„Ich bin Architekt, kein Entertainer“

- Zu Tisch bei Tino Ziampras: Thomas Pucher (l.) plauderte mit Roland Reischl (WOCHE) über Graz, Unternehmertum und warum der Höhepunkt seiner Karriere noch lange nicht erreicht ist.
- Foto: geopho.com
- hochgeladen von Roland Reischl
Zu Tisch mit Thomas Pucher: Beim Griechen „Bakaliko“ auf dem Lendplatz erzählte uns Architekt Thomas Pucher von Projekten, Kreativität und Wohnen.
Wirtschaftsinterviews im neuen Design: Das ist die Idee des WOCHE-Business-Lunch. Diesmal stand uns Architekt Thomas Pucher Rede und Antwort, griechisch-bodenständig bei „Bakaliko“ auf dem Lendplatz (siehe Info unten).
Warum sind wir auf dem Lendplatz gelandet?
Th. Pucher: Grill am Gries wäre die Alternative gewesen. Im Ernst: Der Lendplatz hat sich echt lässig entwickelt.
Man kann online viel über Ihre Projekte lesen, aber wenig über Sie selbst ...?
Ich bin ein klassischer Architekt, kein Entertainer. Ich will nicht mein ganzes Leben auf der Homepage haben.
Vor 3 Jahren hat eine Zeitung geschrieben: Thomas Pucher am Höhepunkt seiner Karriere. Wie sehen Sie das?
(Lacht). Das geht bei uns ohnehin langsamer. Damals ging es um das Opernhaus in Warschau, das wurde eh noch nicht umgesetzt. Im Gegenteil, ich warte eigentlich noch auf den Höhepunkt. Erst wenn du gebaut hast, bist du wirklich in der Top-Liga.
Warum haben Sie ihren Hauptsitz immer noch am Standort Graz?
Weil es für die hohe Lebensqualität immer noch leistbar ist. Überall sonst, wo es cool ist, ist es leider unglaublich teuer.
Eine überschaubare Stadt?
Sie könnte größer sein, das Leben noch intensiver. Aber wir haben eine gut gewachsene Struktur und viel Grün.
Zu viel Verkehr?
Die Menschen haben so romantische Vorstellungen von Fußgängerzonen. Mobilität ist aus Städten nicht mehr wegzudenken.
Was macht einen guten Architekten aus?
Ein Haus ist Organismus, Teil der Stadt. Wenn das für Menschen Zusatznutzen bietet, ist das Ziel erreicht. Wir schaffen Lebensraum. Mit möglichst wenig Kompromissen.
Gibt es Zeiten, in denen die Ideen ausgehen?
Wäre schön, wenn es das gäbe (schmunzelt), dann wäre es leichter, abzuschalten.
Was sind Sie denn für ein Unternehmertyp?
Als kreativer Mensch ein schlechter, bei mir steht halt die Qualität über der Wirtschaftlichkeit. Wichtig ist mir, einen Teil des Budgets für neue Dinge zu reservieren. Und die Kommunikation zu verbessern, das spart Geld.
Letzte Frage: Wer richtet bei Ihnen zuhause sein?
Das meiste sind Familienentscheidungen, da reden alle mit, jeder entscheidet mit. Ein Stück entwerfe ich meist selbst und lasse es bauen.
THOMAS PUCHER
Seine Erfolge:
Gewann über 30 Wettbewerbe auf der ganzen Welt, unter anderem für das Headquarter der OIC (Organization for Islamic Culture) in Saudi Arabien, die Neue Sinfonie in Warschau, die Musikschule in Tallinn (Estland) und das China North City Development in Tianjin, außerdem für Krankenhausbauten in Salzburg und Dortmund.
Das Unternehmen:
20 Mitarbeiter werken im Atelier Pucher.
Sein Sternzeichen: Zwilling mit Aszendent Zwilling. "Das macht meine Vielfalt aus."
Thema Einkaufen
"Bücher kaufe ich mir fast ausschließlich auf Flughäfen. Da habe ich die meiste Zeit."
Wohnen in Graz:
Lebt derzeit in der Nähe der Reiterkaserne im 12. Stock. Übersiedelt demnächst in eine Altbauwohnung auf dem Griesplatz.
Ikea?
"Hm. Nein, gibt es bei uns zuhause nicht."
Schläft schlecht, wenn "nicht genug los ist. Oder weil einfach zu viele Ideen in meinem Kopf herumschwirren.
Seine Schwäche?
"Ich bin stur, wenn ich von etwas überzeugt bin. Das sehe ich aber nicht als Schwäche."
Ändert seine Meinung ...:
"... manchmal von heute auf morgen. Dann habe ich mich weiterentwickelt."
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