steuern. IceKing betreibt beispielsweise Gletscher-Monitoring, während das Start-up Seasy Yachthäfen auf der ganzen Welt unter Zuhilfenahme von Raumfahrt-Technologie mit Seglern vernetzt. Drone Rescue wiederum hat ein Rettungssystem für professionelle Drohnen entwickelt. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen ...

Kann man Graz damit getrost als Weltraum-Hauptstadt Österreichs bezeichnen?
Mit Sicherheit. Die TU Graz und Karl-Franzens-Universität sowie das Institut für Weltraumforschung machen exzellente Arbeit, auf welcher wir aufsetzen dürfen. Dazu kommen zahlreiche Alleinstellungsmerkmale: So sitzen die Experten für europäische Satelliten-Vermessung in Graz.

Welche Erwartungen haben Sie für die nächsten Jahre?
Wir möchten sanft wachsen, sowohl qualitativ als auch quantitativ besser werden und das Tor nach Südosteuropa weiter öffnen. Es gibt immer Luft nach oben.

Das ist Martin Mössler

Geboren im Jahr 1979 in Graz
Hat zunächst an der Technischen Universität Maschinenbau studiert
Anschließend folgte ein Studium der Politikwissenschaften in Salzburg.
Mössler hat darüber hinaus auch Internationale Beziehungen in Oxford studiert, dazu hängte er noch ein Masterstudium an der London School of Economics an.
In Summe hat er an zwei verschiedenen Unis für insgesamt vier Rektoren, darunter mit Hans Sünkel und Harald Kainz, dem ehemaligen sowie dem aktuellen Rektor der TU Graz, gearbeitet.
In weiterer Folge war Mössler auch im Uniratsbüro von AVL-CEO Helmut List tätig.
Seit 2016 ist der Grazer, der einst in Kroatien seinen Zivildienst leistete, Chef des Science Park Graz.
Die letzten Jahre hat er genutzt, um die Arbeit im Science Park weiter zu professionalisieren und noch mehr Start-ups bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.
Zu seinen Lieblings-Freizeitbeschäftigungen zählt das Segeln. Bevorzugt ist er mit einer Jolle am Ossiacher See unterwegs.
Er hat auch ein Faible für Moderne Kunst.
Nach seinen Lieblingsbüchern gefragt, erwähnt er "What Money Can't Buy" von Michael Sandel und "The Entrepreneurial State" von Mariana Mazzucato.
Graz ist für ihn eine lebenswerte Stadt mit einem guten kulturellen Angebot: "Graz ist spannend, weil die Stadt auch das Tor zum südosteuropäischen Raum ist."
Generell fühlt er sich aber überall wohl, wo ein Klima der Toleranz, Offenheit und Fairness herrscht.

Infos zu ESA BIC Austria

Das Business Incubation Centre (BIC) der European Space Agency (ESA) wurde in Graz im Herbst 2016 eröffnet.
Das ESA-BIC-Netzwerk ist groß und umfasst Ableger in über 20 Ländern (von Spanien über die Niederlande bis Schweden).
In Summe wurden bisher bereits rund 800 Start-ups, davon allein am Grazer Standort an die 40, gefördert und weiterentwickelt.
Ziel ist es, Weltraum-Technologien auf die Erde zu transferieren, die einen Nutzen stiften und der Gesellschaft dienlich sind.
Koordiniert und gemanagt wird ESA BIC Austria vom Science Park Graz. Geschäftsführer ist in beiden Fällen Martin Mössler.
Rund 1.000 Start-ups pro Jahr bewerben sich, etwa 2,5 Prozent der Firmen werden aufgenommen.
Für diese werden 50.000 Euro ausgeschüttet, sofern das Geld zweckdienlich, etwa für den Bau eines Prototypen, verwendet wird.
Web:http://www.esa-bic.at/


Gast & Wirtschaft: Pizzaiolo (to go)

Adresse: Dietrichsteinplatz 7 und Karmeliterplatz 1, jeweils 8010 Graz
Web:pizzaiolo.at
Öffnungszeiten: Aufgrund des Lockdowns derzeit geschlossen, Speisen können aber abgeholt werden, dazu gibt's ein Lieferservice via Velofood
Beschreibung: Eine echte neapolitanische Pizza wollte Raimondo Trombatore den Grazern bieten und er hat Wort gehalten. In mittlerweile zwei Pizzaiolo-Filialen werden neben zahlreichen Pizza-Variationen auch Antipasti, Insalate und Dolci serviert.
Das Essen: Im Lokal kann nicht gespeist werden, daher wird die Pizza ins Büro geliefert. Martin Mössler und Fotograf Jorj Konstantinov entschieden sich für eine Pizza Arrabbiata mit Tomaten, pikanter Salami, Basilikum und Olivenöl. Redakteur Christoph Hofer wählte eine Pizza Ortolana mit Tomaten, Melanzani, Zucchini, Basilikum und Olivenöl.
Die WOCHE meint: Dass das Team von Raimondo Trombatore sein Handwerk versteht, merkt man wirklich mit jedem Bissen. Die Pizzen, inklusive des Randes, schmecken hervorragend. Es bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Mal wieder vor Ort gespeist werden darf.

Lokale sind nicht geöffnet, Martin Mössler (r.) und Christoph Hofer machten daher eine Pizzapause am Grazer "ESA BIC Austria"-Standort. | Foto: Jorj Konstantinov
Wohnt und arbeitet gerne in Graz: Martin Mössler | Foto: Jorj Konstantinov
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