Eggenberg: Wenn ein Baustopp geflogen kommt
Bauunterbrechung bei Schloss Eggenberg regt auf: Ein Gutachten für Fledermäuse lässt Projekte wackeln.
Die Freude bei steirischen Landespolitikern und Tierschützern war groß im Jahr 2015, als bekannt wurde, dass das Schloss Eggenberg in Graz zum so genannten Natura-2000-Europaschutzgebiet erklärt wurde. Aufgrund der Einrichtung dieser Schutzgebiete sollen die natürlichen Lebensräume in Europa dauerhaft gesichert werden.
Im konkreten Fall beherbergt das Weltkulturerbe das österreichweit letzte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Fledermausart Große Hufeisennase.
Flugradius als Knackpunkt
Es sind aber just jene 30 Tiere, die in Graz einiges an Staub aufgewirbelt haben. Der Hintergrund: Vor allem im Sommer sind die Fledermäuse sehr aktiv, ihr Flugradius rund um das Schloss Eggenberg beträgt etwa fünf Kilometer und liegt somit außerhalb der Schutzzone. Schockierende Nachrichten erhielt jetzt ein Bauträger: Die Naturschutzbehörde verfügte einen Stopp der Bautätigkeiten unweit der Schlossanlage.
Kein Fall ist wie dieser
Ein Fledermausgutachten müsse jetzt klären, ob das Projekt die Säugetiere beeinträchtigt oder nicht. Noch weiß niemand, welche Auswirkungen ein endgültiges Gutachten auf die Bauvorhaben in der Gegend hätte. "Seit dem Vorjahr gibt es ein neues Naturschutzgesetz in der Steiermark, das unter anderem Zuständigkeiten neu regelt", klärt Günther Schiffrer vom Referat für Umwelt- und Gesundheitsrecht der Stadt Graz auf.
Auf Erfahrungswerte kann die Stadt, die nun für diese Belange zuständig ist, nicht zurückgreifen. "Ein derartiger Fall ist uns noch nicht bekannt, davor war immer das Land zuständig", so Schiffrer. Ganz egal wie die Entscheidung auch ausgehen mag: Es riecht nach Präzedenzfall.
Unsicherheit bei Bauträgern
Ein Fall, der massive Auswirkungen auf künftige Bautätigkeiten haben könnte. "Natürlich ist Umweltschutz wichtig, aber wenn ein Verbot innerhalb von fünf Kilometern Luftlinie kommt, kann man bis zum Lendplatz nichts mehr bauen. Beim Denkmalschutz ist auch nur das Gebäude an sich geschützt und nicht Häuser daneben", hofft Gerald Gollenz, Obmann der WKO-Fachgruppe Immobilien und Vermögenstreuhänder, auf eine optimale Lösung für alle Parteien.
Die Unsicherheit ist jedenfalls groß: "Viele Firmen, die rund um das Schloss Bauprojekte abwickeln, wurden jetzt verunsichert. Wir können aber vorerst nur das Gutachten abwarten und dann entsprechende Maßnahmen ableiten", sagt Schiffrer.
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