Zum Wohle der nächsten Generation

Voller Optimismus: Julie Melzer strahlt und blüht auf, wenn sie von ihrem Job im Kinderdorf erzählt. | Foto: prontolux
  • Voller Optimismus: Julie Melzer strahlt und blüht auf, wenn sie von ihrem Job im Kinderdorf erzählt.
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Sie waren im Unternehmertum tätig, nun sind Sie Leiterin des SOS-Kinderdorfes. Wie kam dieser Wechsel?
Julie Melzer: Ich habe in Luxemburg gearbeitet, mir hat das Nieselwetter dort aber meine gute Laune genommen. Ich wollte zurück nach Graz und auch in den pädagogischen Bereich, für den ich eigentlich ausgebildet bin. Darum habe ich mich um die Leitung des SOS-Kinderdorfes beworben und bin dort nun seit vier Jahren tätig.

Wie groß ist das Kinderdorf?
Wir beherbergen zurzeit etwa 80 Kinder – die kleinsten sind drei Jahre alt, die ältesten 19. Dann gibt es noch 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus dem sozialpädagogischen Bereich stammen, und sieben Kinderdorf-Mütter. Sie sind das Herzstück des Kinderdorfes und verbringen bis zu sechs Tage durchgehend vor Ort. Die Kinder sagen teilweise auch Mutti zu ihnen.

Aufgrund welcher Probleme kommen die Kinder zu Ihnen?
Die Gründe reichen von Vernachlässigung und Misshandlung bis zu Suchtkrankheiten der Eltern. Viele glauben, dass Waisenkinder im Kinderdorf betreut werden, das ist aber ein bisschen ein Mythos. Das war einmal so. Nach dem Krieg wurde das Kinderdorf ja gerade für die Kriegswaisen gegründet. Heute sind bei uns vor allem jene Kinder untergebracht, deren Kindeswohl zuhause nicht mehr gesichert ist. Wir bieten aber auch Mischformen an, wo ganze Familien bei uns wohnen, die so unterstützt werden sollen.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie in Ihrer täglichen Arbeit?
Die Kinder- und Jugendhilfe ist allgemein wirklich sehr fordernd – menschlich und in der Profession, weil einem die Dinge oft ans Herz gehen. Dann gibt es aber auch so viele lohnende Momente, wenn Kinder, die einen ganz schweren Start ins Leben hatten, ihr Leben leben können, selber Kinder kriegen, einen Job finden oder die Lehre mit Auszeichnung abschließen. Das sind die Highlights, von denen wir zehren. Ich mag an meinem Job auch, dass ich zwar einen Leitungsjob habe, aber trotzdem direkt mit den Kindern in Kontakt bin, da ich im Kinderdorf sitze. Die Kinder kommen mit allen möglichen Anliegen zu mir. Einmal standen plötzlich ein paar bei mir im Büro und haben Mini-Schafe gefordert (lacht).

Klingt alles sehr vertraut und familiär.
Das ist es. Viele Kinder, die das Kinderdorf verlassen, kommen später wieder und zeigen es ihren Kindern. Und der Dorfcharakter reicht vom Dorfklatsch bis zu unserem eigenen Dorfplatz.

Auch wenn sich das lustig anhört, sind Sie aber wahrscheinlich oft mit schweren Schicksalen konfrontiert?
Man muss schon für diesen Job brennen, um ihn zu machen. Ich sage immer, wenn meine Leidenschaft für die Arbeit aufhört, dann höre ich auf. Aber ich habe Pädagogik studiert, weil ich denke, dass man im Bereich der Erziehung viel machen kann.

Sind Sie eigentlich auch vom Flüchtlingsthema betroffen?
Ja, letztes Jahr sind drei Kinder aus Traiskirchen zu uns gekommen. Die wussten gar nicht, wie ihnen geschieht, als der Fahrer sie einfach bei uns rausgelassen hat. Sie haben sich aber schnell und gut integriert und sprechen jetzt ein süßes Arabisch-Steirisch.

Was wollen Sie der nächsten Generation durch Ihre Arbeit mit auf den Weg geben?
Es ist wichtig für die Kinder, herauszufinden, was sie wollen. Ich möchte dann, dass sie das auch verfolgen und erreichen können.

WOCHE-WORDRAP

Das Schönste daran, eine Frau zu sein ist für mich ... darüber habe ich noch nie nachgedacht.
Das letzte Mal richtig laut gelacht habe ich ... gestern mit einem Kind im Kinderdorf.
Nach dem Aufstehen ... lese ich zuerst die Zeitung.

Steckbrief

Geboren am 23. 8. 1973 in Zeltweg
Hat Pädagogik in Graz studiert.
War früher in der Luftfahrt, dann als Lektorin in Luxemburg tätig.
Hat in einem Pflegeheim gearbeitet.
Leitet seit 2012 das SOS-Kinderdorf.

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