Business-Lunch mit "ADEVA"
Tradition und Zukunft des Buch-Geschäfts

Trafen sich zum Business-Lunch im "Konfuzius": ADEVA-Chef Paul Struzl und "Woche"-Redakteurin Antonia Unterholzer | Foto: Konstantinov
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  • Trafen sich zum Business-Lunch im "Konfuzius": ADEVA-Chef Paul Struzl und "Woche"-Redakteurin Antonia Unterholzer
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Paul Struzl spricht beim "Business-Lunch" mit MeinBezirk.at über die Tradition und die Zukunft der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt (ADEVA), die er in dritter Generation führt.

GRAZ. Als weltgrößter Faksimile-Verleger setzt die Akademische Druck- und Verlagsanstalt "ADEVA" seit 75 Jahren Standards bei originalgetreuen Wiedergaben antiker und mittelalterlicher Handschriften. Paul Struzl führt den Familienbetrieb in dritter Generation. Beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at im Chinarestaurant "Konfuzius" (siehe unten) spricht er über Pläne für ein Geschäft in der Innenstadt, internationale Aufträge und die Zukunft des Buches. 

  • Was ist das Hauptprodukt der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt?

Paul Struzl: Nachdem im Zweiten Weltkrieg viele Buch-Schätze zerstört wurden, hat mein Großvater die Idee gehabt, Duplikate antiker und mittelalterlichen Schriften anzufertigen, um dieses wichtige Kulturgut zu erhalten. Die Bezeichnung dafür, "Faksimile", kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "mache es ähnlich“. Das spezielle Druckverfahren dafür war damals in Europa noch nicht Standard und so gab es bald großes Interesse der Bibliotheken. Heute sind Faksimile-Ausgaben immer noch unser A-Produkt, wir verlegen aber auch Publikationen für Fachliteratur, Buchkunst, Bildbände und als Grazer Traditionsunternehmen dann auch Steiermark-bezogene geschichtliche Bücher.  

Der Grazer Unternehmer ist überzeugt: Bücher wird es immer geben. | Foto: Konstantinov
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  • Wer ist Ihre Kundschaft?

Zu Beginn waren es zum großen Teil Bibliotheken, Museen und Universitäten, also öffentliche Einrichtungen, die einen Forschungs- oder Kulturauftrag im Bereich Buch haben. In den 90er-Jahren hat sich das dann gedreht – mittlerweile sind 95 Prozent unserer Kunden private Sammler. Weil Bibliotheken heute viel geringere Budgets haben. Was wir aber heute auch noch haben, sind internationale Auftragsarbeiten: Wir hatten zum Beispiel zwei Projekte mit Abu Dhabi – in der arabischen Welt ist einfach viel Geld vorhanden und zudem wird der Schrift dort gesellschaftlich noch sehr große Bedeutung zugemessen. Wir hoffen, dass sich da noch mehr Projekte ergeben werden. 

  • Gibt es am internationalen Markt viel Konkurrenz im Bereich Faksimile?

Heute gibt es nicht mehr sehr viele Firmen, im deutschsprachigen Raum sind es lediglich zwei oder drei renommierte Mitbewerber. Leider gibt es aber Vertriebe, bei denen die Gier sehr groß ist und wo dann teilweise berichtet wird, dass Faksimile-Ausgaben 'überteuert' verkauft würden. Das sind natürlich Dinge, die im Herzen wehtun, wenn man um den Wert hochwertigen Faksimiles weiß. Bei so einem sensiblen Produkt werden Sammler dann natürlich nervös, so etwas zu hören, aber die Kunden werden da natürlich von der ADEVA und anderen seriösen Mitbewerbern zu den Preisen informiert. 

Paul Struzl führt den Betrieb seines Großvaters seit 2011 als Geschäftsführer. | Foto: Konstantinov
  • Paul Struzl führt den Betrieb seines Großvaters seit 2011 als Geschäftsführer.
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  • Denken Sie, Bücher bleiben auch in Zukunft ein rentables Geschäft?

Als ich die Firma von meinem Vater übernommen habe, habe ich auch einige Altlasten geerbt. 2014 habe ich die ADEVA auch einmal selbst in die Insolvenz geschickt, um auszuloten, ob sich das weiterhin ausgeht. Das ist aber alles geglückt und jetzt bin ich wieder so weit, dass ich in manchen Bereichen durchaus gerne wachsen möchte. Es steht dabei nicht im Vordergrund, so schnell wie möglich reich zu werden – dafür ist der Faksimile-Bereich auch nicht geeignet, weil es nicht so viele Abnehmer gibt. Aber das Schöne und kulturell Wertvolle zu erhalten und Leuten vielleicht auch die Möglichkeit zu geben, einzutauchen – das möchte ich beibehalten und weiter ausbauen. Ich glaube jedenfalls, dass es Bücher immer geben wird. Das E-Book ist eine gute Sache, aber gerade heutzutage ist es meinem Eindruck nach oft so, dass man die Wertigkeit von etwas mehr fühlt, wenn man es in der Hand halten kann. 

  • Die ADEVA ist heuer 75 Jahre alt. Gibt es konkrete Pläne für das Jubiläumsjahr?

Der Fokus heuer wäre, dass ich gerne ein Geschäft in der Innenstadt aufsperren würde. Wo man unsere Bücher kaufen, aber vor allem auch den Grazern zeigen kann, was schon seit 75 Jahren in Graz gefertigt wird. Weil ja auch das Buchbinderische etwas ganz Besonderes ist – es wird noch gebunden wie vor hunderten von Jahren. Leider stirbt das immer mehr aus, in der Lehre werden 98 Prozent der Buchbinder als Industriebuchbinder ausgebildet, nur noch ganz wenige lernen das Händische. Für das Geschäft in der Innenstadt wäre es natürlich hilfreich, da auch von der Stadt Graz Unterstützung zu bekommen. Wenn man das Geschäfte-Sterben in der Innenstadt sieht, dann denke ich, dass wir da auf jeden Fall einen Mehrwert für die ganze Stadt bringen könnten. 

Zur Person: Paul Struzl

Seit 2009 arbeitet Paul Struzl bei der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt "ADEVA", die sein Großvater im Jahr 1949 gegründet hat. 2011 übernahm der Grazer die Geschäftsführung – obwohl sich Struzl nach seinem Studium im Bereich Industriewirtschaft eigentlich auch für eine Karriere in der Automobilbranche interessiert hätte. Mit seiner Leidenschaft für das Reisen hat ihn sein Vater, wie er erzählt, aber schließlich "geködert" – beinhaltet die Arbeit beim international marktführenden Faksimile-Verlag immerhin auch den Besuch internationaler Buch-Messen, etwa nach Abu Dhabi. Persönlich liest Struzl am liebsten im Urlaub und ist dabei ein Fan von Papier. 

Zum Business-Lunch bei "Konfuzius" gab es das Mittagsmenü in verschiedener Ausführung. | Foto: MeinBezirk.at
  • Zum Business-Lunch bei "Konfuzius" gab es das Mittagsmenü in verschiedener Ausführung.
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Fernöstliches Ambiente bei Konfuzius 

  • Adresse: Sankt Peter-Hauptstraße 80, 8042 Graz
  • Öffnungszeiten:  Dienstag - Sonntag 11 bis 22 Uhr; Montag geschlossen
  • Tel.: +43 316 482838
  • Web: www.konfuzius.at

Beschreibung: Traditionelle Speisen aus dem Reich der fernöstlichen Küche werdem im Chinarestaurant "Konfuzius" in der Sankt Peter-Hauptstraße serviert. Gewählt werden kann aus zahlreichen Mittagsmenüs oder à la Carte. 

Das sagt MeinBezirk.at: Ob im Wintergarten mit vielen Pflanzen und Aquarium oder im Bambus-Außengarten – das fernöstliche Ambiente ist bei Konfuzius definitiv sicht- und spürbar. Zum Business-Lunch gab es das Mittagsmenü in verschiedenen Ausführungen mit Frühlingsrolle, gebratenem Reis beziehungsweise Zwiebel-Rindfleisch und Obstsalat. Die zuvorkommende Bedienung rundet das authentisch chinesische Mittagessen ab. 

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.

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