Kosten explodieren
Steirische Wohnbaugenossenschaften drohen mit Baustopp
Wohnbaugenossenschaften können gemeinnützige Preise nicht mehr halten. Neubauten wurden bereits eingestellt, passiert nichts, sind auch laufende Projekte in Gefahr.
STEIERMARK. Es ist eine Verkettung schwierigster Umstände, das Ergebnis ist für den sozialen Wohnbau ein fatales: Gestörte Lieferketten in der Coronakrise, der Krieg in der Ukraine, Spekulationen in der Rohstoffbranche, all das hat dazu geführt, dass die Preise in der Baubranche explodiert sind. "Wir reden da von 35 bis 40 Prozent Steigerung, allein in den letzten beiden Monaten waren es 20 Prozent", erklärt Christian Krainer, ÖWG-Vorstand und Obmann im Verband der gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV), dem unter anderem die ÖWG, die GWS oder die "Ennstaler" angehören.
Die Wohnbaugenossenschaften stecken da – im Gegensatz zu privaten Bauträgern – in einer schwierigen Doppelmühle: Nur wenn sie den Quadratmeter um 2.100 Euro (Massivbau) oder um 2.350 Euro (Holzbau) anbieten, greift für den Konsumenten die Wohnbauförderung des Landes. "Um diese Preise können wir aber nicht mehr bauen, wir müssten zumindest 2.800 Euro veranschlagen", rechnet Krainer vor. Dann ist allerdings die Förderung futsch, billiger bauen ist allerdings auch keine Option: "Wir sind als Gemeinnützige an das Kostendeckungsprinzip gebunden", argumentiert Wolfram Sacherer, Chef der "Ennstaler" und Vize-Obmann im GBV. Heikel wird es außerdem bei Mietwohnungen: Dort ist das Limit des Landes (12 bis 13 Euro) aufgrund der ebenfalls rapid ansteigenden Betriebskosten auch nicht mehr zu halten.
Stopp für Neubauten, Evaluierung der laufenden Bauten
Die Konsequenz ist eine noch nie dagewesene: Bei den Neubauten wurden bereits ein Baustopp verhängt, die rund 800 neuen (leistbaren) Wohneinheiten, die jährlich in der Steiermark gebaut werden, liegen damit auf Eis. "Ändert sich an der Situation nichts, werden wir in ein bis zwei Monaten auch die laufenden Projekte einstellen", stellt Krainer unmissverständlich klar. Damit würden rund 350 Millionen Euro Investitionsvolumen brach liegen, die Wertschöpfung dieser Maßnahmen liegt bei rund 1,3 Milliarden Euro.
Und es gibt noch ein weiteres Problem auf dem Markt: Baufirmen bekommen derzeit keine Festpreise für Baustoffe. Gezahlt wird am Liefertag, damit sind die Preise vollkommen unkalkulierbar. "Wir müssen aber alles zu Festpreisen kalkulieren, anders funktioniert das in der Gemeinnützigkeit nicht", bringen es Hans Schaffer und Andreas Pötsch, ebenfalls Vorstände bei der ÖWG auf den Punkt.
"Land muss Förderlimit erhöhen oder aufheben"
Um hier noch einmal die Kurve zu kriegen, braucht es schnelle Reaktionen der politisch Verantwortlichen: Ein erster Schritt wäre es, die Obergrenze für Landesförderungen auszusetzen, damit die Genossenschaften auch bei erhöhten Preisen gefördert weiterbauen können. Denn, so Krainer: "Wir wollen und müssen unseren gesellschaftspolitischen Auftrag erfüllen können – leistbaren Wohnraum vor allem für Familien zu schaffen."
Genossenschaften in der Pandemie:
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